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Warum es Hamsterkäufe gibt – und was du tun kannst

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Foto: CC0 / Pixabay / Marina_Kratko

Gerade in Krisenzeiten sorgen Hamsterkäufe für leere Supermarktregale. Solche Anstürme sind meist unbegründet, stärken aber das Sicherheitsgefühl der Käufer:innen. Woher kommt der Drang zum Hamstern und wie lässt sich damit am besten umgehen?

In den letzten Jahren sind Hamsterkäufe immer wieder vorgekommen. Als die Coronapandemie Anfang 2020 Deutschland erreichte, wurden bestimmte Produkte aufgrund vermehrter Vorratskäufe schnell knapp. Dazu zählten vor allem haltbare Lebensmittel wie Mehl, Nudeln und Konserven, aber auch Hygieneartikel wie Toilettenpapier. Gerade der Ansturm auf Letzteres erschien vielen Menschen irrational und zog entsprechend viel Spott auf sich. Trotzdem wiederholten sich solche Hamsterkäufe im Verlauf der Pandemie mehrfach – meist dann, wenn es zu beunruhigenden neuen Entwicklungen wie steigenden Infektionszahlen kam. 

Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine entstehen derzeit erneut Lücken in den Regalen, die auf Hamsterkäufe zurückzuführen sind. Diesmal sind vor allem Mehl und Sonnenblumenöl betroffen. Grund dafür ist wohl die Sorge, dass diese Produkte wegen ausbleibender Importe künftig knapp werden oder stark im Preis steigen könnten. Während der Vorrat an Sonnenblumenöl tatsächlich zur Neige geht, sei die Angst vor Mehlknappheit laut dem Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft aber unbegründet. 

Hamsterkäufe: Ein häufiges Krisenphänomen

Während der Corona-Krise wurde unter anderem das Toilettenpapier knapp.
Während der Corona-Krise wurde unter anderem das Toilettenpapier knapp.
(Foto: CC0 / Pixabay / Filmbetrachter)

Um ein neues oder ungewöhnliches Phänomen handelt es sich bei solchen Anstürmen nicht. Vor dem Hintergrund der Corona-Hamsterkäufe erinnerte die Washington Post zum Beispiel an das Verhalten von Konsument:innen während der Kubakrise im Oktober 1962.

Ähnlich wie die Pandemie und die aktuelle Kriegssituation nahmen die Menschen auch diese historische Krise als sehr bedrohlich wahr und fühlten sich von ihr stark verunsichert: Aufgrund akuter Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion schien ein verheerender Atomkrieg damals eine reale Möglichkeit zu sein. In Panik stürmten viele Amerikaner:innen die Supermärkte und horteten Lebensmittel für den Ernstfall. Besonders gefragt war etwa Trinkwasser in Flaschen. Die Kubakrise hielt knapp zwei Wochen an, endete zum Glück aber nicht in einer Eskalation, sondern in einem Kompromiss zwischen den beiden Konfliktparteien. Damit normalisierte sich schließlich auch das Einkaufsverhalten der Menschen wieder. 

Hamsterkäufe sind grundsätzlich eine Reaktion auf unsichere und potenziell gefährliche Situationen – sei es die Angst vor Krankheit, vor Krieg oder generell vor Versorgungsnot. Angesichts großer Krisen, die unseren eigenen Alltag übersteigen und die ganze Weltgemeinschaft betreffen, fühlen wir uns oft hilflos und handlungsunfähig. Was wir persönlich unternehmen, hat schließlich nur einen sehr geringen Einfluss auf den Verlauf einer globalen Pandemie oder einen Konflikt zwischen zwei Staaten. Auch die ungewisse, schwer planbare Entwicklung solcher Krisen ist auf Dauer eine Belastung. Laut der amerikanischen Psychologieprofessorin Sonia Bishop begünstigt diese Unsicherheit das Aufkommen von Panik.     

Das Hamstern ist ein Versuch, solche Panik durch konkretes Handeln zu bekämpfen: Indem wir uns Vorräte anlegen, stellen wir zumindest sicher, dass unsere grundlegenden Bedürfnisse im Notfall gesichert sind. Hamsterkäufe dienen dazu, die Kontrolle über die persönliche Versorgung zu behalten – und lindern zugleich die allgemeine Angst vor dem Ungewissen. Eine Studie der Universität Köln bezeichnet das Hamstern als „Rebellion gegen die eigene Hilflosigkeit“. 

Warum Hamsterkäufe problematisch sind

Leere Regale können Panik auslösen.
Leere Regale können Panik auslösen.
(Foto: CC0 / Pixabay / jbarsky0)

In der Regel entstehen Hamsterkäufe nicht aus echter Versorgungsnot, sondern aus der Angst, dass eine solche Not eintreten könnte. Trotzdem kann das Hamstern schnell zu leeren Regalen führen. In diesem Rahmen ist oft von einer „self-fulfilling prophecy“ die Rede – also einer Voraussage oder Befürchtung, die sich selbst bewahrheitet. Wenn Menschen bestimmte Produkte in größeren Mengen als gewöhnlich einkaufen, kann das tatsächlich zu künstlichen Engpässen führen. Sobald andere Kund:innen feststellen, dass die betroffenen Produkte knapp werden, kaufen auch sie womöglich größere Mengen. So entsteht ein Teufelskreis, der selbst dann für Warenknappheit sorgen kann, wenn die Versorgung eigentlich gesichert ist. 

Der Psychologieprofessor Jan Häusser von der Universität Gießen erklärt das soziale Dilemma dieses Verhaltens: Bei der Lebensmittelversorgung handelt es sich um ein Beispiel für eine „mixed-motive-Situation“, also eine Situation, in der unser Handeln durch verschiedene Zielsetzungen geprägt ist. Kollektive Motive sind dabei auf das Wohl der Gemeinschaft ausgerichtet, persönliche Motive auf das eigene, individuelle Wohl. Im Fall von Hamsterkäufen kann es zunehmend schwierig werden, das Gemeinwohl und das eigene Wohl unter einen Hut zu bekommen. Wer aus Solidarität vom Hamstern absieht, riskiert, am Ende nichts mehr für den eigenen Bedarf abzubekommen. Wer sich dagegen egoistisch verhält, sichert zwar zunächst die eigene Versorgung, schadet langfristig aber der ganzen Gemeinschaft und damit auch sich selbst.

Häusser verdeutlicht das am einfachen Bild eines Fischteichs, in dem mehrere Angler regelmäßig auf Fischfang gehen. Wenn jeder Angler nur eine bestimmte Menge Fische fängt, bleiben immer genug Fische im Teich zurück, um sich zu vermehren. Der Allgemeinbedarf ist dann gesichert. Wenn dagegen alle Angler versuchen, möglichst viele Fische für sich selbst zu fangen, gerät dieses Gleichgewicht aus der Balance. Der Teich ist dann irgendwann leer gefischt – und das schadet auch den Anglern mit den meisten Fischen.     

Hamsterkäufe: So bewahrst du Ruhe

Vorräte anzulegen ist sinnvoll, Hamsterkäufe sind es nicht.
Vorräte anzulegen ist sinnvoll, Hamsterkäufe sind es nicht.
(Foto: CC0 / Pixabay / Alexas_Fotos)

Häusser gibt zu bedenken, dass es schwierig ist, aus dem Teufelskreis des Hamsterns wieder herauszukommen. Das liegt daran, dass die Situation sich selbst verstärkt: Je egoistischer sich eine bestimmte Menge von Menschen beim Einkaufen verhält, desto mehr sehen sich auch andere Menschen zum Egoismus gezwungen, um ihre persönlichen Bedürfnisse noch erfüllen zu können. Um den Kreis zu brechen, empfiehlt er vor allem klare Abgabebegrenzungen. Tatsächlich versuchen viele Supermärkte die Hamsterkäufe dadurch einzuschränken, dass sie bestimmte Produkte nur noch in begrenzter Zahl an Kund:innen abgeben. Der Richtwert ist dabei meistens die sogenannte haushaltsübliche Menge.

Andererseits betont Häusser, dass Menschen auch mit ihrem eigenen Verhalten dazu beitragen können, die Lage wieder zu entspannen. Dabei handelt es sich vor allem um eine psychologische Herausforderung, denn der Anblick leerer Regale kann schnell Sorge um die eigene Versorgung auslösen – unabhängig davon, ob diese Sorge gerechtfertigt ist oder nicht. 

Hilfreich kann es sein, sich aus seriösen Quellen über die aktuelle Versorgungslage zu informieren: Sind tatsächlich Engpässe zu befürchten oder handelt es sich um ein künstliches, durch Hamsterkäufe ausgelöstes Problem? Wenn du gut informiert einkaufen gehst, ist das Risiko geringer, dass du dich zu spontanen Angstkäufen hinreißen lässt.

Natürlich kann es aber vorkommen, dass bei einzelnen Produkten tatsächlich mit einer vorübergehenden Knappheit zu rechnen ist. Momentan gilt das wegen Ernteausfällen etwa für Sonnenblumenöl. Auch in solchen Fällen ist es allerdings meist nicht sinnvoll, Großvorräte anzulegen. Zum einen ist selbst die Haltbarkeit von Öl, Mehl und ähnlichen Waren begrenzt, vor allem dann, wenn sie falsch gelagert werden. Wenn du mehr einlagerst, als du verbrauchen kannst, führt das am Ende oft nur zu Lebensmittelverschwendung. Zum anderen ist es in vielen Fällen nicht schwer, gleichwertigen Ersatz für die betroffenen Produkte zu finden. Statt Sonnenblumenöl eignet sich zum Beispiel auch heimisches Rapsöl zum Kochen, Backen und Braten. Auch für Mehl gibt es zahlreiche Alternativen.

An sich ist es sinnvoll und empfehlenswert, allgemein Vorräte und auch einen Notvorrat anzulegen. Verhältnismäßigkeit spielt dabei allerdings eine entscheidende Rolle. Der Konsumpsychologe Hans-Georg Häusel nimmt die Angst der Hamsterkäufer:innen ernst, rät aber trotzdem dazu, sich zu fragen: „Welche Menge von diesem Produkt brauche ich in den nächsten zwei bis drei Wochen wirklich?“ Solche konkreten Überlegungen vermeiden, dass du mehr kaufst als nötig – und helfen dir zugleich, dich etwas zu beruhigen.

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