Dies noch zu tun, das noch zu tun und darüber hinaus vergessen wir oft völlig, uns um uns selbst zu kümmern. Wir geben dir Tipps, wie du Selbstfürsorge lernen kannst.
Selbstfürsorge – was heißt das überhaupt?
Die Bedeutung von Selbstfürsorge lässt sich am besten über die Fürsorge im Allgemeinen herleiten: Fürsorge für jemanden zu tragen, heißt, Verantwortung für denjenigen zu übernehmen und sich um dessen Bedürfnisse zu kümmern. Du möchtest dafür sorgen, dass es dem Menschen oder Haustier oder der Pflanze, für die du die Fürsorge trägst, rundum gut geht und sich dieses Wesen wohlfühlt. Besonders als Eltern kann man dieses Gefühl gut nachvollziehen: Man möchte, dass es seinen Kindern rundum gut geht.
Und irgendwann entlässt man diese Kinder ins Leben: An diesem Punkt – oder in einer abgeschwächten Form auch schon früher – beginnt die Selbstfürsorge. Ab diesem Punkt sind wir weitgehend selbst dafür verantwortlich, ob es uns gut geht oder nicht.
Nur dass wir diese Verantwortung für uns selbst oft vergessen. Wir streben oft viel eher danach, einem Ideal, wie es die Gesellschaft an uns stellt, gerecht zu werden. Wir passen uns an, lassen uns schieben oder drängen uns selbst zu Dingen, die wir gar nicht wollen.
Der erste Schritt ist, sich das bewusst zu machen. Wann handeln wir nach unseren Idealen und nicht nach unseren Bedürfnissen?
Akzeptiere dich selbst
Sei stolz auf dich und akzeptiere dich so, wie du bist. Jeder hat Fehler, einem perfekten Menschen ist noch nie jemand begegnet. Verstehe das nicht falsch: Ein ideales Selbst ist nicht falsch, es spornt dich an, über dich hinauszuwachsen. Aber es kann dir auch den Blick auf deine wirklichen Bedürfnisse verstellen und ein Trugbild schaffen, das mehr von gesellschaftlichen Erwartungen als von deinen eigenen Wünschen gesteuert ist.
Lerne dich selbst kennen
Der nächste Schritt ist nun, herauszufinden, wer du wirklich bist, was dir wirklich wichtig ist und was du wirklich brauchst. Das ist womöglich eine lebenslange Aufgabe, die du nie ganz abschließen wirst. Aber das sollte dich nicht hindern, damit anzufangen.
Werde dir der Verantwortung, die du für dich selbst hast, bewusst. Sieh dich selbst als Lebewesen mit zahlreichen Bedürfnissen. Stell dir vielleicht eine Pflanze vor, die in der Erde wurzelt, wächst und ihre Äste Richtung Licht reckt.
- Hast du Raum, einen nahrhaften Grund, starke Wurzeln, die dich halten?
- Hast du Luft zum atmen und Platz zum Wachsen?
- Hast du genügend Licht, Wärme und Liebe?
- Welche Bedürfnisse hast du?
- Gehst du sorgsam mit dir um oder setzt du dich permanent Sturm und Regen aus?
- Wohnst du in der richtigen Umgebung, der richtigen Atmosphäre?
- Hast du das Gefühl, über dein Leben selbst bestimmen zu können?
- Achtest du deinen Grenzen?
Selbstfürsorge von den Gedanken in die Tat
Wenn du dir bewusst gemacht hast, welche Bedürfnisse du hast, folgt der nächste Schritt. Jetzt musst du die Verantwortung, die du für dich hast, annehmen und in Taten umsetzen. Dabei kann es immer wieder helfen, deine Bedürfnisse als die von jemand anderem wahrzunehmen. So gehen sie nicht in den Erwartungen und Ansprüchen anderer unter.
Erlaube es dir, für dich selbst zu sorgen und lass einen „gesunden Egoismus“ zu, in dem du erstmal an dich selbst denkst und nicht an die Erwartungen von anderen.
Versuche, die Abhängigkeiten, die dich an die Erwartungen von anderen binden, hinter dir zu lassen – natürlich immer in einem gesunden Maß: Es geht nicht darum, dass du dich nur noch um dich selbst kümmerst und andere komplett außer Acht zu lässt, sondern um ein gesundes Gleichgewicht.
Du brauchst keinen Grund, dich selbst zu belohnen. Du hast es verdient, dass es dir gut geht.
Sei achtsam
Wer achtsam mit sich und seiner Umwelt umgeht, erkennt wirklich, was er braucht. Dafür ist es wichtig, innezuhalten und sich immer wieder folgende Fragen zu stellen:
- Nimm wahr, was du gerade tust. Wie fühlt sich das an? Wie geht es dir damit?
- Wie geht es deinem Körper?
- Welche Gedanken hast du?
- Welche Gefühle hast du?
- Bist du zufrieden oder fehlt dir was?
Was wollen dir diese Gedanken, Empfindungen und Gefühle sagen? Welche Bedürfnisse wollen sie dir vermitteln?
Hinterfrage deine Lebensbereiche:
- Hast du einen guten und erholsamen Schlaf?
- Fühlst du dich wohl damit, so wie du dich ernährst? Trinkst du genug?
- Hast du genügend Zeiten der Entspannung und Erholung? Oder leidest du unter permanenter Belastung?
- Bist du glücklich mit deinem Sozialleben und deinen sozialen Beziehungen?
- Oder fühlst du dich in unangenehmen Abhängigkeiten gefangen?
- Hast du ein erfülltes Leben und einen erfüllten Geist? Forderst du deinen Geist in dem Maß, wie du es wünschst?
- Kümmerst du dich gut um deinen Körper? Pflegst ihn gut und sorgst für ausreichend Bewegung?
Räume dir Ich-Räume ein
Wenn es dir schwer fällt, über Arbeit, Pflichten und Verpflichtungen genügend auf dich selbst zu achten, dann versuche zumindest, dir ein paar Mal in der Woche ganz bewusst Zeit für dich zu nehmen. Schreib diese Zeit auf und tue etwas, was dir gut tut. Eine Meditation oder Entspannungsübung, ein Besuch im Schwimmbad oder ein ausgedehnter Spaziergang, ein paar Stunden mit deinem Lieblingsbuch und einem leckeren Tee.
Lass dich in dieser Zeit nicht ablenken oder stören, und konzentriere dich nur auf dich. Nur wenn du auf dich achtest und dich um dich kümmerst, hast du auch Kraft und Energie, dich um andere zu kümmern.
Suche dir Vorbilder
Haustiere oder auch Kinder sind in ihrer Bedürfniserfüllung sehr ursprünglich: Sie essen, wenn sie Hunger haben und schlafen, wenn sie müde sind. Du kannst sie als Vorbild und Lehrer verwenden. Nimm dir ein Beispiel an ihnen. Du bist müde? Dann hör auf deinen Körper und gönne dir eine Pause. Vielleicht schaffst du es sogar, deine Arbeit mit deinen Bedürfnissen zu verbinden?
Du möchtest in die Sonne raus? Vielleicht kannst du ein Telefonat ja auch von dort aus führen? Oder ein Bericht im Schatten unter einem Baum lesen?
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