Erde ohne Torf ist aus Umweltgründen eine gute Wahl, hat aber ihre Besonderheiten. Insbesondere neigt sie zu schnellem Austrocknen. Wie du dafür sorgst, dass torffreie Erde nicht zu trocken wird, zeigt dir unser Ratgeber.
Wenn sich in Mooren pflanzliche Überreste zersetzen, entsteht dabei Torf, eine dunkelbraune oder schwarze Bodenschicht, die aufgrund der enthaltenen Pflanzenteile besonders faserig ist. Die wasserreiche Beschaffenheit des Moorbodens hat zur Folge, dass sich Pflanzen nicht vollständig zersetzen können. Dadurch kommt die faserreiche Struktur des Torfs zustande.
Torf hat eine lange Kulturgeschichte: Früher diente er in getrockneter Form als Brennmaterial, insbesondere in Gegenden, in denen Brennholz Mangelware war. Bis ins 19. Jahrhundert spielte er auch in Deutschland eine wichtige Rolle als Brennstoff für den privaten und den industriellen Gebrauch. Ab 1820 wurde getrockneter Torf dann allmählich von Steinkohle verdrängt und verlor an Bedeutung.
Auch für den Gartenbau hat Torf nützliche Eigenschaften: Er lockert die Erde auf, verbessert so die Durchlüftung und kann außerdem gut Wasser im Boden speichern. Aus diesem Grund ist er meist Bestandteil herkömmlicher Garten- und Blumenerde. Für die Umwelt ist und bleibt der Torfabbau aber problematisch.
Warum torffreie Erde umweltfreundlicher ist
Obwohl er längst seine Vorrangstellung als Brennmaterial verloren hat, wird Torf in Europa auch heute noch in großem Stil abgebaut – vor allem in den Mooren des Baltikums, wie der NABU berichtet. Anwendung findet er dann vor allem im industriellen Gemüseanbau.
Das Problem am Torfabbau ist, dass er einen drastischen Eingriff in das Ökosystem der Moore darstellt: Sie werden dazu normalerweise entwässert, wodurch es unter anderem zur Erosion und Schrumpfung des Moorbodens und auch zum Torfschwund kommen kann. Langfristig schadet der Torfabbau also sogar dem Torfvorkommen selbst.
Hinzu kommt die wichtige Rolle, die Moore für den Klimaschutz spielen: Während intakte Moore als wichtige CO2-Speicher dienen und erhebliche Mengen Kohlenstoffdioxid aufnehmen können, setzen trockengelegte Moore das gespeicherte Treibhausgas wieder frei und treiben dadurch den Klimawandel weiter voran.
Aus diesen Gründen ist torfhaltige Erde wenig umweltfreundlich, denn der Torfabbau trägt zu Langzeitschäden an intakten Moorlandschaften und zum Fortschreiten der Klimakrise bei. Eine bessere Wahl für deine Gartenbeete und Zimmerpflanzen ist deshalb torffreie Erde. Auch “torfreduzierte” Erde ist keine gute Wahl, denn sie enthält zwar geringere Mengen Torf, schadet der Umwelt aber dennoch.
Was steckt in torffreier Erde?
Dem MDR zufolge enthält torffreie Erde meist fünf Hauptbestandteile:
- Kompost
- Holzfaser
- Rindenhumus
- Kokosfasern
- Ton
Dazu können noch weitere Stoffe kommen, zum Beispiel Pflanzenkohle, Lavagestein oder Blähschiefer.
Im Grunde soll die Kombination dieser Bestandteile dafür sorgen, dass die torffreie Erde Wasser und Nährstoffe ähnlich gut aufnehmen kann wie Gartenerde, die Torf enthält. Besonders ein hoher Tonanteil könne dieser Aufgabe gut gerecht werden, empfiehlt ein Gartenexperte gegenüber dem MDR.
Die einzelnen Bestandteile haben aber im Vergleich zu echtem Torf ihre Schwächen:
- So ist Kompost mit seiner faserigen Struktur und seinem Nährstoffreichtum eine gute Alternative zu Torfboden, zersetzt sich allerdings wesentlich schneller und lässt dann an Wirkung nach. Bestimmte Nährstoffe müssen dann über organischen Dünger wieder in die Erde gebracht werden.
- Der Rindenhumus in torrfreier Erde besteht oft aus Fichtenrinde, speichert aber nicht nur Wasser und Nährstoffe, sondern auch Salz aus (zu großen) Düngegaben und gibt es wieder an die Pflanzen ab. Das kann zu Salzschäden führen.
- Kokosfasern haben wegen ihrer weiten Transportwege nicht nur eine schlechte Ökobilanz, sondern trocknen die Bodenoberfläche schnell aus. Auch Holzfasern, durch die sie manchmal ersetzt werden, können Wasser schlechter speichern als Torf.
Besonders die Tatsache, dass die Bestandteile solcher Erden weniger gut Wasser speichern können als Torf, kann dafür sorgen, dass torffreie Erde schneller trocken wird als torfhaltige. Wenn du das bei der Pflege des Bodens und der Pflanzen bedenkst, kannst du diesen Nachteil aber gut ausgleichen.
So wird torffreie Erde nicht trocken
Um torffreie Erde vor dem Austrocknen und vor Nährstoffverlust zu bewahren, kannst du verschiedene Maßnahmen ergreifen. Oft ist es erforderlich, häufiger zu gießen und zu düngen, um zu verhindern, dass die torffreie Erde trocken wird. Allerdings sind pauschale Empfehlungen in diesem Bereich schwierig: Die individuelle Zusammensetzung und Konsistenz verschiedener Erden hat unterschiedliche Auswirkungen auf ihre Fähigkeit, Flüssigkeit aufzunehmen.
Als Faustregel gilt laut den Gartenexpert:innen des MDR: Je gröber die Konsistenz der torffreien Erde ist, desto wasserdurchlässiger ist sie auch – und desto schlechter kann sie Feuchtigkeit und Nährstoffe aufnehmen. Grundsätzlich musst du also häufiger gießen und düngen, wenn das Substrat eine eher grobe Struktur hat und größere Stücke und Fasern enthält. Besonders feine torffreie Erde trocknet langsamer aus – hier solltest du beim Gießen also nicht zu großzügig sein, um Staunässe zu vermeiden. Sie kann den Wurzeln deiner Pflanzen schaden.
Torffreie Erde richtig gießen
Wenn es um das richtige Gießen torffreier Erde geht, sind genaue Empfehlungen zur Menge oder zur Häufigkeit also nicht möglich. Stattdessen solltest du die Erde regelmäßig überprüfen und dann nach deinen Sinneseindrücken entscheiden, ob sie Wasser benötigt oder nicht.
Folgende Anhaltspunkte können dir dabei helfen:
- Oft sieht die Oberfläche der torffreien Erde schon trocken aus, obwohl sie unter der angetrockneten oberen Schicht noch feucht ist. Der optische Eindruck kann also trügen.
- Mit der Fingerprobe bekommst du einen besseren Richtwert: Stecke dazu deinen Finger ungefähr drei Zentimeter tief in die Erde und fühle, ob sie dort noch feucht ist. Ist das der Fall, kannst du mit dem Gießen noch etwas warten. Triffst du auch unter der Oberfläche schon auf trockene Erde, solltest du sie mit frischem Wasser versorgen.
- Bei Topfpflanzen kann es helfen, den Topf anzuheben und das Gewicht zu prüfen: Ein schwerer Topf verfügt noch über genug eingespeichertes Wasser. Ist der Topf jedoch deutlich leichter als gewöhnlich, ist die torffreie Erde schon trocken geworden und du solltest nachgießen.
Tipp: Um die gleichmäßige Wasserversorgung von Topfpflanzen sicherzustellen, kannst du dir auch spezielle Pflanzgefäße anschaffen, die mit einem Wasserspeicher versehen sind. Solche Systeme beugen sowohl dem Austrocknen als auch der Bildung von Staunässe vor, denn die Pflanzen versorgen sich selbst nach Bedarf mit dem Wasser, das im Reservoir gespeichert ist.
Torffreie Erde richtig düngen
Pflanzen in torffreier Erde brauchen zusätzliche Nährstoffe, um gut zu gedeihen. Dafür bieten sich verschiedene Düngemittel an:
- Eine gleichmäßige Nährstoffversorgung kannst du mit organischem Langzeitdünger wie beispielsweise Hornspänen sicherstellen. Sie geben ihre Nährstoffe nach und nach an den Boden ab.
- Für eine regelmäßige Nährstoffversorgung bietet sich außerdem organischer Flüssigdünger an. Pflanzen in torffreier Erde solltest du häufiger düngen als solche in torffreier Erde, dabei aber kleinere Mengen verwenden. Ein wirksamer organischer Flüssigdünger, den du auch selber machen kannst, ist zum Beispiel Brennnesseljauche.
- Gegenüber dem MDR empfiehlt die Gartenexpertin Brigitte Goss, frisch gesetzte Pflanzen in schon zwei Wochen nach dem Einpflanzen zum ersten Mal mit Flüssigdünger zu versorgen.
Ähnlich wie beim Gießen gilt auch beim Düngen: Behalte deine Pflanzen im Auge. Wenn ihnen Nährstoffe fehlen, kannst du das zum Beispiel an Anzeichen wie schlaffen, gelben oder braunen Blättern erkennen.
Wichtig: Torffreie Erde solltest du nicht lange lagern, denn das kann zu Qualitätsverlust führen. Kaufe die Erde stattdessen frisch und verarbeite sie direkt. Übrig gebliebene Erde kannst du für kurze Zeit an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort aufbewahren.
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