Der Reifenabrieb von Autoreifen setzt zahlreiche Mikroplastikpartikel frei, die sich in der Umwelt anreichern. Die Menge an Mikroplastik, die dabei entsteht, ist erschreckend.
In Deutschland sind laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) über 65 Millionen Autos zugelassen. Sie sorgen durch ihren Reifenabrieb durch eine extrem hohe Menge an Mikroplastik:
- Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts ist der Reifenabrieb die größte Mikroplastikquelle in Deutschland. Mehr dazu liest du hier: Neue Studie: Das meiste Mikroplastik stammt nicht aus Kosmetik.
- Die Expert:innen beziffern die Menge an Mikroplastik durch Reifenabrieb laut Quarks auf circa 1,2 Kilo pro Person und Jahr. Insgesamt entstehen 120.000 Tonnen Reifenabrieb pro Jahr.
- Damit macht der Reifenabrieb mehr als ein Viertel des jährlichen entstehenden Mikroplastiks aus.
- Zum Vergleich: Mikroplastik in Kosmetik beläuft sich „nur“ auf 0,019 Kilo pro Person und Jahr.
Reifenabrieb: Wie entsteht das Mikroplastik?
Reifenabrieb ist also die Mikroplastik-Quelle Nummer eins. Doch wie kann so viel Mikroplastik entstehen? Das Gummi der Reifen wird durch die Reibung mit der Straße aufgeraut. Im Schnitt hält ein Reifen vier Jahre und verliert dabei ein bis anderthalb Kilo seines Materials durch Reifenabrieb. Einzelne, winzige Gummipartikel lösen sich bei der Fahrt ab, laut Expert:innen der TU Berlin vor allem:
- bei hoher Geschwindigkeit,
- in den Kurven,
- bei vielen Stop-and-Gos,
- bei Bergfahrten,
- auf Schotterpisten.
Neben Straßenbelag und Fülldruck haben auch das Fahrverhalten und die Geschwindigkeit einen großen Einfluss darauf, wie viel Reifenabrieb entsteht. Sichtbar ist der Reifenabrieb meist nur bei starken Bremsspuren, sonst sind die Partikel kleiner. Wenn es regnet, spült der Regen die Gummipartikel von der Straße in die Umwelt. So gelangen sie in die Gewässer und Böden.
Reifenabrieb sorgt nicht nur für ein Mikroplastik-Problem
Laut TU Berlin besteht der Reifenabrieb aus 30 oder mehr Einzelkomponenten. Neben Mikroplastik sind das laut Quarks zum Beispiel:
- Zink
- Blei
- Cadmium
- Weichmacher
Auch diese Stoffe reichern sich in der Umwelt an und können oftmals kaum abgebaut werden. Auch Nahrungsmittel, die in der Nähe von Straßen angebaut werden, könnten von den Partikeln des Reifenabriebs beeinträchtigt sein.
Lösungen im Mikroplastik-Wahnsinn durch Reifenabrieb
Es gibt verschiedene Lösungen, die denkbar sind oder schon angewendet werden:
- Zuerst natürlich auf Autos verzichten – zumindest dort, wo es geht. Zu Fuß zu gehen und die Bahn oder ein Fahrrad statt ein Auto zu nehmen ist nicht nur besser für die CO2-Bilanz, sondern punktet laut der Fraunhofer-Studie auch durch einen geringen Fahrradreifen- beziehungsweise Schuhabrieb.
- Die Landabschnitte neben Autobahnen, wo sich Reifenabrieb ansammelt, werden regelmäßig geschält. Laut Quarks bedeutet dies, dass große Maschinen die obere Bodenschicht in der Umgebung der Straße abtragen und das abgetragene Material anschließend entsorgt wird.
- In Absetzbecken (zum Beispiel mit Filtereinsätze in Straßenablaufschächten) werden Regen und Reifenabrieb gesammelt und dann gereinigt oder entsorgt.
- Die Autor*innen der Studie vom Fraunhofer Institut fordern verbesserte Rückhaltesysteme und eine bessere Straßenreinigung sowie weniger Kunststoff in Klärschlämmen. Dafür müssen aber die Filter der Kläranlagen besser werden, denn die können Mikroplastik oft nicht herausfiltern. Dieses gelangt dann mit dem Klärschlamm zum Beispiel auf Felder.
- Einige Autoreifenhersteller arbeiten daran, mehr recycelbare Materialien zu verwenden. Das reduziert allerdings nicht das Mikroplastikproblem, sondern nur den Bedarf an neuem Kunststoff.
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