Das Perfect-Moment-Syndrom sorgt dafür, dass wir uns selbst in schönen Momenten nie wirklich glücklich fühlen können. Hier erfährst du, was sich hinter dem Phänomen steckt und wie du damit umgehen kannst.
Du hast den perfekten Tagesablauf geplant. Vielleicht geht es dabei um deinen Geburtstag, eine Hochzeit oder einfach einen schönen Tag mit Freund:innen oder dem:der Partner:in. Und obwohl doch alle anderen entspannt sind und Spaß haben, bist du trotzdem permanent angespannt oder sogar traurig. Es ist vielleicht nicht ganz so sonnig, wie du es dir gewünscht hättest. Oder deine Frisur sitzt nicht richtig. Oder eine Person hat noch im letzten Moment abgesagt. Vielleicht passiert auch nichts davon, aber du befürchtest permanent, dass etwas eintreten könnte, das die Stimmung ruiniert.
Wenn derartige Einzelheiten dazu führen, dass du die gesamte Veranstaltung nicht genießen kannst oder sogar die ganze Zeit traurig, aufgelöst oder wütend bist, leidest du eventuell unter dem Perfect-Moment-Syndrom.
Was ist das Perfect-Moment-Syndrom?
Der Begriff des Perfect-Moment-Syndroms wurde von der Autorin und Journalistin Sarah Wilson geprägt. Sie erläutert, dass das Syndrom dadurch entsteht, dass wir von vornherein sehr hohe Erwartungen an bestimmter Tage oder Veranstaltungen stellen. Wir müssen etwa an unserem Geburtstag durchgehend glücklich sein. Im Urlaub müssen wir uns entspannen. Und die Hochzeit muss der glücklichste Tag unseres Lebens werden.
Gehen wir mit diesen Erwartungen durchs Leben, kann uns das stark unter Druck setzen und uns letztlich trauriger machen. Schließlich sind wir dann schneller enttäuscht, wenn mal etwas nicht ganz perfekt läuft. Zudem sind wir vor bestimmten Veranstaltungen deutlich gestresster und haben ständig Angst davor, dass etwas nicht ganz so gut funktionieren könnte. Schließlich könnte das den so lange ersehnten „perfekten Moment“ stören.
Wie viele Menschen sich mit dem Perfect-Moment-Syndrom identifizieren können, zeigt auch die aktuelle Popularität des Begriffs auf TikTok. Hier teilen immer mehr Nutzer:innen, dass auch sie unter zu hohen Erwartungen leiden. Die Influencerin Sarah Yudkin erklärt etwa in einem TikTok-Video: „Ich habe festgestellt, dass hohe Erwartungen viel Raum für Enttäuschung lassen und mir oft das Gefühl geben, dass die Erfahrung nicht so war, wie sie hätte sein sollen.“ Selbst wenn wir dann also einen schönen Tag verbracht haben, haben wir ständig das Gefühl es hätte noch perfekter sein können.
Leidest du unter dem Perfect-Moment-Syndrom?
Laut Business Punk sprechen folgende Anzeichen dafür, dass du eventuell auch unter dem Perfect-Moment-Syndrom leidest:
- Du bist generell eine perfektionistische Person und setzt auch voraus, dass bestimmte Tage und Veranstaltungen perfekt ablaufen.
- Du planst Geburtstage, Reisen, Partys und andere Events bis in kleinste Detail.
- Du hast schon vorher Angst, dass dein Plan nicht zu 100 Prozent funktioniert und sich gewisse Dinge im Ablauf ändern könnten.
- Du bist schnell enttäuscht, wenn sich andere nicht genauso intensiv vorbereitet haben und bist nachtragend, wenn Personen absagen.
- Du versuchst Veranstaltungen nachzuahmen, die in deinen Augen perfekt abgelaufen sind – auch wenn das in der Realität gar nicht so möglich ist.
Gegen den Perfektionswahn: Das kannst du tun
Hast du für dich festgestellt, dass du unter dem Perfect-Moment-Syndrom leidest, ist das schon der erste Schritt zur Aufarbeitung des Problems. Zudem können dir folgende Tipps helfen:
- Frage dich, warum du eigentlich dem perfekten Moment hinterherjagst. Möchtest du andere Menschen beeindrucken? Vermeintlich perfekte Veranstaltungen auf Social Media nachahmen? Oder mit perfekt geplanten Geburtstagen und Partys deinen Selbstwert stärken? In all diesen Fällen dient das Streben nach dem perfekten Moment eher dazu, andere Aspekte zu kompensieren. Hier lohnt es sich, genau diese Dinge in den Blick zu nehmen und zu bearbeiten.
- Auch Achtsamkeitstraining, wie zum Beispiel regelmäßige Meditationen, können dabei helfen, mehr im Hier und Jetzt anzukommen. Du lernst dabei, dich auf den aktuellen Moment zu konzentrieren, ohne ihn zu bewerten. Das kann verhindern, dass du ständig die vermeintlich negativen Dinge kritisierst oder darüber nachdenkst, was noch besser sein könnte.
- Das Perfect-Moment-Syndrom geht auch häufig mit negativen Selbstgesprächen einher. Das heißt, dass du dich zum Beispiel innerlich ständig selbst kritisierst, wenn bestimmte Dinge nicht nach deinem perfekten Plan verlaufen. Der erste Schritt zur Besserung besteht dabei darin, dass du negative Selbstgespräche als solche identifizieren kannst. Dann kann es dir auch gelingen, diese zu unterbrechen und durch positive Gedanken zu ersetzen. Mehr zu diesem Thema findest du hier: Selbsthass überwinden: So kannst du dich wieder selber lieben.
- Wenn du merkst, dass dein Streben nach Perfektion mit deinem Social-Media-Konsum zusammenhängt, kann auch eine Social-Media-Pause oder ein genereller Digital Detox helfen.
- Mehr zu Perfektionismus und einem gesunden Umgang damit findest du in diesem Artikel: Perfektionismus – so werden hohe Ansprüche nicht zum Problem.
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