Nicht nur für Einfamilienhäuser, sondern auch für Mehrfamilienhäuser können Wärmepumpen eine sinnvolle Heizlösung sein. Allerdings gilt es hier bei der Entscheidung und Planung einiges zu beachten. Expert:innen erklären, was.
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In neu gebauten Einfamilienhäusern ist die Wärmepumpe als Heizsystem inzwischen Standard. Und langsam spricht sich herum: Auch für ältere Gebäude kann sie eine sinnvolle Option sein. Grundsätzlich können sich Wärmepumpen auch für Mehrfamilienhäuser eignen.
Eine pauschale Lösung gibt es nicht, denn jedes Haus braucht abhängig von etlichen Faktoren eine eigene Wärmeplanung. Auf dem Weg dahin müssen sich insbesondere Eigentümergemeinschaften in Mehrfamilienhäusern besondere Fragen stellen. Hier sind die Antworten auf die wichtigsten.
1. Was spricht für den Einbau einer Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus?
Zwar sind eine Wärmepumpe und ihr Einbau teuer. Dafür schont sie langfristig Umwelt und Finanzen, da ihre Energieeffizienz besser ist als die anderer Heizarten. „Die Wärmepumpe arbeitet eins zu vier“, erklärt Tomas Titz, erster Vorsitzender der GIH – Interessenvertretung der Energieberater in Niedersachsen: „Ein Kilowatt Strom erzeugt bestenfalls vier Kilowatt Wärme.“ Die restliche Energie zieht die Wärmepumpe aus Umweltwärme – je nach Wärmepumpen-Art entweder aus Luft, Erdreich oder Grundwasser.
Neben der Reduzierung von CO2-Emissionen und der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen können Wärmepumpen also langfristig zu niedrigeren Betriebskosten führen. Zudem steigern sie oft den Wert der Immobilie.
2. Welchen Sanierungsstand braucht ein Haus mit Wärmepumpe?
Grundsätzlich gilt: Maßgeblich ist der energetische Zustand des Gebäudes, vor allem die Dämmung. Wärmepumpen arbeiten am effizientesten, wenn das Haus durch gute Dämmung einen geringen Wärmebedarf hat. Bei bereits gut isolierten Immobilien kann der Einbau einer Wärmepumpe allein schon energetische Optimierung bedeuten. Das gilt für Mehrfamilienhäuser genauso wie für Einfamilienhäuser.
Oft ist die Maßnahme jedoch Teil eines Sanierungsfahrplans, der für das jeweilige Gebäude festgelegt wird, am besten mithilfe von Energieberater:innen. „Wenn die oberste Geschossdecke, die Kellerdecke sowie Außenwände und Fenster die größere Baustelle sind, zieht man das vor“, empfiehlt Tomas Titz. Denn die Wärmepumpe sollte auf den zukünftigen Wärmebedarf ausgerichtet werden.
3. Mehrfamilienhaus: Platzbedarf für die Wärmepumpe beachten
Wie viel Platz eine Wärmepumpe benötigt, lässt sich pauschal nicht sagen, denn außer von der Art der Pumpe hängt die Dimension von der Heizlast und dem Zustand des Gebäudes ab. „Je besser gedämmt die Hülle des Gebäudes ist, desto kleiner muss die Technik werden und desto günstiger wird es“, so Titz. Eine effiziente Lösung setzt also voraus, dass möglichst wenig Wärme durch fehlende Isolation verloren geht.
Die im Gebäude liegenden Komponenten der Wärmepumpe dürften in sehr gut gedämmten Gebäuden laut Matthias Wagnitz, Referent für Energie- und Wärmetechnik im Zentralverband Sanitär Heizung Klima, „nicht viel größer sein als der bisherige Kessel“. In diesem Fall komme man möglicherweise ohne Pufferspeicher, den Zwischenpuffer für die Sperrzeit, aus, weil das Gebäude nicht auskühlt.
Bei den Außenkomponenten kommt es darauf an, welche Art der Energiegewinnung man wählt: ob aus dem Boden, der Luft oder dem Grundwasser. Hier variiert der Platzbedarf der Wärmepumpe teils erheblich, zumal in Mehrfamilienhäusern teils statt einer großen mehrere kleinere (Luft-)Wärmepumpen nebeneinander aufgestellt werden („Kaskade“).
4. Welche Wärmepumpenart fürs Mehrfamilienhaus?
Das hängt vom verfügbaren Platz und den Wärmequellen ab. Sole-Wasser-Wärmepumpen (Erdwärmepumpen) benötigen eine tiefe Bohrung oder einen Graben für die Verlegung der Erdwärmesonden. Wasser-Wasser-Wärmepumpen nutzen das Grundwasser, wozu in der Nähe des Hauses ein Saug- und ein Schluckbrunnen gebaut werden muss. Beide Vorhaben sind genehmigungspflichtig und teurer als andere Wärmepumpen-Arten. In Innenstadtlagen reicht zudem der Platz nicht immer aus. Dafür arbeiten sie sehr effizient.
Etwas einfacher und günstiger zu installieren sind Luft-Wasser-Wärmepumpen, die ihre Energie aus der Umgebungsluft ziehen. Allerdings erzeugen die Ventilatoren der Geräte hörbare Geräusche. Zwar werden neuere Geräte immer leiser, „aber es macht einen Unterschied, ob man zehn oder 100 Kilowatt durch das Gebläse herausholen will“, so Matthias Wagnitz. Ratsam ist hier einen Standort mit ausreichend Abstand zu Wohn- und Schlafzimmern, Nachbargebäuden und Passant:innen zu wählen – in der Innenstadt nicht immer einfach.
5. Besser eine zentrale oder dezentrale Anlage?
Die Entscheidung hängt häufig von der bisherigen Versorgung und dem verfügbaren Platz ab. Dezentrale Lösungen haben den Vorteil, dass man sie einzeln genauer ausrichten, steuern und abrechnen kann. Allerdings bedeuten mehrere Geräte auch mehr Kosten. „Bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe erhält dann beispielsweise jede Wohnung eine Außeneinheit“, erklärt Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP).
„Auch manche Luft-Luft-Wärmepumpen sind von der Effizienz her in der Lage, gut zu heizen“, sagt Wagnitz. Auch hier erhält jede Wohnung ein solches Gerät. Gemischte Systeme können ebenfalls eine Option sein, „etwa eine zentrale Wärmeerzeugung mit Übergabestationen an den Wohnungen“, so Weinhold.
6. Meist müssen nicht alle Heizkörper ersetzt werden
Oft heißt es, insbesondere in älteren Mehrfamilienhäusern müssten vor dem Einbau einer Wärmepumpe alle Heizkörper ersetzt werden. Das stimmt nicht unbedingt. „Entscheidend ist, ob die Heizkörper bei niedriger Vorlauftemperatur den Raum erwärmen können“, sagt Katja Weinhold. Das lässt sich am besten an einem kalten Tag im Winter prüfen, indem man (nach einem hydraulischen Abgleich) die Vorlauftemperatur der jetzigen Heizung auf 50 bis maximal 55 Grad herunterregelt und alle Heizkörper aufdreht. „Da merkt man schnell, ob das, was rauskommt, ausreicht“, sagt sie.
Meist können mehr Heizkörper bleiben, als gedacht, da früher großzügiger geplant wurde. Einzelne Heizkörper, die mit der Absenkung der Vorlauftemperatur nicht zurechtkommen, tauscht man gegen größere Modelle aus. Wer wenig Platz hat, kann einen Niedrigtemperaturheizkörper einsetzen.
7. Eigentümer:innen sollten fachkundige Beratung suchen
Thomas Zwingmann, Leiter der Gruppe Energie und Klima in der Verbraucherzentrale NRW, empfiehlt: Zum einen können Energieberater:innen mit Erfahrung in Energieplanung bei den Vorbereitungen unterstützen, etwa bei der Heizlastberechnung. Auch im Hinblick auf Förderungen kann es sich lohnen, zertifizierte Energieberater:innen zu Rate zu ziehen.
Zum anderen könne man gezielt bei Herstellern und Installationsbetrieben nachfragen, die Erfahrung im Einsatz von Wärmepumpen im Mehrfamilienhaus haben. Darüber hinaus haben sich einige Planungs- und Ingenieurbüros auf die Technik spezialisiert. Auch der Bundesverband Wärmepumpe bietet online eine Suche nach Fachbetrieben an.
8. Wie ist die rechtliche Situation in Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG)?
Die Entscheidung für eine Wärmepumpe muss in der Regel von der Eigentümerversammlung getroffen werden. Es bedarf eines Mehrheitsbeschlusses. Zudem müssen rechtliche Vorgaben, wie das Wohneigentumsgesetz und lokale Bauvorschriften, beachtet werden. Es empfiehlt sich, den Prozess von Energieberater:innen begleiten zu lassen.
9. Fördermöglichkeiten nutzen: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Um Fördermittel des Bundes nutzen zu können, müssen die WEG bzw. das Gebäude einige Voraussetzungen erfüllen. Außerdem müssen sie eine:n zertifizierte:n Energieberater:in beauftragen. Diese Beauftragung wird mit bis zu 80 Prozent (bis maximal 1.700 Euro) bezuschusst. Die auf der Energieeffizienz-Expertenliste (EEE) geführten Fachleute erarbeiten einen individuellen Sanierungsfahrplan für die Planung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen in der WEG.
Gefördert werden Sanierungsmaßnahmen wie der Einbau einer Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus mit derzeit maximal 40 Prozent einer Investitionssumme von maximal 60.000 pro Wohneinheit. Ab 2024 gibt es die Förderungen voraussichtlich für maximal 30.000 Euro für die erste Wohneinheit, 10.000 für die zweite bis sechste und 3.000 ab der siebten Wohneinheit. So käme man beispielsweise für ein Sechs-Parteien-Haus auf eine maximal förderfähige Investitionssumme von 80.000 Euro.
Mehr zu den Förderungen im Einzelnen:
Wichtig: Der Antrag auf Förderung muss unbedingt vor Auftragsvergabe und Beginn der Arbeiten über das Online-Portal des zuständigen Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eingereicht werden.
Fachbetriebe für Installation einer Wärmepumpe finden
Es kann schwierig sein, einen Fachbetrieb für die Installation einer Wärmepumpe im Umkreis zu finden. Dann können Portale wie Aroundhome oder Heizungsfinder sinnvoll sein. Dort bekommst du unverbindliche Angebote von verschiedenen Installationsbetrieben in deiner Nähe.
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