Das Vorurteil, dass der Hund ein Fleischfresser ist, hält sich hartnäckig. Dabei sind sich Tierärzte einig: Hunde kann man problemlos vegetarisch ernähren, wenn man auf einige wichtige Punkte achtet. Hier erfährst du, wie du deinen Vierbeiner vegetarisch und gesund ernähren kannst.
Nach wie vor sind viele Hundehalter:innen überzeugt, dass ihr bester Freund, der ja schließlich vom Wolf abstammt, unbedingt Fleisch als Futter benötigt. Fakt ist aber: Hunde sind Allesfresser. Der Hund hat sich weiter entwickelt – er ist besser ausgestattet als der Wolf, was Enzyme zur Verdauung pflanzlicher Kost betrifft. Er kann die Stärke aus pflanzlichen Nahrungsmitteln effizienter verdauen und verstoffwechseln als seine Vorfahren.
Hunde benötigen speziell auf ihren Bedarf abgestimmte Nährstoffe und essentielle Aminosäuren – die müssen aber nicht zwingend aus Fleisch kommen. Ob der Hunde Proteine aus tierischen oder pflanzlichen Produkten erhält, ist erstmal nebensächlich. Pflanzliche Nahrungsmittel gelten allgemein als gute Proteinlieferanten. Allerdings können Hunde diese Proteine nicht ganz so effektiv verwerten wie tierische Proteine.
Kann ich meinen Hund vegetarisch ernähren?
Hunde können und dürfen vegetarisch gefüttert werden, das bestätigen uns die Tierärzte, mit denen wir gesprochen haben und auch der Deutsche Tierschutzbund e.V.. Der erklärt: „Wenn ein erwachsener Hund nicht, zum Beispiel aufgrund einer bestimmten Erkrankung, ganz spezielles Futter benötigt, sondern mehr oder weniger „alles“ frisst, kann man für ihn eine abwechslungsreiche Ernährung aus Milch- und Eiprodukten, Gemüse, Reis und Teigwaren zusammenstellen. Aus wissenschaftlichen Feldstudien lässt sich ableiten, dass es grundsätzlich möglich ist, einen Hund vegetarisch zu ernähren.“
„Es ist theoretisch möglich, erwachsene und gesunde Hunde auf rein pflanzlicher Basis zu ernähren“, sagt auch Volker Wilke von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Versuche mit veganer Ernährung – etwa auf Basis von Erbsen, Linsen, Süßkartoffel oder Soja und mit Zusatz von Vitamin A, Taurin und anderen Aminosäuren – hätten keine negativen Folgen gezeigt. Nötig sei bei einer Umstellung aber der Rat kundiger Fachleute. Sonst drohten beim Hund Schädigungen von Herz- und Nervensystem, Muskelschwund oder andere Probleme.
Hund vegetarisch füttern: 5 Punkte, die du unbedingt beachten solltest
- Wer seinen Hund vegetarisch ernährt, muss sich zwingend mit den Nährstoffen auseinandersetzen, die sein Hund braucht. Der tägliche Bedarf variiert abhängig von Rasse, Größe, Gewicht, Alter und Aktivität des Hundes.
- Vor allem Kalzium, Phosphor, Magnesium, Kalium, Natrium, Eisen, Kupfer, Zink, Mangan, Iod und die Vitamine A, D, E und B dürfen bei der Ernährung von Hunden nicht fehlen. Sind diese im Hundefutter nicht enthalten, müssen sie zugefüttert werden.
- Lass dich hier unbedingt von einem Tierarzt oder einer Tierärztin, die auf Tierernährung spezialisiert sind, beraten. Ernährungsberatungen werden häufig an veterinärmedizinischen Universitäten angeboten, auch telefonisch.
- Wer seinen Hund vegetarisch füttern möchte, sollte bei einem Fertigfutter einen Blick auf die Deklaration werfen: Ist es als Alleinfuttermittel oder nur als Zusatzfutter gekennzeichnet?
- Ein Defizit an Nährstoffen ist für den Laien nicht zu erkennen. Eine Unterversorgung zeigt sich erst langfristig – und meist erst dann, wenn schon gesundheitliche Schäden da sind. Blutuntersuchungen können eine Hilfe sein, sie lassen aber keine Rückschlüsse auf sämtliche wichtigen Nährstoffe zu.
Nicht alle Hunde dürfen vegetarisch ernährt werden
Für tragende und säugende Hündinnen sowie für Welpen und Junghunde ist eine vegetarische Ernährung nicht geeignet. Sie sollten auf jeden Fall mit Fleisch gefüttert werden. „Zum Wachsen und für die Entwicklung der Gelenke ist ein optimales Verhältnis von Calcium und Phosphor wichtig. Phosphor ist in Fleisch enthalten, Calcium zum Beispiel in Knochen“, erklärt die Tiermedizinerin Lucia Rettenbeck von Interquell Petfood.
Wichtig: Bei Katzen raten Tiermediziner und auch der Deutsche Tierschutzbund generell von der fleischlosen Ernährung ab, Katzen sind reine Fleischfresser.
Was spricht für eine vegetarische Hundeernährung?
Tierwohl, Gesundheit und Umweltschutz sind Aspekte, die dafür sprechen, den Fleischkonsum von Mensch und Haustier zu reduzieren. Denn der Konsum von Fleisch, Milch und Eiern ist für mindestens 51 Prozent der weltweiten, von Menschen ausgelösten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Macht eine Blutuntersuchung Sinn?
Immer wieder ist zu lesen, dass Hundehalter:innen bei einer vegetarischen (oder veganen) Hundefütterung quasi nur das Blut ihres Vierbeiners kontrollieren lassen müssen, um zu wissen, ob der Hund mit Vitaminen und Mineralstoffen gut versorgt ist. Ganz so einfach ist es nicht, erklärt Ellen Kienzle, Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Blutuntersuchung sage nichts darüber, ob sich der Mineralstoffhaushalt im Gleichgewicht befindet.
„Wenn dem Hund Nährstoffe fehlen, reguliert der Körper das zum Teil auf Kosten anderer Organe. Fehlendes Calcium wird zum Beispiel den Knochen entzogen.“ Es kann also durchaus passieren, dass das Blutbild unauffällig ist, der Hund aber in Wahrheit unter einem starken Calciummangel leidet. Wenn die Calciumreserven aufgebraucht sind, kann es zu schwerwiegenden Skeletterkrankungen kommen.
Vegetarisches Hundefutter erobert die Regale
Der Blick in die Regale mit Hundefutter – und vor allem in kleine und nachhaltige Shops im Internet – zeigt: Das Interesse an fleischloser Kost für den Hund und das Produktangebot wachsen. Dort sind mittlerweile nicht mehr nur Futtermittel mit viel Fleisch zu finden, sondern immer häufiger auch fleischloses Hundefutter mit Linsen, Erbsen und Lupine. Anbieter von vegetarischem Hundefutter sind beispielsweise:
Tipp: Achte beim Kauf darauf, dass es sich um ein Alleinfutter und nicht um Zusatzfutter handelt.
Nicht vergessen sollten wir jedoch: Hunde fressen gerne Fleisch. Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt deshalb, bei der Ernährung des Hundes „nicht ganz auf die Verfütterung von Fleisch zu verzichten“.
Hundefutter: So kannst du die Ökobilanz verbessern
- Um die Ökobilanz zu verbessern, hilft es schon, den Fleischanteil im Hundefutter zu reduzieren und darauf zu achten, dass im Hundefutter nicht ausschließlich Muskelfleisch enthalten ist, sondern Produkte, die wir Menschen verschmähen. „Für Hunde sind viele der sogenannten Schlachtnebenprodukte, die wir Menschen nicht mehr so gerne essen, richtige Delikatessen“, erklärt die Tierärztin Lucia Rettenbeck. Auch aus ethischen Gründen ist es sinnvoll, möglichst viel vom Schlachttier zu verwenden.
- Besser wird die Bilanz auch durch das Füttern von Fleisch und Nebenprodukten, die der Mensch nicht isst – etwa Euter oder Lunge der Kuh.
- Auch Insekten als Proteinquelle sind eine nachhaltige Alternative.
- Achte bei der Verpackung auf folgende Punkte: Je größer die Verpackung, desto besser. Und: Die Verpackung sollte aus recycelbaren Materialien sein.
- Auch die Wahl von Trockenfutter statt Nassfutter hilft, den CO2-Pfotenabdruck zu reduzieren.
Wer nach einem guten Kompromiss zwischen Hundefutter auf Fleischbasis und Veggie-Kost sucht: Auch ein Veggie Day – ein vegetarischer Tag in der Woche – oder die Umstellung auf vegetarische Leckerli sind ein Schritt in ein nachhaltigeres Leben mit Hund!
Mit Material der dpa.
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