Bei einem Trockengewitter verdunstet Regen, bevor er auf die Erde trifft. Das Phänomen ist aus südlichen Gefilden bekannt, könnte wegen der Klimakrise aber auch in Deutschland häufiger werden. Das bringt Probleme mit sich.
Der Donner grollt, Blitze zucken am Himmel und der Regen prasselt: So sieht ein klassisches Gewitter aus. In Deutschland seltener zu beobachten ist das sogenannte Trockengewitter, bei dem es nicht regnet.
Wie entsteht ein Trockengewitter?
Die Entstehung eines Trockengewitters ähnelt der eines normalen Gewitters. Es entwickelt sich, wenn feuchte Luft aufsteigt und in den höheren Schichten der Atmosphäre abkühlt, wodurch Wasserdampf zu Wolken kondensiert. Dadurch bauen sich elektrische Ladungen in den Wolken auf. Wenn die Ladungen groß genug werden, kommt es zu einer Entladung in Form von Blitzen. Üblicherweise begleiten Schauer, zum Beispiel in Form von Regen oder Hagel, die Blitze und den Donner während eines Gewitters.
Doch bei einem Trockengewitter fehlt der Regen. Der Grund laut dem Deutschen Wetterdienst: Die Luft unter den Wolken ist so trocken und heiß, dass Regentropfen oder Hagelkörner auf dem Weg bis zur Erde mitunter völlig verdunsten.
Wo Trockengewitter vorkommen
In besonders trockenen und heißen Gegenden mit niedriger Luftfeuchtigkeit kommen Trockengewitter vor. In Ländern wie Spanien, Portugal, Italien oder auch dem Westen der USA, sind Trockengewitter ein viel häufigeres Phänomen als in Deutschland. Das liegt daran, dass die warme Luft dort besonders hoch aufsteigt, bis das Wasser zu Wolken kondensiert. In südlichen Regionen kann die Unterkante einer Wolke daher bis zu doppelt so hoch liegen wie in Deutschland.
Die Regentropfen müssen also noch einen langen Weg unterhalb der hochliegenden Wolke zurücklegen. Wenn die Luft sehr heiß ist, verdampfen sie, bevor sie den Boden erreichen können. In Deutschland ist dieser Weg hingegen kürzer, weswegen Regen mit höherer Wahrscheinlichkeit auch tatsächlich unten ankommt.
Als Folge der klimatischen Veränderungen durch die Klimakrise erwartet der Meteorologe Jan Schenk jedoch, dass auch Trockengewitter in Deutschland zukünftig häufiger auftreten werden.
Was macht ein Trockengewitter so gefährlich?
2017 wüteten verheerende Waldbrände in Portugal, denen über 60 Menschen zum Opfer fielen – Auslöser war ein Trockengewitter. Bei einem Trockengewitter regnet es nicht auf die Erde, doch Blitze können wie bei einem normalen Gewitter zum Beispiel in Bäume einschlagen. Im Idealfall könnte der Regen verhindern, dass der Blitzeinschlag einen Brand auslöst oder zumindest dessen Ausbreitung hemmen.
Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärt der DWD-Meteorologe Tobias Reinartz jedoch, dass bei einem Trockengewitter die Waldbrandgefahr nicht automatisch höher ist. Auch bei Gewittern mit Niederschlägen kämen Regen und Blitze schließlich nicht immer am selben Ort vor. Das heißt: Auch dann kann ein Blitz in einen Baum einschlagen und einen Brand auslösen, denn der Regen fällt an anderer Stelle.
Von einem Trockengewitter gehe dagegen eine andere Gefahr aus, nämlich ein sogenannter „Downburst“: „Durch die Verdunstung des Niederschlags kühlt sich die Luft ab, und kalte Luft ist schwerer als warme. Dadurch wird die Luft beschleunigt und es können schwere Böen auftreten“, so Reinartz.
Vor Trockengewitter Schutz suchen
Egal ob Trockengewitter oder Gewitter mit Niederschlag: Wenn eines dieser naturgewaltigen Phänomene aufzieht, solltest du Vorsicht walten lassen und dich richtig verhalten. Lies dazu: Richtiges Verhalten bei Gewitter: Warum du Buchen nicht suchen solltest.
Bei einem Trockengewitter kann es attraktiver wirken, das Naturschauspiel von draußen zu beobachten, weil du nicht Gefahr läufst, nass zu werden. Sicherheitshalber solltest du aber dennoch besser Unterschlupf in einem Gebäude mit Blitzableiter oder im Auto suchen.
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