Die vielblättrige Lupine ist wegen ihrer besonders schönen Blüten beliebt bei Heimgärtner:innen. Trotz ihrer ansprechenden Optik solltest du dir aber zweimal überlegen, ob du sie in deinem Garten ansiedeln möchtest.
Lupinen sind mehrjährige und pflegeleichte Staudenpflanzen mit farbenfrohen Blüten und als solche sehr beliebt. Eine ästhetisch besonders auffällige Lupinenart ist die vielblättrige Lupine. Sie besitzt blaugrüne Blüten, die wechselständig an den Pflanzenstielen wachsen und sich jeweils aus bis zu 17 spitz zulaufenden Einzelblättchen zusammensetzen. Daraus leitet sich auch ihr Name ab.
Die vielblättrige Lupine ist aber nicht nur wegen ihrer Optik beliebt: Wie alle Lupinen kann sie die Bodenqualität verbessern, weil sie mit ihren Wurzeln Stickstoff bindet. Sie eignet sich aufgrund dieser Eigenschaft zum Beispiel als Gründünger.
Trotz ihrer Vorzüge ist die vielblättrige Lupine aber eine problematische Wahl für den Garten. Das liegt insbesondere an ihrer Herkunft.
Nicht alle Lupinen sind heimische Pflanzen
Es gibt mehrere in Europa heimische Lupinenarten, die zum Teil auch landwirtschaftlich genutzt werden. Dazu gehören vor allem die Gelbe Lupine (Lupinus luteus), die Weiße Lupine (Lupinus albus) und die Blaue Lupine (Lupinus angustifolius). Die vielblättrige Lupine und andere Zierarten dagegen sind für den Menschen giftig und nicht zum Verzehr geeignet.
Die nutzbaren Arten gehören zu den Süßlupinen und stammen ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, werden aber auch in Deutschland kultiviert. Aus ihnen lässt sich zum Beispiel Lupinenmehl gewinnen, sie werden in Aufstrichen verwendet oder zu Tierfutter verarbeitet. Oft wird die Lupine in diesem Zusammenhang als wertvolle pflanzliche Eiweißquelle aus regionalem Anbau beworben.
Das bedeutet aber nicht, dass Lupinen grundsätzlich regionaler Herkunft sind: Auf die vielblättrige Lupine trifft das beispielsweise nicht zu. Die Art stammt ursprünglich aus Nordamerika und gilt hierzulande also als eingeführte Fremdpflanze oder Neophyt. Das ist aus verschiedenen Gründen ein Problem.
Die vielblättrige Lupine als invasive Art
Bei Neophyten handelt es sich wörtlich übersetzt schlicht um “neue Pflanzen“, also Gewächse, die nicht ursprünglich dem heimischen Ökosystem entstammen. Nicht immer stellen sie deshalb automatisch eine Bedrohung dar: Viele von ihnen sind in dem artfremden neuen Klima gar nicht langfristig überlebensfähig. Anderen Pflanzen gelingt es besser, sich anzusiedeln, und sie erweisen sich als weitgehend harmlos für die Stabilität des Ökosystems, in das sie eingeführt worden sind.
Etwa zehn bis 15 Prozent der Neophyten gelten laut NABU allerdings als invasive Arten, von denen ernstzunehmende Gefahr für die regionale Flora und Fauna ausgeht. Das liegt in erster Linie an ihrem Potenzial, sich stark auszubreiten und dabei regionale Pflanzen zu verdrängen. Darunter leidet die Artenvielfalt und mit ihr das ganze Ökosystem – denn die verdrängten Pflanzen bieten in vielen Fällen zum Beispiel Nahrung für Insekten oder andere Tiere.
Wie die Umweltberatung Luzern berichtet, nimmt die vielblättrige Lupine vor allem offene Flächen schnell in Beschlag. So verdrängt sie etwa auf artenreichen Wiesen wie Magerwiesen die einheimische Pflanzenvielfalt. Da sie giftig ist, bieten sie Tieren keinen Nährwert. Zudem kann die stickstoffbindende Eigenschaft der Wurzeln nicht nur positive Eigenschaften haben, sondern die Bodenbeschaffenheit auch negativ beeinflussen. Dadurch kann sie das Wachstum anderer Pflanzen ebenfalls schädigen.
In Deutschland ist die vielblättrige Lupine zum Beispiel in der Rhön zu einem Problem geworden, meldet der Landschaftspflegeverband Kassel. Hier wurde sie in den 1930er Jahren ursprünglich zur Bodenbildung eingeführt. Später ging der gezielte Anbau zurück, die Pflanze breitete sich aber unkontrolliert auf brachliegenden oder unbeweideten Nutzflächen aus. Auch der Klimawandel könnte ihr Wachstum begünstigt haben. Die von der vielblättrigen Lupine bewachsene Gesamtfläche in der Langen Rhön hat sich innerhalb von 18 Jahren verdoppelt.
Vielblättrige Lupine: Besser nicht pflanzen!
Dass sich die vielblättrige Lupine so schnell ausbreiten kann, verdankt sie ihrem Samenreichtum. Laut dem Landschaftspflegeverband Kassel kann eine einzelne Pflanze bis zu 2.000 Samen produzieren und sechs Meter um die Mutterpflanze herum ausstreuen.
Die Samen, so der Verband, würden häufig aber auf unterschiedlichen Verbreitungswegen noch weiter getragen. Zum Beispiel nehmen Tiere sie mit der Nahrung auf und scheiden sie andernorts wieder aus, sie geraten ins Mähwerk landwirtschaftlicher Maschinen oder gelangen in naheliegende Gewässer.
Auch, wenn du die vielblättrige Lupine nur im heimischen Garten anpflanzen möchtest, kannst du so also ungewollt zu ihrer weiteren Verbreitung beitragen. Besser ist es, auf heimische Stauden zu setzen, die genauso schön aussehen und zudem einen Nutzwert für Bienen und andere Insekten haben. Empfehlungen haben wir hier für dich:
- Heimische Wildstauden im Garten pflanzen: So geht’s
- Mehrjährige Stauden: Diese Pflanzen und Blumen kommen jährlich wieder
- Bienenfreundliche Stauden: Die schönsten Pflanzen für deinen Garten
Solltest du in der freien Natur auf Exemplare der vielblättrigen Lupine stoßen, empfiehlt die Umweltberatung Luzern, sie auszureißen. So kannst du einen Beitrag zur Eingrenzung der invasiven Art leisten. Sinnvoll ist das aber nur vor der Samenreife, die zwischen August und September einsetzt: Andernfalls trägst du beim Ausreißen nur dazu bei, die Samen zu verteilen.
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