Das eigene Gemüse anzubauen und zu essen – das ist für viele Menschen ein Traum. Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers hat ihn sich erfüllt. Im Interview spricht sie mit uns über Gemüseanbau ohne grünen Daumen und das tolle Gefühl, selbst gezogenen Salat zu essen.
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Ob auf dem Balkon, im Schrebergarten, auf der Terrasse oder im eigenen Garten – viele Menschen möchten ihr Obst und Gemüse gerne selbst anbauen. Wie man als Anfänger:in in Homefarming und Selbstversorgung einsteigen und trotzdem etwas ernten kann und was man dabei von der Natur lernen kann – darüber haben wir uns in der 100. Folge des Utopia-Podcasts mit Tagesschau-Sprecherin, Talkshow-Moderatorin und Reise-Reporterin Judith Rakers unterhalten.
Nachfolgend findet ihr einen Auszug aus dem Gespräch, wer Lust hat noch mehr von Judith Rakers zu hören, kann sich hier die komplette Folge anhören:
Judith Rakers: „Im Sommer bin ich Selbstversorgerin“
Utopia: Dem einen oder anderen sagt Homefarming bestimmt etwas, aber können Sie all denjenigen, die nicht ganz genau wissen, was dahintersteckt, kurz erklären, worum es dabei eigentlich geht?
Judith Rakers: Ja, das ist ein Begriff, den ich für mein Buch geprägt habe. Ich habe mir überlegt: Wie kriege ich die Themen Gemüseanbau und Hühnerhaltung in ein Schlagwort. Dann habe ich mich für Homefarming entschieden, weil es das glaube ich ziemlich deutlich macht. Ich habe hier zwar nur ein Haus mit großem Garten, aber ich nenne es liebevoll meine kleine Farm. Ich habe immer so zwischen neun und 15 Hühner hinten im Garten – je nach Habichtangriff – und ich baue mein eigenes Gemüse an. Damit bin ich im Sommer tatsächlich dann Selbstversorgerin.
Können Sie uns vielleicht erzählen, wie Sie überhaupt zum Homefarming gekommen sind?
Judith Rakers: Das war bei mir tatsächlich so ein bisschen wie die Jungfrau zum Kinde kam. Man muss dazu sagen, ich bin in Bad Lippspringe, Paderborn relativ ländlich aufgewachsen und hatte da eine sehr schöne Kindheit inmitten der Natur. Mit Pferden, Hund und Katze, und einem großen Garten. Ich fand das irgendwie auch ganz schön, aber ich wollte vor allen Dingen eins, und das war: weg, in die große Stadt.
Ich habe in Münster studiert und hab dann in Hamburg gewohnt, wirklich mittendrin. Ich fand das toll so urban zu leben mit Cafés ums Eck, alles so fußläufig. Und dann irgendwann kam dieses Gefühl. So mit Ende 30 ging das los, dass ich eigentlich anders leben möchte.
Und dann habe ich wirklich diese relativ folgenschwere Entscheidung getroffen, aus der Stadt rauszuziehen. In ein Haus, nicht nur am Stadtrand, sondern wir sind hier wirklich alle Selbstversorger. Wir sind noch nicht mal angeschlossen an das öffentliche Stromnetz und wir haben keine Abwasserversorgung.
Ich habe einen riesigen Garten und habe dann einfach angefangen. Ich hatte diesen Traum von mehr Natur in meinem Leben und ich hatte ja auch diesen Traum, mein Gemüse selbst anzubauen. Wobei man auch sagen muss, ich kann noch nicht mal kochen.
Ich hab‘ dann angefangen ganz viel zu lesen, habe mir Bücher gekauft, habe im Internet recherchiert, war in Foren unterwegs und habe dann angefangen das erste Gemüse zu pflanzen. Ich habe relativ schnell gemerkt: Wow, obwohl mir das Basilikum aus dem Supermarkt immer eingeht, mit dem Gemüseanbau klappt das irgendwie und das ist gar nicht so schwer. Obwohl ich wirklich ein Vollhonk in Sachen Garten und Gemüseanbau war. Jetzt bin ich seit drei Jahren ganz fleißige Homefarmerin und habe es eben auch geschafft in kürzester Zeit unabhängig zu werden von Supermärkten und Bio-Märkten.
Lies dazu auch: Kennst du schon den GROSSEN Utopia-Saisonkalender?
Judith Rakers: „Die Tomate, die große Diva“
Sie haben über ihr Abenteuer des Homefarming auch ein Buch geschrieben: „Homefarming – Selbstversorgung ohne grünen Daumen“. Würden Sie sagen, dass das Buch vor allem für Anfänger:innen geeignet ist?
Judith Rakers: Ja genau, dafür ist das Buch gemacht. Ich glaube, wenn man sich wirklich gut auskennt und das [Anm. der Redaktion: Homefarming] schon betreibt, dann braucht man das Buch nicht mehr zu lesen. Ich habe beim Lesen der vielen Bücher, die ich mir reingezogen habe, gemerkt, dass die fast alle immer an einem Punkt ansetzen, den ich noch gar nicht erreicht hatte.
Dann stand da: Dann nehmen Sie sich Anzuchterde und eine Anzuchtschale und dann säen Sie aus. Und ich dachte was ist eine Anzuchtschale und warum ist das besondere Erde? Und mir ist auch aufgefallen, dass ja in den Büchern nie drin steht, welche Gemüse jetzt schwer sind und welche leicht.
Und deswegen habe ich das Buch so geschrieben, dass ich wirklich bei null anfange. Wie zum Beispiel, welche Erde es eigentlich gibt. Ich stand im Baumarkt vor diesem Regal mit Erden und dachte, ja äh, ok, ich will jetzt Tomaten anpflanzen. Nehme ich da jetzt Tomatenerde, Gemüseerde? Ich will sie ja pflanzen. Muss ich dann Pflanzerde nehmen, nehme ich jetzt Erde mit Torf oder ohne oder will ich Anzuchterde haben?
Das war alles schwer für mich. Mein Buch beantwortet diese Fragen. Ich teile das Gemüse nicht so ein wie andere Bücher, also nach biologischen Familien wie Kreuzblütler und Doldenblütler, auch nicht nach dem Nährstoffbedarf oder auch nicht Starkzehrer, Schwachzehrer. Das ist mir alles zu kompliziert. Ich sage lieber: Es gibt Anfänger-Gemüse mit Geling-Garantie, es gibt Gemüse für Fortgeschrittene und es gibt Gemüse für Leidensfähige.
Die Tomate, die große Diva. An die sollte man sich halt erst dann machen, wenn man schon so ein paar Erfolgserlebnisse gehabt hat. Klar, auch eine Tomate kann gelingen, aber die Chance, dass es nicht gelingt ist eben groß. Und wenn ich es ausschließlich mit der Tomate probiert habe und dann einen Misserfolg habe, dann denke ich als Anfänger doch, ah nee, das ist nichts für mich. Da muss man sich voll auskennen und einen grünen Daumen haben. Das ist aber nicht so, wenn man mit dem richtigen Gemüse anfängt.
„Fangt einfach an“
Immer mehr Menschen wollen wissen, woher das Essen so kommt, das am Ende auf ihrem Teller liegt. Was würden Sie denn Einsteigern empfehlen, wenn man mit dem Homefarming starten möchte?
Judith Rakers: Mein Motto ist: Fangt einfach an. Legt einfach – keine Tomatensamen, um euch nicht zu frustrieren – aber legt einfach Radieschensamen zur richtigen Zeit in die Erde und versucht es mit Salat. Egal, ob ihr einen Garten habt oder nur einen kleinen Balkon, oder vielleicht noch nicht mal das. Ein helles Fenster reicht zum Beispiel, um Kartoffeln anzubauen.
Jeder kann das machen. Egal wie alt er ist, egal woher er kommt, egal wie er wohnt. Ein bisschen was lässt sich machen. Natürlich lässt sich auf großer Fläche mit großem Garten mehr machen, als wenn man nur einen Blumenkasten hat. Aber dieses Gefühl, wenn du deinen eigenen Salat isst, den du selber aus einem Samen vorgezogen hast, dass ist einfach unvergleichlich. Das lässt einen auch ein ganz anderes Verhältnis zu Lebensmitteln bekommen.
Man soll, wenn man nachhaltig denkt, ja immer regional und saisonal einkaufen. Das habe ich schon immer getan und habe versucht das zu befolgen. Aber ich muss zugeben, ich wusste damals überhaupt nicht, was saisonal ist. Weil, Tomaten gibt es im Bio-Markt und im Supermarkt ja zum Beispiel das ganze Jahr. Und auch Gurken gibt es ja die ganze Zeit, auch Radieschen. Du kriegst ja ständig alles. Und ja, du weißt vielleicht: Jetzt ist Spargelzeit, da ist Grünkohlzeit, weil das auch in Restaurants auch immer so gefeiert wird. Aber ansonsten, ich gebe ehrlich zu, ich wusste es nicht.
Und jetzt, mit meinem Garten, jetzt weiß ich es halt. Das hat sich irgendwie mit vermittelt. Jetzt kaufe ich auch ganz anders ein, das ist schön.
Das Buch Home Farming von Judith Rakers ist unter anderem erhältlich bei Buch7, Thalia oder Amazon
Das ganze Gespräch mit Judith Rakers zum Thema Homefarming und Selbstversorgung könnt ihr euch hier anhören:
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