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Ikigai: Mit der japanischen Philosophie den Sinn des Lebens finden

Ikigai ist ein Weg zu mehr Achtsamkeit.
Foto: CC0 / Pixabay / earthroom

Die japanische Philosophie Ikigai beschäftigt sich mit dem übergeordneten Sinn des Lebens. Anhand einiger Fragen kannst auch du deinen persönlichen Ikigai herausfinden.

Wir leben im digitalen Zeitalter, in dem viele von uns einen erheblichen Teil ihrer Zeit am Computer oder dem Smartphone verbringen. Sich selbst in dieser virtuellen Welt nicht zu verlieren ist nicht immer einfach. Bei vielen wächst deshalb eine innere Sehnsucht, den Fokus weg von der digitalen Welt und zurück auf das „Hier und Jetzt“ und das eigene „Ich“ zu lenken. Daran knüpft auch die Philosophie des Ikigai an.

Ikigai stammt aus Japan und bedeutet wörtlich übersetzt „Lebenswert“ („iki“ für „Leben“ und „gai“ für „Wert“). Das Konzept dreht sich darum, herauszufinden, was das Leben für die oder den Einzelne:n lebenswert macht.

Vereinfacht gesagt: Mit Ikigai sollst du herausfinden können, welcher ganz persönliche Grund es für dich jeden Morgen lohnenswert macht, aufzustehen und einen neuen Tag zu beginnen.

Diesen individuellen Sinn des Lebens herauszufinden soll der Schlüssel zu einem langen, erfüllten Leben sein. Die japanische Kultur ist berühmt für ihre Weisheit und die Bewohner:innen der japanischen Insel Okinawa sind weltweit bekannt dafür, zu den glücklichsten Menschen der Erde zu gehören. Grund genug, sich Ikigai näher anzuschauen.

Die vier Bereiche des Ikigai

Ikigai stammt aus Japan und ist eine Lebensphilosophie.
Ikigai stammt aus Japan und ist eine Lebensphilosophie.
(Foto: CC0 / Pixabay / cegoh)

Der japanischen Philosophie zufolge hat ein jede:r von uns einen ganz eigenen Ikigai, einen individuellen Grund für ein lebenswertes Dasein. Mit Ikigai sollst du herausfinden können, was dir wirklich wichtig ist, was dich im Verlauf deines Lebens also erfüllt und glücklich macht.

Ikigai-Expertin Saskia Werner beschreibt, wozu das Konzept in einem Coaching angewandt wird: „Mit dem Ikigai-Konzept kann der Coachee sich klarer über seine Werte und Ziele im Leben werden und wie er diese ganzheitlich auf allen Ebenen (beruflich, privat, im Hobby etc.) ausleben und entfalten kann.“ So sei es für dich wichtig, stets deine Werte und Ziele zu verfolgen, um möglichst authentisch und ausgeglichen zu sein.

Deinen Ikigai zu finden ist nicht einfach und verlangt Geduld. Die persönlichen Fragen, auf denen Ikigai basiert, scheinen zunächst einfach zu beantworten zu sein. Du solltest aber immer wieder aufmerksam in dich gehen, um die richtigen Antworten zu finden.

Ikigai setzt sich aus vier verschiedenen Themenbereichen zusammen. Diese kannst du dir als ringförmig angeordnete Kreise vorstellen. Dort, wo die vier Kreise eine Schnittmenge bilden, soll sich der Weg zu deinem persönlichen Ikigai befinden.

Die vier Hauptelemente sind:

  1. Etwas, das du liebst – das du gerne tust
  2. Etwas, das die Welt von dir braucht 
  3. Etwas, womit du Geld verdienen kannst
  4. Etwas, worin du gut und talentiert bist

An deinen Schnittmengen vereinen sich diese vier Bereiche und bilden jeweils ein übergeordnetes Grundbedürfnis. Werner bezeichnet diese als „Passion, Mission, Beruf und Berufung“. So findest du sie heraus:

  • Aus 1 und 2 ergibt sich deine persönliche „Mission“
  • Aus 2 und 3 ergibt sich deine „Berufung“
  • Aus 3 und 4 ergibt sich dein idealer Beruf
  • Aus 4 und 1 lässt sich deine Passion ablesen

Wie du deinen persönlichen Ikigai findest

Dein Ikigai ist die Schnittmenge deiner größten Leidenschaft, deiner Mission, Berufung und deines Berufs.
Dein Ikigai ist die Schnittmenge deiner größten Leidenschaft, deiner Mission, Berufung und deines Berufs.
(Foto: Utopia / ds; erstellt mit CANVA)

Möchtest du nun deinen ganz persönlichen Ikigai herausfinden, suche dir einen ruhigen, angenehmen Ort, an dem du ungestört bist. Nun geht es darum, die oben genannten Bereiche mit deinen individuellen Inhalten zu füllen. Nimm dir Zeit und beantworte die Fragen nicht zu voreilig. Versuche, in dich hineinzuhören. 

Gehe Kreis für Kreis durch und schreibe alle Antworten auf, die dir passend erscheinen. Anschließend prüfst du deine Antworten anhand der folgenden Fragen:

1. Etwas, das du liebst:

  • Begeistert es dich?
  • Kannst du es lange tun, ohne müde zu werden?
  • Hast du es schon als Kind gerne getan?
  • Redest du gern darüber?
  • Könntest du dir vorstellen, es den ganzen Tag lang zu tun?

2. Etwas, das die Welt von dir gebrauchen kann:

  • Erfüllt es dich mit Sinn?
  • Entspricht es deinen Werten?
  • Sollte es einmal übrig bleiben und in Erinnerung bleiben, wenn du nicht mehr da bist?
  • Würde es fehlen, wenn du einmal eine Zeit lang nicht da wärst, um es zu tun? Was genau würde fehlen, liegenbleiben?
  • Wo oder wem würdest du ganz konkret fehlen?

3. Etwas, womit du Geld verdienen kannst:

  • Ist es dein Beruf?
  • Beziehst du dein Einkommen daraus?
  • Hast du noch weitere Einnahmen?

4. Etwas, worin du gut und talentiert bist:

  • Ist dies dein Talent?
  • Bist du darin besser als manch andere?
  • Hast du vielleicht eine Ausbildung darin, es gelernt?
  • Hast du auch schon von anderen gehört, dass du darin gut bist?
  • Hast du weitere, vielleicht auch ungewöhnliche Fähigkeiten?

Gib dir Zeit, um deinen Ikigai zu finden

Schritt für Schritt wird sich dein persönlicher Ikigai herauskristallisieren. Das geht nicht auf Anhieb und auf keinen Fall unter Druck. Manchmal musst du das Schema mehrmals an verschiedenen Tagen und zu unterschiedlichen Stimmungen durchspielen. Markiere dabei immer wieder aufkommende Stichworte und gib dir Zeit. Wie du außerdem siehst, spielt das Thema Geld im Ikigai eine untergeordnete Rolle. Die intrinsische Motivation hilft dir, dich durch deine Werte zu belohnen.

Junge Menschen haben es nach dem Schulabschluss oft nicht leicht, die eigene Berufung zu finden. Für sie hat Werner folgenden Rat: „Ich würde jungen Menschen nach ihrem Schulabschluss empfehlen, sich auszuprobieren und in viele verschiedene Bereiche hineinzuschnuppern, um zu schauen, welche Tätigkeit ihnen Freude bereitet und sie mit einem tieferen Sinn erfüllt.“ Sie findet es außerdem wichtig, sich frühzeitig mit Persönlichkeitsentwicklung auseinanderzusetzen und bei Bedarf auch professionelle Hilfe zu holen.

Tipp: Vielleicht fällt es dir schwer, auf Anhieb zu beantworten, was du liebst oder was du gerne tust. Erschrick darüber nicht. Vielleicht stecken innere Blockaden oder Glaubenssätze dahinter, die dich daran hindern, deine Antwort einfach aufzuschreiben. Wenn du zuerst daran denkst, dass du es liebst, den ganzen Tag über in der Sonne zu liegen und ein Buch zu lesen, dann schreibe genau das auf. Diese Antwort ist genauso legitim wie alle anderen.

Auch muss etwas, das du liebst, nicht bedeuten, dass du es schon perfekt beherrschst und stelle dir dabei keine zu hohen Ansprüche und sei nicht perfektionistisch. Wenn du allein beim Gedanken an das Malen Freude empfindest, dann ist „Malen“ die richtige Antwort – auch, wenn du dich nicht für talentiert hältst. Anschließend kannst du überlegen, wie du das, was du liebst, weiter ausbauen und ausleben kannst. Belege in diesem Fall doch zum Beispiel einen Malkurs.

Weitere Richtlinien des Ikigai

Ikigai-Tipp: Viel Zeit mit Freund:innen verbringen.
Ikigai-Tipp: Viel Zeit mit Freund:innen verbringen.
(Foto: CC0 / Pixabay / Dimhou)

Neben den ganz persönlichen Lebensbereichen gibt dir die Ikigai-Philosophie ein paar weitere, grundlegende Richtlinien an die Hand. Diese kannst du ganz unabhängig von deinen persönlichen Antworten aus dem obigen Schema immer wieder zwischendurch abrufen und dich auf deren Umsetzung im Alltag besinnen:  

Falls du mehr über Ikigai erfahren möchtest, empfehlen wir dir folgende Bücher zum Thema:

Weiterlesen auf Utopia.de:

English version available: Ikigai: Meaning as a Japanese Way of Life

Überarbeitet von Benjamin Knöll

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