Beim Quiet Hiring werden keine neuen Arbeitnehmer:innen eingestellt, sondern bereits angestellte Personen sollen neue Aufgaben übernehmen. Das kann Vor- und Nachteile haben.
Die Arbeitswelt verändert sich stetig und das bringt immer neue Arbeitstrends hervor. Nachdem 2022 Quiet Quitting in aller Munde war, ist mittlerweile vermehrt von Quiet Hiring zu hören. Quiet Hiring lässt sich dabei als „stilles Einstellen“ übersetzen. Dieser Begriff mag zwar neu sein, doch die dahinterstehende Praxis dürfte vielen aus dem Arbeitsleben bereits bekannt sein.
Anders als bei Quiet Quitting, bei dem Arbeitnehmer:innen nur noch das tun, wofür sie bezahlt werden, bekommen Angestellte beim Quiet Hiring neue Aufgaben zugeteilt. Unternehmen vermeiden dadurch Neueinstellungen. Ein Hauptgrund dafür ist die derzeit schwierige Personalsituation, da viele Unternehmen Probleme haben, neue Mitarbeiter:innen beziehungsweise Fachkräfte zu finden.
Die Vorteile von Quiet Hiring
Quiet Hiring spart nicht nur Personalkosten, weil keine neuen Mitarbeiter:innen eingestellt werden. Der Trend hat auch weitere Vorteile für Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen:
- Mit den ihnen neu aufgetragenen Aufgaben können Angestellte neue Fähigkeiten erlernen und sich weiterentwickeln. Das erhöht die Chancen für eine Beförderung. Gerade Mitarbeiter:innen, die ihre Arbeit frustrierend finden, kann das neuen Aufwind verleihen und sie vor Boreout bewahren. Auch Talente können dadurch gefördert werden. Laut einer Umfrage der Jobbörse Monster halten 63 Prozent der Teilnehmenden Quiet Hiring für eine gute Möglichkeit, Neues zu erlernen und sich weiterzuentwickeln.
- Das aufwendige Einstellungsverfahren fällt weg. Müssen Führungskräfte keine Bewerbungsgespräche führen und Bewerbungsunterlagen sichten, haben sie mehr Zeit für andere Aufgaben.
- Da kein neues Personal eingestellt wird, entfällt auch die Einarbeitungsphase zum Großteil. Langjährige Mitarbeiter:innen, die neue Aufgaben zugeteilt bekommen, kennen bereits Kolleg:innen und die Abläufe der Firma genau.
- Auch fühlen sich bereits Angestellte dem Unternehmen mehr verbunden als neues Personal. Somit entfällt auch das Risiko, dass neue Arbeitnehmer:innen während der Probezeit abspringen.
Im Idealfall ist Quiet Hiring somit eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen.
Die Nachteile
Allerdings hat Quiet Hiring auch seine Schattenseiten. Und die betreffen vor allem die Angestellten:
- Durch Quiet Hiring können immer weitere neue und vor allem zusätzliche Aufgaben auf Mitarbeiter:innen zukommen. Da keine Neueinstellungen erfolgen, kann durch die anfallende Mehrarbeit eine Überlastung des bestehenden Personals drohen. Ein Burnout kann die Folge sein.
- Quiet Hiring kann noch auf einer anderen Ebene für unzufriedene Angestellte sorgen. Und zwar, wenn diese für den Mehraufwand oder für ihren neuen Aufgabenbereich keine entsprechend angepasste Entlohnung erhalten oder es für ihr Engagement keine Wertschätzung aus der Führungsebene gibt.
- Außerdem kann es vorkommen, dass nicht alle Arbeitnehmer:innen zufrieden mit den neuen Aufgaben sind und sich schwer damit tun, neue Fähigkeiten zu erlernen. Bei der Umfrage der Jobbörse Monster gaben 50 Prozent der Befragten an, dass die neuen Aufgaben nicht zu ihren Fähigkeiten passen würden. Daraus können Frustration, Überforderung und schlimmstenfalls eine Kündigung resultieren.
Quiet Hiring sollte klare Rahmenbedingungen haben
Quiet Hiring kann Arbeitnehmer:innen beruflich weiterbringen und neue Chance bieten. Allerdings besteht durch Quiet Hiring auch die Gefahr, dass Mitarbeiter:innen ausgenutzt werden.
Bist du in einer Quiet-Hiring-Situation, solltest du von Anfang an deinen Vorgesetzten deutlich machen, dass du einen Ausgleich für deine neuen Aufgaben erwartest – zum Beispiel in Form einer offiziellen Beförderung oder einer Gehaltserhörung. Schließlich muss es sich auch für dich auszahlen, wenn du für das Unternehmen neue Aufgaben erlernst oder mehr Verantwortung übernimmst. Auch solltest du sofort deine Bedenken äußern, wenn du das Gefühl hast, dass dich die Arbeit überfordert. Die Ergebnisse, die durch ein solches Gespräch entstehen, solltest du am besten schriftlich festhalten.
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