Kein Solarstrom fürs Netz: Warum du ihn lieber selbst verbrauchen solltest

PV-Anlage: So erhöht man den Eigenverbrauch
CC0 Public Domain / Unsplash.com – Giorgio Trovato

Strom von deiner Photovoltaik-Anlage kannst du in das öffentliche Stromnetz einspeisen und dafür eine Vergütung bekommen. Doch lukrativer ist es, ihn selbst zu verbrauchen. Wir zeigen dir, mit welchem Eigenverbrauch du rechnen und wie du die Quote erhöhen kannst.

Solaranlagen produzieren viel Strom. Bei einer durchschnittlichen Anlage mit 10 kWp kommen jährlich etwa 10.000 kWh zusammen – mehr als ein einzelner Haushalt nutzen kann. Allerdings verteilen sich die Erträge nicht gleichmäßig über das Jahr, sondern der Großteil entsteht im Sommer in der Mittagszeit. In solchen Momenten lässt sich der gesamte Strom aber nur selten verbrauchen und es entsteht ein Überschuss. Dieser wandert dann ins öffentliche Stromnetz.

Bis vor einigen Jahren war eine Einspeisung wirtschaftlich auch sinnvoll, da es eine üppige Vergütung gab. Diese Zeiten sind vorbei. Heute steht ein anderes Ziel im Mittelpunkt, das dir weitaus größere Vorteile bringt: der Eigenverbrauch.

PV-Anlage: Was ist der Eigenverbrauch?

Der Eigenverbrauch beschreibt, wie viel du von deinem selbst erzeugten Solarstrom selbst benutzen kannst. Dazu musst du ihn entweder direkt nutzen (etwa, wenn die Waschmaschine mittags läuft) oder ihn mithilfe eines Batteriespeichers für später speichern. Wenn deine Anlage 10.000 kWh im Jahr produziert und du 3.000 kWh davon selbst verwendest, hast du eine sogenannte Eigenverbrauchsquote von 30 Prozent. Der Rest des Stroms fließt ins öffentliche Netz, wofür du eine Vergütung bekommst.

Du solltest den Eigenverbrauch aber nicht mit dem Autarkiegrad verwechseln. Dieser gibt an, wie unabhängig ein Haushalt von externen Stromlieferungen ist. Um bei dem Beispiel zu bleiben: Wenn du 3.000 kWh von deinem Solarstrom selbst verbrauchst und im gesamten Jahr 4.000 kWh Strom benötigst, dann bist du zu 75 Prozent autark.  

Wie viel Eigenverbrauch ist bei PV-Anlagen möglich?

Wie hoch dein Eigenverbrauch ausfällt, hängt stark von deiner PV-Anlagengröße, deinem Jahresverbrauch und deinem Verbrauchsverhalten ab.

👉 Bei einer typischen 10-kWp-Solaranlage ohne Stromspeicher liegt der Eigenverbrauch meist bei etwa 10 bis 20 Prozent.

Die niedrige Quote kommt dadurch zustande, dass die Anlage den meisten Strom in der Mittagszeit produziert, in der viele Bewohner:innen nicht zuhause sind. Sie können daher viel von dem Strom nicht nutzen und er wandert ins Netz ab.

Allerdings handelt es sich nur um einen groben Richtwert. Bei kleineren Solaranlagen oder einem höheren Stromverbrauch im Haushalt steigt die Eigenverbrauchsquote.

Mit einem Stromspeicher ändert sich das Bild. Der Speicher nimmt den überschüssigen Mittagsstrom auf und stellt ihn für die Abend- und Nachtstunden zur Verfügung. Dadurch kannst du deinen Eigenverbrauch auf 30 bis 50 Prozent steigern. Auch hier gilt: Ein hoher Stromverbrauch und kleinere Anlagen erhöhen die Eigenverbrauchsquote. (Quelle: HTW Berlin)

Wie hoch ist der Eigenverbrauch bei Balkonkraftwerken?

Wenn du kleiner starten möchtest und dir ein Balkonkraftwerk anschaffst, ändert sich die Eigenverbrauchsquote deutlich. Denn wie eben erwähnt, steigt der Eigenverbrauch bei kleineren PV-Anlagen. Der wenige Strom, der produziert wird, fließt größtenteils in kontinuierlich laufende Geräte wie zum Beispiel den Kühlschrank und den Router. Es gibt also immer einen Abnehmer für den Strom.

👉 Bei einem Balkonkraftwerk ohne Speicher kannst du mit einer Eigenverbrauchsquote von etwa 30 Prozent rechnen – also mehr als bei einer Dachsolaranlage. Mit einem Speicher kannst du sogar bis zu 80 Prozent deines eigenen Solarstroms verbrauchen (Quelle: HTW Berlin).

Grafik: Photovoltaik-Anlage Eigenverbrauch
Mit einem Balkonkraftwerk erreichst du höhere Eigenverbrauchsquoten als mit Dach-Solaranlagen, deckst aber einen geringeren Teil deines Jahresverbrauchs ab. Allerdings handelt es sich hier nur um grobe Richtwerte. (Grafik: Utopia)

Was lohnt sich mehr: Eigenverbrauch oder Einspeisung?

Ob sich Eigenverbrauch oder Einspeisung mehr lohnt, hängt von den aktuellen Strompreisen, den Einspeisevergütungen und den eigenen Verbrauchsgewohnheiten ab.

Wirtschaftlicher ist es zumeist, den selbst erzeugten Strom möglichst direkt im Haushalt zu verbrauchen. Der Preis für Strom, den man aus dem Netz kaufen muss, liegt nämlich deutlich höher als die Vergütung, die man für eingespeisten Solarstrom erhält.

Aktuell sieht es wie folgt aus (Stand: August 2025):

  • Strompreis vom Versorger: Durchschnittspreis ca. 35 Cent pro kWh / Neukundenpreis ca. 27 Cent/kWh (Quelle: Verivox)
  • Staatliche Einspeisevergütung: 7,86 Cent pro kWh bei Anlagen bis 10 kWp (Quelle: Bundesnetzagentur)

👉 Dein finanzieller Vorteil durch den Eigenverbrauch ist derzeit somit mehr als viermal so hoch wie der Ertrag aus der Einspeisung. Dein Ziel sollte es also sein, so viel Strom wie möglich selbst zu nutzen.

Die Einspeisung ist trotzdem nicht nutzlos. Du bekommst immerhin eine Vergütung (außer bei Balkonkraftwerken) und erhöhst den Anteil erneuerbaren Energien im Netz. Allerdings gibt es öffentliche Überlegungen aus dem Bundeswirtschaftsministerium, die Einspeisevergütung mittelfristig ganz einzustampfen.

Wie kann ich meinen Eigenverbrauch erhöhen?

Wie wir bereits festgestellt haben, produzieren Solaranlagen in der Mittagszeit am meisten Strom, wir brauchen aber in der Regel am meisten in den Abendstunden. Um deinen Eigenverbrauch zu erhöhen, musst du also irgendwie den Strom in der Mittagszeit verwenden oder für später speichern. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten.

  1. Stromspeicher: Eine Batterie für deine Solaranlage ist die effektivste Methode, deinen Eigenverbrauch zu erhöhen. Sie kostet zwar, aber spielt die Kosten auch wieder ein.
  2. Verbrauchsverhalten: Wenn die Solaranlage am Tag am meisten Strom produziert, sollten deine Geräte dann auch laufen. Energiehungrige Waschmaschinen, Trockner, Klimaanlagen oder Spülmaschinen kannst du vorprogrammieren, damit sie erst am Mittag starten. Viele moderne Haushaltsgeräte bieten dafür eine Zeitvorwahl, alternativ kannst du smarte Stecker verwenden. Mit ihnen kannst du auch das Laden von Laptops, Gaming-Controller, E-Bike-Akkus und noch vieles mehr timen.
  3. E-Auto laden: Ein E-Auto ist zwar eine teure Anschaffung, aber der perfekte Partner für eine Solaranlage. Denn sein Akku kann fünf- bis zehnmal so viel Strom fassen wie ein Hausspeicher. Selbst wenn du unter der Woche pendelst, kann es am Wochenende mit dem eigenen Solarstrom geladen werden. Somit umgehst du hohe Preise an der Ladesäule.
  4. Heizung: Mit einer Wärmepumpe kannst du dir ebenfalls einen großen Stromabnehmer ins Haus holen. Statt deinen überschüssigen Strom dann ins Netz zu speisen, heizt du damit dein Haus. Aber selbst, wenn du fossil heizt, kannst du deinen Solarstrom nutzen. Viele Heizanlagen haben einen Warmwasserspeicher im Keller, den du mit einem elektrischen Heizstab nachrüsten kannst. Erzeugst du einen PV-Überschuss, springt der Stab an und heizt das Wasser hoch. Dadurch musst du weniger Öl oder Gas einkaufen.

Fazit

Photovoltaik-Anlagen helfen nicht nur der Umwelt, indem sie den Strommix grüner machen, sie sind auch ein wirtschaftlicher Faktor für Privatpersonen. Denn jede Kilowattstunde Strom, die du aus deiner eigenen Solaranlage verwendest, musst du nicht teuer bei deinem Stromanbieter einkaufen.

Allerdings fällt die Eigenverbrauchsquote bei jedem Haushalt unterschiedlich aus. Um den Eigenverbrauch zu erhöhen, ist es sinnvoll, dass du deine Geräte auf die Stromproduktion abstimmst und im besten Fall auch einen Stromspeicher nutzt. So kannst du das Maximum aus deiner Solaranlage herausholen.

👉 Tipp: Wenn du eine PV-Anlage planst, solltest du dir mindestens drei verschiedene Angebote geben lassen und sie vergleichen. Portale wie Aroundhome oder das Solaranlagenportal können hierfür sinnvoll sein. Dort bekommst du unverbindliche Angebote von verschiedenen Installationsbetrieben in deiner Nähe.

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