Auch in Deutschland leben Millionen Streunerkatzen. Ihr Leben ist hart und oft sehr kurz. Aber es gibt einen Lichtblick: Was menschliche Hilfe für die Tiere bedeutet und wie auch du helfen kannst, erfährst du hier.
In Deutschland leben nach Schätzungen der Welttierschutzgesellschaft rund zwei Millionen Streunerkatzen. Es ist aber davon auszugehen, dass die Dunkelziffer und damit die tatsächliche Anzahl wesentlich höher ist.
Das Leben der streunenden Katzen ist hart, besonders für junge, trächtige oder kranke Tiere. Verschiedene Tierschutzorganisationen und private Hilfsprojekte arbeiten daran, das Leben von Streunerkatzen etwas zu erleichtern, so viele Tiere wie möglich von der Straße zu holen und sie in ein sicheres Zuhause zu vermitteln. Doch die Anzahl der Straßenkatzen nimmt stetig zu und die Hilfe kann nicht alle gleichzeitig erreichen.
Umso bedeutsamer kann das Engagement von Einzelpersonen für ein einzelnes Katzenleben sein. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es auch in deiner Nähe Streunerkatzen gibt, die dringend Unterstützung brauchen. Wie du diese erkennst und was du tun kannst, um zu helfen, erfährst du hier.
Darum gibt es so viele Streunerkatzen
Dass es auch in Deutschland so viele Streunerkatzen gibt, ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Die hohe Zahl liegt einerseits daran, dass Katzen sich extrem schnell vermehren. Laut der Hilfsorganisation Vier Pfoten sind sie bereits mit vier bis fünf Monaten geschlechtsreif und können ab diesem Zeitpunkt zweimal im Jahr durchschnittlich drei bis fünf Kätzchen auf die Welt bringen.
Hochgerechnet bedeutet das, dass ein Pärchen von zwei geschlechtsreifen Katzen in nur fünf Jahren mehr als 12.000 Tiere hervorbringen kann, so Vier Pfoten. Dabei sind nicht nur Streunerkatzen an der enorm schnellen Vermehrung der Katzen auf der Straße beteiligt. Auch unkastrierte Freigängerkatzen paaren sich mit Straßenkatzen. Die Tatsache, dass viele Katzenbesitzer:innen ihre Tiere nicht kastrieren lassen, trägt also zu dem Problem bei.
Die Welttierschutzgesellschaft verweist auch auf den Umstand, dass seit Mitte 2021 vermehrt Haustiere ausgesetzt werden. Das ließe sich darauf zurückzuführen, dass sich viele Menschen während des Lockdowns in der Corona-Pandemie neue Haustiere angeschafft haben. Nachdem der Lockdown beendet war, hatten viele nicht mehr genug Zeit für die Tiere übrig, was dazu geführt habe, dass in den letzten Jahren mehr Haustiere auf der Straße und in Tierheimen landeten als üblich. Darunter sind natürlich auch zahlreiche Katzen.
So erkennst du eine Streunerkatze
Eine Streunerkatze von einem Tier zu unterscheiden, das nur einen Spaziergang macht, ist manchmal gar nicht so einfach. Oft sind Streunerkatzen unterernährt, krank oder verletzt. Nach Angaben von Vier Pfoten erkennst diese Tiere an Merkmalen wie:
- ungepflegtem, struppigem und schmutzigem Fell
- magere Statur
- verklebte Augen
- scheues Verhalten
Diese Zeichen weisen häufig eindeutig darauf hin, dass eine Katze Hilfe braucht. Auch wenn du sehr junge Katzen oder Muttertiere mit Jungen draußen siehst, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Streuner. Denn die Kätzchen haben draußen eigentlich nichts verloren und wurden mit großer Wahrscheinlichkeit ausgesetzt oder auf der Straße geboren.
Jedoch ist nicht jede kleine oder magere Katze zwangsläufig ein Streuner. Umgekehrt zeigt auch nicht jede Streunerkatze solche eindeutigen äußeren Erkennungsmerkmale.
Was also tun, wenn du nicht sicher bist, ob eine Katze wirklich ein Streuner ist oder nicht? Wenn die Katze nicht übermäßig verwahrlost aussieht und sehr zutraulich ist, könnte es auch einfach ein Freigänger aus der Nachbarschaft sein. Frag daher bei den Anwohner:innen nach, um in Erfahrung zu bringen, ob jemand die Katze kennt.
Streunerkatze gefunden? Das kannst du jetzt tun
Wenn du eine herrenlose Katze findest, gilt zunächst: Du darfst die Katze nicht einfach mit nach Hause nehmen. Egal ob es sich um eine Streunerkatze handelt oder nicht, bevor du weitere Maßnahmen ergreifst, solltest du immer zuerst beim nächsten Tierheim eine Meldung machen.
Bei verletzten oder offensichtlich hilfsbedürftigen Tieren gilt: Wenn du nah genug an die Katze herankommst oder sie freiwillig zu dir kommt, kannst du sie in eine Transportbox locken und direkt zum nächsten Tierheim oder in die Tierarztpraxis bringen. Versuche am besten, das Tier nicht anzufassen. Denn zum einen willst du vermeiden, ihm wehzutun und zum anderen weißt du nicht, ob die Katze Krankheiten hat, die auf den Menschen übertragbar sind. Wenn du den Fundort an das Tierheim weitergibst, können die dortigen Mitarbeiter:innen die Katze einsammeln.
Hier eine Zusammenfassung davon, wie du handeln solltest, wenn du eine potenzielle Streunerkatze auffindest:
- Komm der Katze erstmal nicht zu nahe. Das dient deiner eigenen Sicherheit und kann auch verhindern, dass das Tier wegläuft, weil es sich bedrängt fühlt.
- Wenn die Katze äußerlich nicht wie ein Streuner aussieht, frage Anwohner:innen, ob sie jemand kennt. Wenn dies keine Ergebnisse liefert oder du dafür keine Zeit hast, kontaktiere einen lokalen Tierschutzverein oder ein Tierheim und melde das Tier und den Fundort.
- Bei einer Katze, die offensichtlich krank oder verletzt ist oder verwahrlost aussieht, sollte das lokale Tierheim oder die tierärztliche Praxis immer deine erste Anlaufstelle sein. Die dortigen Mitarbeitenden können dann übernehmen oder dir erklären, wie du helfen kannst.
- Wenn du einen Streuner meldest, sei bei deinen Angaben so genau wie möglich: Eine detaillierte Beschreibung des Tieres, seines Zustands und des Fundortes sowie ein Foto können dazu beitragen, dass der Katze schnell und effektiv geholfen wird.
Was du im Umgang mit Streunerkatzen beachten solltest
In der Regel und wenn kein akuter Notfall vorliegt, gilt laut Welttierschutz-Gesellschaft: Mensch und Streuner sollten zum Wohl beider Seiten so wenig Kontakt wie möglich miteinander haben. Denn eine Beziehung zu Menschen aufzubauen, kann den Streunerkatzen unter Umständen mehr schaden als nutzen.
Das Füttern und Streicheln mag zwar in dem Moment eine gute Sache für das Tier sein, jedoch solltest du auch bedenken, wie es weitergeht, wenn du nicht bereit bist, eine Katze regelmäßig zu versorgen. Sie gewöhnt sich unter Umständen zu sehr daran, regelmäßig von dir gefüttert zu werden und wird eventuell zu unselbständig oder zu anhänglich. Letzteres kann dazu führen, dass das Tier von Menschen, die sich durch diese Anhänglichkeit gestört fühlen, gewaltsam vertrieben wird.
Aber: Wenn du ein verletztes oder krankes Streunertier findest, solltest du unbedingt handeln und helfen.
Warum du potenzielle Streunerkatzen immer melden solltest
Auch wenn du nicht sicher bist, ob du eine Streunerkatze vor dir hast und auch wenn es etwas Arbeit macht, eine Sichtung zu melden: wenn du eine potenzielle Streunerkatze siehst, solltest du immer das nächste Tierheim oder eine Tierschutzorganisation benachrichtigen, schreibt Vier Pfoten. Denn so lassen sich Streuner aufspüren und können bei Bedarf medizinisch versorgt beziehungsweise kastriert werden.
Diese Methode des „Catch-Neuter-Release“ (Fangen-Kastrieren-Freilassen) trägt maßgeblich dazu bei, dass die Zahl der Streunerkatzen nicht ins Unermessliche steigt und erspart den Tieren so auf lange Sicht viel Leid. Denn trächtige Katzen und rollige Kater verwenden viel Energie auf die Fortpflanzung, die ihnen dann bei der Nahrungssuche fehlt, so die Expertin. Mehr Katzen und der Straße bedeutet zudem auch: weniger Futter für alle und mehr Krankheitsherde.
Allein dadurch, dass du einen Streuner meldest, kannst du also die Überlebenschancen für dieses eine und viele weitere Tiere verbessern.
Hilfe für Streunerkatzen im Winter
Der Winter ist eine besonders schwere Zeit für streunende Tiere. Die Kälte macht ihnen zu schaffen und die Nahrungssuche ist noch schwierigerer als ohnehin schon. Der Katzenschutzbund berichtet in einem Interview über Streunerkatzen: „Wenn sie frieren, krabbeln [die Streunerkatzen] oft in die Autos, in den Motorraum oder setzen sich auf die Reifen. Da sind sie geschützt. Wenn der Motor angelassen wird, kommt es oft zu schweren Verletzungen.“
Besonders im Winter sind die Katzen also auf menschliche Hilfe angewiesen, damit sie weniger zu solch gefährlichen Mitteln greifen müssen. Tierschutzorganisationen tun bereits ihr Möglichstes, um den Tieren den Winter erträglicher zu machen. Da sie aber nicht alle Straßenkatzen erreichen können, ist die Hilfe aller Tierfreund:innen von großem Wert.
Hier einige Dinge, die du für Streunerkatzen im Winter tun kannst:
- Bevor du eine Streunerkatze fütterst, sei dir bewusst, dass du dieser Aufgabe regelmäßig nachkommen musst, wenn du das Tier einmal angefüttert hast. Denn besonders im Winter kann es fatal sein, wenn eine verlässliche Futterquelle plötzlich verschwindet.
- Wenn du weißt, dass du zum Füttern keine Zeit oder Kapazitäten hast, schau dennoch nicht weg! Melde die Katze beim örtlichen Tierheim, sodass die dortigen Mitarbeitenden dem Tier zu Hilfe kommen und die regelmäßigen Fütterungen gegebenenfalls übernehmen können.
- Wenn du beschließt, die Fütterung für eine Streunerkatze zu übernehmen, wähle im Winter unbedingt Trockenfutter, denn Nassfutter gefriert zu schnell. Achte darauf, feste Fütterungszeiten einzuhalten.
- Besonders wichtig ist im Winter, dass Streuner Zugang zu Wasser haben. Pfützen und kleinere Gewässer, aus denen die Streunerkatzen normalerweise trinken, frieren im Winter oft zu. Wenn es dir möglich ist, kannst du den Tieren regelmäßig frisches Wasser bereitstellen.
- Du kannst auch ein kleines Schutzhäuschen für streunende Katzen aufstellen.
Unterschlupf für Streunerkatzen selber bauen
Ein Schutzhäuschen für Katzen kannst du ganz einfach selber bauen: Es kann ein umgedrehter Karton sein, den du mit einem Eingangsloch versiehst und innen mit Styropor und einer Decke oder einem Kissen auslegst, oder ein fertig gekauftes Katzenhaus. Auch eine mit Folie überzogene Styroporkiste eignet sich. Im Fachhandel gibt es zudem spezielle Wärmekissen für Katzen, die du mit in die Unterkunft legen kannst. Am wichtigsten ist, dass du das kleine Katzenquartier so platzierst, dass kein Schnee hineinkommt und das Innere möglichst trocken bleibt, damit es den Tieren ausreichend Schutz bietet. Zu diesem Zweck sollte der Unterschlupf am besten etwas erhöht stehen.
Am einfachsten stellst du das Häuschen auf deinem eigenen Grundstück auf. Auf öffentlichen Plätzen brauchst du eine Genehmigung der Gemeinde. Wenn du diese eingeholt hast, solltest du trotzdem zusätzlich ein Schild an dein Häuschen hängen, das es als Schutzhütte für Katzen kennzeichnet. So vermeidest du, dass jemand das Haus einfach wegräumt. Eine einfache Anleitung für ein selbstgebautes Katzenhaus findest du zum Beispiel auf dieser Website oder in diesem Video.
Fazit: Das kannst du für Streunerkatzen tun
Wenn du dazu beitragen möchtest, das Leid der Straßenkatzen zu verringern, gibt es zusammenfassend einige Dinge, die du für die Tiere tun kannst. Bereits einer dieser Schritte kann für ein Katzenleben sehr viel bewegen:
- Freiwillige Kastration deiner Katze: Wenn du eine Freigängerkatze hast, lass sie unbedingt kastrieren. So verhindert du, dass deine Katze auf der Straße zur unkontrollierten Vermehrung der Katzenpopulation beiträgt und so das Leid dort noch größer wird.
- Kastrationspflicht unterstützen: Die Tierschutzorganisation PETA kämpft für ein Heimtierschutzgesetz, das unter anderem auch eine Kastrationspflicht für Katzen beinhaltet. Wenn du möchtest, kannst du dich auf der entsprechenden Website darüber informieren und die Bewegung mit deiner Unterschrift unterstützen. Eine Kastrationspflicht für Katzen würde das Leid der Streunerkatzen um einiges verringern.
- Streuner melden: Melde es immer, wenn du eine potenzielle Katze findest. Lokale Tierschutzorganisationen kümmern sich dann um das Tier und können es bei Bedarf medizinisch versorgen und kastrieren lassen.
- Hilfe leisten: Wenn du eine hilfsbedürftige Streunerkatze findest, schau auf keinen Fall weg! Deine Hilfe kann den für die Katze den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
- Nahrung und Schutz bieten: Stelle Futter oder Wasser für Straßenkatzen an einer geschützten Stelle bereit. Du kannst auch einen Unterschlupf für Katzen selber bauen, denn besonders im Winter kann ein warmer Platz zum Schlafen den Tieren das Leben retten.
- Vereine unterstützen: Wenn du kannst, unterstütze lokale Tierheime und Tierschutzvereine mit ehrenamtlichem Engagement oder durch Spenden. Egal ob Geld-, Futter- oder andere Sachspenden: Alles hilft. Denn die Versorgung der Katzen ist aufwendig und oft teuer. Lokale Vereine freuen sich daher über jede Form der Hilfe.
- Tierschutzwidriges Verhalten melden: Wenn du beobachtest, dass jemand Straßenkatzen willentlich Schaden zufügen will, melde es beim lokale Tierheim oder der Polizei.
- Aufklären: Hilf mit, andere Menschen über das Leid der Streunerkatzen aufzuklären. Das kannst du ganz einfach tun, indem du dein Wissen mündlich im Freundeskreis und in der Familie weitergibst. Besonders effektiv können auch Social-Media-Beiträge sein. Eine einfache Anleitung dazu, wie du mit Social Media effektiv Aufklärungsarbeit über das Leid der Straßenkatzen leisten kannst, findest du unter diesem Link und unter Links wie #KatzenHelfen #JetztKatzenHelfen und #JedesKatzenlebenZählt.
Deine Hilfe ist wichtig und bedeutsam, denn allein können Tierschutzorganisationen unmöglich alle Streunerkatzen erreichen. Doch du kannst auch als Einzelperson helfen, das Leben der Streunerkatzen um einiges lebenswerter zu machen.
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