Boys – Was ist Männlichkeit? Genau mit dieser Frage beschäftigt sich die ZDF-Miniserie, welche in der Mediathek verfügbar ist. Dazu haben zwei junge Frauen 30 junge Männer befragt und die unterschiedlichsten Antworten erhalten.
Wann ist ein Mann ein Mann? Wie stark hat sich das Männerbild in den letzten Jahrzehnten gewandelt und was beschäftigt junge Männer in der heutigen Zeit? Genau diesen Fragen sind die beiden jungen Frauen Felicitas Sonvilla und Nina Wesemann auf den Grund gegangen. Dazu haben die beiden 30 junge Männer zu einem Gespräch eingeladen.
Die ZDF-Serie ist sehr minimalistisch gehalten und der Fokus liegt ganz auf dem Inhalt. Alle Männer werden einzeln interviewt und sitzen auf einem Hocker, welcher in einem komplett in silbernem Stoff ausgekleideten Raum steht. Die Inszenierung lässt wenig Spielraum für Interpretationen offen und lenkt den Fokus der Zuschauer:innen ganz auf die Protagonisten.
Dabei handelt es sich bei der Serie weniger um einen Dialog zwischen den Männern und den beiden Frauen, sondern mehr oder weniger um einen Monolog der Interviewten. Ohne unterbrochen zu werden, haben die Protagonisten die Möglichkeit, ihre Gedanken frei zu äußern. Rückfragen gibt es nur selten. Dies macht die Serie aber keinesfalls langweilig. Vielmehr vermittelt es den Zuschauer:innen ein unverfälschtes Bild in die Gefühlswelt der Protagonisten.
Zur Auswahl der interviewten Männer gibt es keine weiteren Informationen. Es sind jedoch zwei Personen dabei, die man als Zuschauer:in vielleicht kenn: Kevin Kühnert, der ehemalige Bundesvorsitzende der Jusos, und der Rapper Kelvyn Colt.
- Wo? ZDF-Mediathek
- Was? 7-teilige Miniserie zu je circa 15 Minuten
- Wer? zwei junge Frauen und 30 junge Männer
Boys: Darum geht es in der ZDF-Miniserie
Die siebenteilige Miniserie behandelt immer ein Thema pro Folge. Eine Folge dauert circa 15 Minuten und beginnt mit einer Frage. Zu dieser Frage könnten alle Interviewten ihre Gedanken und Gefühle äußern. Die thematischen Schwerpunkte der Serie drehen sich alle rund um das Thema Männlichkeit. Die Protagonisten sollen sich beispielsweise dazu äußern, was für sie Männlichkeit bedeutet.
Die Antworten sind divers, jedoch zeigen alle das auf, was auch im allgemeinem Diskurs schon längst angekommen ist: Die Geschlechterrollen haben sich geändert. Die alte Rollenverteilung ist im Wandel, das neue Rollenverständnis noch offen. War es früher meist so, dass der Mann arbeiten ging und die Frau sich um den Haushalt kümmerte, ist das Rollenverständnis in der heutigen modernen Gesellschaft weitaus diverser und freier. Dieses neue Verständnis ist jedoch in seiner Gänze noch nicht so klar definiert.
Außerdem befinden sich manche Protagonisten am Scheideweg zwischen Jugend und Erwachsensein, und haben für sich noch nicht alle Punkte klar definiert. Andere hingegen haben für sich schon eine klarere Vorstellung, was bestimmte Dinge für sie bedeuten und kommunizieren dies auch so in den Interviews. Sie fühlen sich wohl mit sich selbst und haben für sich definiert, was für sie Männlichkeit oder beispielsweise Liebe bedeutet. Andere sind sich in diesen Punkten noch eher unschlüssig und geben weitläufigere Antworten.
Auf der anderen Seite wird das „neue“ Rollenverständnis auch oftmals als widersprüchlich wahrgenommen. Ein Mann erzählt zum Beispiel, dass Frauen auf der einen Seite Männer wollen, die Gefühle zeigen, aber es trotzdem problematisch werden kann, als Mann vor einer Frau zu weinen. Damit umzugehen kann schwierig sein und der Diskurs darüber ist oftmals noch nicht stark genug vorhanden.
Nicht nur Frauen haben heutzutage ein anderes Rollenverständnis, auch der Begriff der Männlichkeit ist nicht mehr so klar definiert, wie er es früher einmal war. Der Diskurs um das Rollenverständnis der Männer ist jedoch noch nicht so tief in den Medien und der Gesellschaft angekommen wie der der Frauen. Das will die ZDF-Miniserie aufholen. Neben dem Verständnis von Männlichkeit spielen Themen wie Feminismus, Liebe, das eigene Körpergefühl und das Vatersein eine Rolle. Die Serie fokussiert sich durchgängig auf die Protagonisten und lässt das Gesagte unkommentiert. Dabei ähneln sich manche Persönlichkeiten mehr in ihren Antworten als andere. Für die Zuschauer:innen ist es sehr spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Protagonisten Männlichkeit und andere Themen für sich definieren.
Utopia meint: Eine sehenswerte Serie, die mit klassischen Rollenbildern nicht nur aufräumt, sondern auch viel Raum für neues lässt. Die Serie gibt Denkanstöße und versucht, den aktuellen Diskurs in der Gesellschaft aufzuzeigen.
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