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Wärmepumpe fürs Reihenhaus? „Grundsätzlich sinnvoll“

Wärmepumpe im Reihenhaus: Wann das geht
Foto: © stock.adobe.com / thomasknospe

Wärmepumpe fürs Einfamilienhaus? Geht meistens. Wärmepumpe fürs Mehrfamilienhaus? Schon schwieriger. Aber was ist eigentlich mit Reihenhäusern? Wir haben recherchiert und bei einem Experten nachgefragt.

Reihenhäuser sind im Prinzip energetisch sinnvoll: Sie brauchen meist weniger Energie als freistehende Gebäude, da weniger Energie über die Außenwände verloren geht. Zudem wird beim Bau weniger Fläche versiegelt als bei klassischen Einfamilienhäusern.

Darin liegt allerdings auch ein Nachteil – zumindest, was die Installation von Wärmepumpen angeht: Die Grundstücksfläche ist meist kleiner und die einzelnen Grundstücke grenzen unmittelbar aneinander an. Das bedeutet: Für Wärmepumpen ist meist nur wenig Platz, Geräuschentwicklung ist ein wichtiger Faktor.

Kommt eine Wärmepumpe für Reihenmittelhäuser also überhaupt in Frage?

„Grundsätzlich sind Wärmepumpen im Reihenhaus aus meiner Sicht sinnvoll,“

sagt Stephan Herpertz, Referent für Energietechnik bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Wärmepumpen im Reihenhaus: Voraussetzungen

Moderne Wärmepumpen sind prinzipiell für die meisten Gebäudetypen möglich, auch für Reihen(mittel)häuser. Allerdings können sie bei sehr hohem Energieverbrauch oder hohen Heiztemperaturen an ihre Grenzen stoßen. Wichtigste Voraussetzung ist daher bei allen Gebäuden, dass der Energieverbrauch nicht zu hoch ist und dass das Heizsystem mit vergleichsweise niedrigen Vorlauftemperaturen funktioniert. Die Vorlauftemperatur ist die Temperatur des Heizwassers, welche in das System der Heizkörper oder Fußbodenheizungen geschickt wird.

Wärmepumpe im Reihenhaus: Voraussetzungen
In anderen Ländern (hier in Holland) sind Reihenhäuser viel verbreiteter als bei uns – denn sie sind energie- und platzsparend. (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash – Margaret Polinder)

Damit bieten viele Reihenmittelhäuser sogar geradezu ideale Bedingungen für den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe: Oft haben sie einen vergleichsweise niedrigen Energieverbrauch und eine gute Wärmedämmung – allein schon weil zwischen den aneinander grenzenden Hauswänden Dämmschichten für den Schallschutz liegen. Auch die meist begrenzte Wohnfläche spricht für einen eher moderaten Energieverbrauch.

Allerdings gibt es auch einige Besonderheiten, die den Einbau einer Wärmepumpe kompliziert machen können. Am wichtigsten:

  • Die Grundstücksfläche bietet oft vergleichsweise wenig Platz.
  • Der Abstand zu den Nachbarhäusern ist gering.

Welche Wärmepumpe eignet sich fürs Reihenhaus?

Das schränkt vor allem die Wahl der Wärmepumpen-Art ein. Alle Wärmepumpen-Typen nutzen Umweltwärme und wandeln diese mithilfe von Strom und einem Kühlmittel-Kreislauf in Heizwärme um. Erdwärme- und Grundwasserpumpen (Sole-Wärmepumpen) setzen dabei auf Wärmeenergie aus dem Erdreich oder dem Grundwasser.

Für solche Wärmepumpen sind aufwändige Erschließungsarbeiten nötig und es müssen wasserrechtliche Vorgaben bzw. Mindestabstände zwischen den nötigen Bohrungen oder Sonden eingehalten werden. „Das kann ein K.-o.-Kriterium sein, wenn man bei engen Reihenmittelhäusern die Abstände nicht einhalten kann,“ sagt Herpertz. Oft ist auch der notwendige Zugang zum Grundstück gar nicht so einfach.

Falls das Grundstück ausreichend groß und zugänglich ist, um Erdreich oder Grundwasser erschließen zu können, stellt eine Erd- oder Grundwasser-Wärmepumpe oft eine besonders effiziente – wenn auch eher kostspielige – Option dar.

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Der Energieexperte sagt auch: „Es gibt ja noch mehr Wärmequellen, die Wärmepumpen nutzen können.“ Die weit verbreiteten Luft-Wärmepumpen werden meist direkt vor oder hinter dem Haus aufgestellt und brauchen vergleichsweise wenig Platz.

Das Baurecht einiger Bundesländer schreibt hier zwar noch Abstandsregeln von 2,5 bis 3 Meter zum Nachbargrundstück vor. Von diesen kann man sich aber meist auf Antrag bei den zuständigen Bau- bzw. Bauordnungsämtern befreien lassen. Zwingend erfüllen muss man aber Schallschutz-Anforderungen.

Luft-Wasser-Wärmepumpen: Schallschutz beachten

Luft-Wärmepumpen (genauer: Luft-Wasser-Wärmepumpen) sind der heute am weitesten verbreitete Typus, denn sie sind vergleichsweise einfach und schnell zu installieren und günstiger als Erd- oder Grundwasser-Wärmepumpen. Luft-Wärmepumpen nutzen Wärmeenergie aus der Außenluft und können mit wenig Abstand zum Haus aufgestellt werden, der Platzbedarf ist überschaubar. Zu beachten ist aber: Luft-Wärmepumpen saugen die Luft mittels eines Ventilators an, der Strömungsgeräusche verursacht.

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Moderne Luft-Wärmepumpen verursachen nur noch leide Geräusche – dennoch muss man vor allem im Reihenhaus bei Planung und Installation den Schallschutz beachten. (Foto: © Bundesverband Wärmepumpe bwp e.V.)

„Man muss schauen, dass durch die Schallemissionen Nachbarn und natürlich auch man selbst nicht gestört wird“, so Herpertz. Er sieht darin die größte Herausforderung bei der Planung von Wärmepumpen für Reihenhäuser. Die Bauverordnungen hingegen, welche die Installation von Wärmepumpen für Reihenhäuser bislang oft erschweren, würden derzeit in vielen Bundesländern geändert. Insbesondere Abstandsregelungen werden mittelfristig wegfallen, in einigen Bundesländern sind sie das bereits (zum Beispiel in Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland).

Laut Herpertz geht es „also vor allem um Regelungen zum Schallschutz, die eingehalten werden müssen.“ Seine Tipps: Anhand der Herstellerangaben zu den Schallemissionen vor Ort prüfen, wie sich die Geräusche auswirken könnten (Schallberechnung). Und die öffentlich zugänglichen Tabellen zu zulässigen Schallwerten zurate ziehen (s. TA Lärm). In reinen Wohngebieten etwa gilt 50 Dezibel tagsüber und 35 Dezibel nachts als Grenzwert.

Gebiet: Richtwert Schallemissionen:
Industriegebiet 70 dB(A)
Gewerbegebiet 65 dB(a) tags
50 dB(a) nachts
urbanes Gebiet 63 dB(A) tags
45 dB(A) nachts
Kerngebiet, Dorfgebiet, Mischgebiet 60 dB(A) tags
45 dB(A) nachts
allgemeines Wohngebiet, Kleinsiedlungsgebiet 55 dB(A) tags
40 dB(A) nachts
reines Wohngebiet 50 dB(A) tags
35 dB(A) nachts
Kurgebiet 45 dB(A) tags
35 dB(a) nachts
Immissionsrichtwerte f. Immissionsorte außerhalb v. Gebäuden lt. TA Lärm, Abs. 6.1

Moderne Wärmepumpen erzeugen meist etwa zwischen 45 und 50 Dezibel laute Geräusche, die mit zunehmendem Abstand aber schnell absinken. Es zählt die Lautstärke, die bei den Nachbar:innen tatsächlich ankommt. Fachleuten zufolge erfüllt man bei modernen Geräten mit etwa drei Metern Abstand zur benachbarten Hauswand fast immer die Schallschutzwerte.

Indem man den Sockel der Wärmepumpe entsprechend gestalten lässt, die Wärmepumpe verkleidet oder mit einer Schallschutzhaube versieht, kann man die Geräusche zusätzlich reduzieren.

Neue Wärmepumpen werden zudem immer leiser. In einigen Jahren könnten also – mit der richtigen Installation – die Geräusche, die Luft-Wärmepumpen verursachen, schon gar kein großes Thema mehr sein.

Moderne Alternative: PVT-Modul mit Wärmepumpe

Heute schon eine leise Option sind sogenannte PVT-Module in Kombination mit einer Wärmepumpe. PVT-Module oder PVT-Kollektoren sind Sonnenkollektoren, welche aus dem Sonnenlicht sowohl Strom als auch Wärme produzieren. Die Wärme dient dann als Wärmequelle für die Wärmepumpe – und auch der Strom kann für deren Betrieb genutzt werden.

PVT-Module: Strom und Wärme aus einem Solarmodul
PVT-Module: Wärme und Strom aus einem Solarelement (Grafik: © IntegraTE / Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE)

„PVT-Module können gut mit Sole-Wärmepumpen kombiniert werden“, erklärt Herpertz. Denn die gewonnene Wärme kann mittels Sole (ein Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel) durch Leitungen zur Wärmepumpe geleitet werden. Auch eine Kombination mit einer Erdwärmepumpe ist – wenn die Grundstücksfläche das hergibt – möglich, denn die überschüssige Solarwärme kann im Sommer in die Erde geleitet werden, wo Erdsonden sie im Winter für die Heizung nutzbar machen. Das vermeidet auch das langfristige Auskühlen der Wärmequelle Erdreich.

Die PVT-Technik ist noch recht neu, gewinnt aber an Bedeutung, auch weil PVT-Kollektoren Fläche und Sonnenenergie vergleichsweise effizient nutzen. Es gibt moderne Modelle, welche Wärme nicht nur aus der Abwärme der Solarzellen gewinnen können, sondern auch aus der Außenluft – und so unter den richtigen Bedingungen das ganze Jahr über genügend Wärme für die Wärmepumpe liefern. Strom wird in den Wintermonaten aber oft dennoch aus dem Netz gebraucht.

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Mit Strom aus einer PV-Anlage, heizt die Wärmepumpe besonders effizient und klimafreundlich – eine PVT-Anlage liefert der Wärmepumpe außerdem noch Wärme. (Foto: CC0 / Pixabay - ulleo)

Auf kleinen Grundstücken – wie bei vielen Reihenhäusern – kann die Wärmepumpen-Kombi mit der PVT-Technik Platz sparen, weil vor allem Dachfläche benötigt wird. Energieexperte Herpertz rechnet vor: Für ein typisches Einfamilien-Reihenhaus aus den 1990ern mit einer Wohnflächen von etwa 120 Quadratmetern (Heizleistung: 10 kW) wäre eine verfügbare Dachfläche von 35 bis 40 Quadratmeter für die  PVT-Kollektoren erforderlich.

Weiteres Plus der PVT-Wärmepumpen-Kombination: Es entstehen keine störenden Geräusche. Allerdings muss man sich anhand der Verbrauchswerte genau durchrechnen lassen, unter welchen Umständen sich die recht hohe Investition lohnt.

Weitere Alternativen: Luft-Luft-Wärmepumpen und Klimageräte

Stephan Herpertz von der Verbraucherzentrale nennt außerdem Luft-Luft-Wärmepumpen als mögliche Alternative – im Prinzip das gleiche wie Split-Klimaanlagen, also übliche Klimaanlagen mit Außen- und Inneneinheit. Diese nutzen die Außenluft oder die warme Abluft des Hauses als Wärmequelle. Sie geben die produzierte Wärme aber nicht über einen Heizwasser-Kreislauf an Heizkörper oder Flächenheizungen ab, sondern direkt an die Raumluft. Luft-Luft-Wärmepumpen eignen sich heute fast ausschließlich für Passiv- und Niedrigenergiehäuser.

Vorteile: Die Geräte sind oft günstiger und platzsparend. Im Neubau braucht es keine Heizkörper. Die Abluft des Hauses wird effizient genutzt.

Nachteile: Durch die Luftströmung kann die Behaglichkeit eingeschränkt sein. Luft-Luft-Wärmepumpen können bislang nicht zur Trinkwassererwärmung dienen. Die Herausforderungen zum Schallschutz in Innenräumen bleiben.

Vor und nach dem Heizungstausch: Heizenergie sparen

Expert:innen empfehlen: Wer in einem Bestandsgebäude darüber nachdenkt, eine Wärmepumpe einzubauen – egal ob im Reihenhaus oder freistehenden Haus –, sollte zuerst versuchen, die bestehende Heizung zu optimieren. Unabhängig vom Heizungstyp spart das viel Energie ein.

Es kann sich auch lohnen, zunächst über weitere nötige Sanierungsmaßnahmen nachzudenken. Wer schon vorab etwa durch neue Fenster Wärmeverluste reduzieren kann, braucht am Schluss vielleicht eine kleinere – und damit günstigere – Wärmepumpe als zunächst gedacht.

„Am wichtigsten ist es, vorab die Heizlasten runterzubringen,“ so Herpertz. Vor allem das Reduzieren der Vorlauftemperatur könne helfen, eine Wärmepumpe möglichst effizient zu betreiben.

Aber auch nach dem Umstieg auf eine Wärmepumpe ist es sinnvoll, wo immer möglich Energie zu sparen – denn das spart in jedem Fall Kosten.

Wärmepumpe fürs Reihenhaus: Fazit

„Ja, es gibt Beschränkungen – aber es gibt auch Möglichkeiten“,

fasst Energieexperte Herpertz die Lage zusammen. Er kennt zahlreiche Fälle von erfolgreich in Reihenhäusern installierten Wärmepumpen – sogar Erd-Wärmepumpen.

Der häufigere Fall sind Luft-Wärmepumpen und solange man hier den Schallschutz und etwaige baurechtliche Abstandsvorschriften bei der Planung berücksichtigt, hat man gute Chancen, ein Reihenhaus effizient, klimaschonend und kostengünstig zu heizen. Alternativ kann es sich lohnen, auf PVT-Module zu setzen, wenn eine ausreichende Dachfläche zur Verfügung steht.

Wichtig in beiden Fällen: „Es hängt viel von der fachgerechten Planung und Ausführung ab“, so Herpertz. Man sollte sich also unbedingt vorab beraten lassen und mit einem erfahrenen Fachbetrieb zusammenarbeiten.

Tipp: Vor der Planung einer Wärmepumpe checken, ob möglicherweise ein Ausbau der Fernwärme geplant ist – insbesondere in städtischen Lagen durchaus möglich.

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