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Plastikverpackungen: Wie viele Schadstoffe wandern ins Essen?

Plastikverpackungen.
Foto: CC0 / Pixabay / stux

Ohne Plastikverpackungen geht es heutzutage kaum mehr. Die überwiegende Mehrzahl an Lebensmitteln im Supermarkt ist darin verpackt. Doch wie viel Plastik geht in unser Essen über?

Plastikverpackungen sind aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken – sie schützen Lebensmittel vor dem Verderben und erleichtern deren Transport. Doch immer mehr Studien weisen darauf hin, dass diese Vorteile auch Risiken bergen: Denn Chemikalien und Bestandteile aus dem Kunststoff können in die verpackten Lebensmittel übergehen und beim Essen in unseren Körper gelangen.

Wir gehen der Frage nach, welche Schadstoffe tatsächlich aus Plastikverpackungen in unser Essen gelangen und wie du dich davor schützen kannst.

Was ist die Funktion einer Verpackung?

Kaum ein Lebensmittel kommt heutzutage noch ohne Verpackung aus. Verpackungen schützen das Lebensmittel vor äußeren Einflüssen und machen es so für längere Zeit haltbar. Verpackungsarten gibt es sehr viele. Selbst vermeintlich unverpackte Lebensmittel, wie etwa Mandarinen, werden oftmals mit einer Schutzschicht überzogen, um ihre Haltbarkeit zu verlängern.

Der Liebling der Industrie sind Plastikverpackungen. Diese sind billig herzustellen und in vielen Fällen die effektivste Möglichkeit, ein Lebensmittel frisch zu halten. Zudem werden Plastikverpackungen in der Regel nur einmal verwendet, sodass der Hersteller sie nicht zurücknehmen und aufwändig reinigen muss. Durch abbaubare Materialien lassen sich herkömmliche Plastikarten nur schwer ersetzen. Du möchtest ja schließlich nicht, dass sich deine Nudelpackung mit der Zeit im Regal von selbst auflöst.

Lebensmittel bleiben nicht ganz unberührt von der Art ihrer Verpackung. Je nach Lebensmittel und Verpackungsart geht auch immer ein gewisser Anteil an Verpackung in das Lebensmittel über. Der Gesetzgeber bezeichnet diesen Vorgang als Migration. So muss die Konzentration an gesundheitsschädlichen Substanzen im fertigen Lebensmittel unterhalb der gesetzlich festgelegten tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge liegen.

Bisphenol A – Der bekannteste Schadstoff

Seit 2025 dürfen Trinkflaschen, Konservendosen und andere Lebensmittelkontaktmaterialien nur noch ohne BPA produziert werden.
Seit 2025 dürfen Trinkflaschen, Konservendosen und andere Lebensmittelkontaktmaterialien nur noch ohne BPA produziert werden. (Foto: CC0 / Pixabay / 445693)

Bisphenol A (BPA) gehört aufgrund seiner hohen Medienpräsenz mittlerweile zu den bekanntesten Schadstoffen aus Plastikverpackungen. BPA wird zur Herstellung des Kunststoffs Polycarbonat, einem der gängigsten Verpackungsmaterialien, eingesetzt.

Es findet sich beispielsweise in Trinkflaschen, Konservendosen und Plastikgeschirr. BPA besitzt eine östrogen-ähnliche Wirkung auf den Körper und ist daher insbesondere für Kinder und Schwangere problematisch. Es steht im Verdacht, Entwicklungs- und Verhaltensstörungen bei Heranwachsenden hervorzurufen. Seit dem Jahr 2011 ist BPA in der EU deshalb in Babyflaschen verboten. Seit 2020 gilt ebenfalls ein BPA-Verbot für Thermopapier. 2024 wurde ein komplettes Verbot von Bisphenol A (BPA) in Lebensmittelkontaktmaterialien erlassen.

Die Regeln für BPA-Grenzwerte in sämtlichen Lebensmittelkontaktmaterialien wurden durch eine Verordnung vom 20. Januar 2025 zusätzlich verschärft und die Grenzwerte und Regulationen wurden damit deutlich strenger gesetzt. 

Weichmacher – Bestandteil von Frischhaltefolien

Weichmacher und Bisphenol A sind in Baby- und Kinderprodukten verboten.
Weichmacher und Bisphenol A sind in Baby- und Kinderprodukten verboten. (Foto: CC0 / Pixabay / annca)

Ebenfalls verbreitet im Lebensmittelbereich sind Weichmacher. Weichmacher werden zur Herstellung von PVC-Folien verwendet. Am häufigsten finden sie sich in den Verpackungsfolien von Fleisch- und Käsetheken. Weichmacher stehen im Verdacht, ähnlich wie Bisphenol A, Entwicklungsstörungen und Impotenz hervorrufen. Sie sind deshalb in Babyartikeln und Kinderspielzeug verboten.

Laut dem Bundesumweltamt sind mittlerweile im Blut der meisten Menschen Weichmacherrückstände nachweisbar. Eine amerikanische Studie fand heraus, dass insbesondere tierische Produkte, wie etwa Fleisch und Käse, mit Weichmacherrückständen belastet sind. Personen, die sich vorwiegend von pflanzlichen Nahrungsmitteln ernährten, hatten deutlich geringere Weichmacherkonzentrationen im Blut.

Klebstoffrückstände sind keine Seltenheit

Die meisten Plastikverpackungen werden zugeklebt. Der verwendete Klebstoff kann auch auf die enthaltenen Nahrungsmittel übergehen.
Die meisten Plastikverpackungen werden zugeklebt. Der verwendete Klebstoff kann auch auf die enthaltenen Nahrungsmittel übergehen. (Foto: CC0 / Pixabay / Servetphotograph)

Die dritte wichtige Gruppe an Schadstoffen aus Verpackungsmaterialien, die auf das Lebensmittel übergehen können, sind Klebstoffe. Kaum eine Verpackung kommt ohne irgendeine Art von Klebstoff aus. Der Lebensmittelhersteller kann den Übergang von Klebstoff in das Lebensmittel minimieren, indem er dafür sorgt, dass diese genügend Zeit zum Aushärten bekommen.

Aktuell gibt es laut der Verbraucherzentrale noch keine Grenzwerte für Klebstoffe in Nahrungsmittelverpackungen (Stand März 2025). Du solltest es jedoch trotzdem vermeiden, Lebensmittel in deren Plastikverpackung zu erhitzen. Die meisten in Lebensmittelverpackungen eingesetzten Klebstoffe schmelzen schon bei Temperaturen von 60 Grad Celsius.

Wenn du auf das Erhitzen verzichtest, sollte allgemein keine Gesundheitsgefahr durch Klebstoffe im Essen bestehen: Ein Forscherteam aus Spanien untersuchte in einer Studie den Übergang von im Klebstoff enthaltenen Stoffen auf Lebensmittel. Das Ergebnis der Studie war, dass zwar ein reger Übergang in das Lebensmittel stattfand, aber kein Stoff die täglich tolerierbare Aufnahmemenge überschritt. Am stärksten mit Klebstoffrückständen belastet waren Essig und Käse.

Mikroplastik ist auch in Lebensmitteln

Mikroplastik in Lebensmitteln – mittlerweile fast allgegenwärtig.
Mikroplastik in Lebensmitteln – mittlerweile fast allgegenwärtig. (Foto: CC0 / Pixabay / AlbanyColley)

Mikroplastik ist mittlerweile erwiesenermaßen fast überall, auch in unserem Essen. Unter anderem stammt das in Lebensmitteln gefundene Mikroplastik zum Beispiel auch aus Verpackungsmaterialien. Den Kontakt damit kannst du nicht vermeiden. Jedoch kannst du verhindern, dass du sehr viel Mikroplastik durch die Nahrung abbekommst, indem du möglichst viele Lebensmittel unverpackt kaufst. Generelle Grenzwerte und entsprechende Beschränkungen für Mikroplastik in Lebensmitteln und deren Verpackungen gibt es gegenwärtig noch nicht, da für eine genaue Einschätzung der gesundheitlichen Risiken noch viele Forschungsergebnisse fehlen. 

Sonstige Schadstoffe, die in Lebensmittel übergehen können

Unter dem Begriff NIAS (Non Intentionally Added Substances) fasst der Gesetzgeber alle restlichen, unbeabsichtigt in das Lebensmittel eingebrachten Stoffe zusammen. Hierbei kann es sich sowohl um harmlose Salze als auch um Giftstoffe handeln. Für die NIAS hat die EU bisher keine Grenzwerte definiert, so die Verbraucherzentrale. Es liegt im Ermessen des Lebensmittelherstellers, eine mögliche gesundheitsschädigende Wirkung zu beurteilen.

Ein Beispiel für eine NIAS ist die Tinte, mit der die Verpackung bedruckt wurde. Tinten auf Ölbasis wirken, wie BPA auch, östrogen-ähnlich. Sie können also Entwicklungs- und Verhaltensstörungen hervorrufen, da sie unseren Hormonhaushalt durcheinanderbringen.

Das solltest du beim Umgang mit Lebensmittelverpackungen beachten

Kaufe unverpacktest Obst. So vermeidest du sinnlose Plastikverpackungen.
Kaufe unverpacktest Obst. So vermeidest du sinnlose Plastikverpackungen. (Foto: CC0 / Pixabay / TheDigitalArtist)

Beherzige diese Tipps, um deine Aufnahme von Schadstoffen aus Plastikverpackungen zu minimieren:

  • Bevorzuge unverpacktes Obst und Gemüse.
  • Bevorzuge Glasverpackungen gegenüber Plastikverpackungen.
  • Fülle plastikverpackte Produkte in Glas- oder Porzellanbehälter um, wenn du sie länger lagern möchtest.
  • Vermeide es, Lebensmittel in deren Plastikverpackung zu erhitzen.
  • Entsorge alte Plastikverpackungen. Sie eignen sich nicht zur Wiederverwendung.
  • Bevorzuge größere Verpackungen. In Großpackungen kommt ein geringerer Anteil des Lebensmittels mit der Verpackungsoberfläche in Kontakt.
  • Reduziere deinen Konsum tierischer Nahrungsmittel. Tierische Nahrungsmittel enthalten oftmals einen höheren Fettanteil als pflanzliche Nahrungsmittel. Substanzen wie Bisphenol A oder Weichmacher sind organische Substanzen, und somit nur schwer wasserlöslich. Sie reichern sich deshalb in der Fettphase eines Lebensmittels an. Lebensmittel mit einem höheren Fettanteil sind daher stärker belastet. Wie du deinen Fleischkonsum reduzieren kannst, liest du hier: Weniger Fleisch essen – so schaffst du es. Um den Milchkonsum zu reduzieren, kannst du beispielsweise eine Pflanzenmilch als Milchersatz ausprobieren.

Wie du siehst, können bereits kleine Veränderungen eine große Wirkung hervorrufen. Beherzigst du diese Tipps, so reduzierst du nicht nur deine Schadstoffaufnahme, sondern gleichzeitig vermeidest du Plastikmüll. Glasverpackungen sind auf jeden Fall eine gute Alternative zu Plastik. Aber auch Glas ist nicht ganz frei von Schadstoffen. So können beispielsweise geringe Mengen an Schwermetallen in das Lebensmittel übergehen. Dennoch gilt es im Vergleich zu Plastik als relativ schadstoffarmes Material.

Überarbeitet von Jennifer Watzek

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