Aldi ist einer der wichtigsten Discounter-Supermärkte und für viele der Ort, an dem sie regelmäßig einkaufen – vor allem, wenn jeder Cent zählt. Gut also, dass man auch bei Aldi (Süd) „Bio“ einkaufen kann. Doch wie teuer ist das eigentlich und was kriegt man dafür?
Neulich ging das Gespräch so: „Ich kauf ja nur Bio ein.“ „Ich auch.“ „Aber Du gehst doch immer zum Aldi.“ „Na und? Da gibt’s doch auch alles in Bio!“. Stimmt so (leider) nicht, aber es ist was Wahres dran: Erstaunlich viele Lebensmittel gibt’s bei Aldi Süd auch schon mit Bio-Siegel. Das heißt: Wer will, kann auch Bio günstig einkaufen.
Die Frage ist natürlich: Wie viel teurer ist Bio bei Aldi? Ist Bio wirklich „doppelt so teuer“, wie all jene gerne behaupten, die Bio per Preisargument ablehnen? Wir wollten es wissen und haben bei Aldi in München, Pilgersheimer Straße, eingekauft: Jeweils ein vergleichbares Paar aus billiger und Bio-Hausmarke von Aldi (Süd).
Ist Discounter-Bio überhaupt Bio?
Wie aber sehen nun die Preise aus? Ist es wirklich „doppelt so teuer“? Die Antwort vorweg: Es kommt darauf an. Müsli ist in Bio kaum teurer, schwarzer Tee hingegen schon. Doch oft beträgt der Aufschlag für Bio nur 20 bis 50 Prozent. Immer noch viel, doch dafür kriegt der Kunde auch was: Die europaweit einheitliche und rechtsverbindliche Bio-Kennzeichnung garantiert unter anderem, dass auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel verzichtet und für bessere Tierhaltungsbedingungen gesorgt wird. Gentechnik und Lebensmittelbestrahlung sind verboten, die Anzahl der erlaubten Zusatz- und Hilfsstoffe ist bei Bio geringer als bei konventionellen Lebensmitteln.
Das ist auch bei Bio von Aldi so. Allerdings tragen diese Produkte alle nur das am wenigsten strenge EU-Bio-Siegel. Lesen Sie dazu bitte auch: Billig-Bio vom Discounter: Das sagen die Experten.
Müsli: Bio nur 6 Prozent teurer
Wer täglich Müsli frühstückt, sollte sich nur mit garantiert ungespritzter Ware zufrieden geben. Teuer ist das nicht: Das Aldi-Süd-Müsli Knusperone Knusper Müsli kostet 1,69 Euro pro 750-Gramm-Packung, der einigermaßen vergleichbare Bio Basis Müsli 5-Kornmix nur 1,79 Euro pro 750 Gramm.
Utopia rät: Unbedingt zum Bio-Müsli greifen. Erstens ist es Bio, zweitens ist weniger Zucker drin und drittens verzichtet es auf zugesetzte Aromen. Und das für nur knapp 6 Prozent Aufpreis. Auszuhalten.
Hier finden Sie Bio-Müslis mit weniger als 10% Zucker
Kaffee: geringer Preisunterschied
Erstaunlich: In unserem Test-Aldi erwartet einen Kaffee gleich am Eingang, die Bio-Sorte liegt obenauf. Der billigste Aldi-Kaffee Amaroy Extra kostet 3,49 Euro, die Bio-Variante Amaroy Premium Röstkaffee Bio 4,49 Euro. Ja, einen Euro mehr – prozentual knapp 29 Prozent. Doch das kann sich jeder leisten, der eine Tasse weniger trinkt. Was ohnehin gesünder sein soll.
Kurios: Während die teurere Bio-Variante ein Öko-Siegel trägt, weist die Billig-Variante auf eine Mitgliedschaft in der 4C Association hin. Die fordert höhere Sozialstandards beim Kaffeeanbau, geht aber aus Sicht von Verbänden und Handelshäusern wie Naturland und Gepa nicht weit genug.
Utopia rät: In Sachen Kaffee ist Bio wirklich nur „besser als nichts“. Jeder Kunde sollte sich zu Fairtrade-Bio-Kaffee durchringen – auch Aldi. Schon der Fairtrade-Kaffee Tchibo Barista kostet nur 12,99 Euro pro Kilo, umgerechnet also pro Kilo nur 3 Euro mehr als der Aldi-Bio-Kaffee (8,98 Euro/kg).
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Tee: hoher Preis für Bio-Ware
Eine herbe Überraschung erleben wir bei schwarzem Tee, wobei wir wegen des Sortiments Darjeeling mit Earl Grey vergleichen müssen. Der Westcliff Earl Grey kostet 0,69 Euro in der 40-Beutel-Packung zu je 1,75 Gramm. Der Bio Darjeeling ist mit 1,19 Euro nur scheinbar nicht mal doppelt so teuer, denn er kommt in 20 Beuteln zu je 1,75 Gramm. Umgerechnet aufs Kilo ergibt sich aber ein Preis von 9,86 Euro (Westcliff) beziehungsweise 34 Euro (Bio) – also fast das Vierfache!
Es kommt noch kurioser: Denn direkt daneben liegt der One World Earl Grey, der nicht nur Bio ist, sondern auch noch Fairtrade-zertifiziert, und den wir deshalb mit berücksichtigen. Sein Preis: mit 1,59 Euro scheinbar teurer, doch enthält er 25 Beutel zu je 2 Gramm und kommt so auf einen Kilopreis von 31,80 Euro. Oder anders: Fairtrade-Bio bei Aldi ist preiswerter als normales Bio – jedenfalls beim Tee.
Utopia rät: Behalten Sie stets die Kilopreise im Auge. Bio-Tee ist sinnvoller als konventioneller, Fairtrade- und Bio-zertifizierter Tee noch besser. Utopisch im negativen Sinne ist nur der billige Tee: Wenn Bio- und Fairtrade-Tee offenbar nur für über 30 Euro pro Kilo produziert werden kann, dann ist der andere Tee viel zu billig. Jeder sollte sich klar machen, dass dieser Preis nur auf Kosten des Niveaus der Arbeits- und Produktionsbedingungen in den Teeplantagen entstehen kann.
Wichtig zu wissen: Die bittere Wahrheit über Tee sowie Genuss mit gutem Gewissen: Tee aus fairem Handel
Spaghetti: Bio und Vollkorn zugleich
Nudeln gehen immer. Aldi bietet mit der Hausmarke Cucina Spaghetti für 0,49 Cent (500g). Wer umweltfreundlicher und gesünder produzierte Ware will, muss fast das Doppelte hinlegen: Die Bio Spaghetti kosten 0,89 Cent, also 81,6 Prozent mehr. Dafür kommen sie garantiert aus EU-Bio-Landwirtschaft, in diesem Fall von der Firma Spaichinger Nudelmacher, die auch Demeter-Partner ist.
Richtig vergleichbar ist es leider nicht: Die Aldi-Hausmarke enthält Hartweizenpasta, die Bio-Variante dunkles Vollkorn-Hartweizen. Das mag nicht jeder – auch wenn’s gesünder ist.
Utopia rät: Der Aufpreis ist verkraftbar, dafür gibt’s 1A Bioware. Allerdings kann man bei diesem Preis eigentlich auch mal den Bioladen besuchen: Basic zum Beispiel bietet seine Bio-Spaghetti als Hausmarke für 1,09 Euro an.
Tomaten: Bio aus Italien
Nudeln ohne Tomatensauce ist wie Gemüse ohne Bio. Wir greifen zur Dose, denn um diese Jahreszeit ist die Ware darin sinnvoller als die außersaisonalen Tomaten von den Frischetheken. Aldi verkauft die Gartenkrone Tomate fein gehackt in der 400-ml-Dose für 0,45 Cent; schon für 30 Cent mehr kriegt man die Bio-Version für 75 Cent, und die ist immerhin garantiert aus Italien. Etwas schade: Die Bio-Version gibt es nur mit Basilikum – warum? Übrigens: Beide Versionen enthalten Citronensäure als Antioxidationsmittel. Klingt irgendwie natürlich, kann aber gentechnisch hergestellt sein – nur bei der Bio-Variante ist das eben ausgeschlossen.
Utopia rät: Für einen akzeptablen Kaufpreis bekommen Sie auch bei Aldi Bio-Dosen-Tomaten – und das sollte es Ihnen wert sein. Im Sommer hingegen raten wir stattdessen zu frischen Tomaten, möglichst aus regionalem Anbau.
Mozzarella: Bio ohne Citronensäure
Wo wir schon in Italien sind: Ein leckerer Mozzarella gehört dazu. Bei Aldi kommen die Käsekugeln mit einem Abtropfgewicht von 125 Gramm. Die normale Version Cucina Mozzarella kostet 0,55 Euro, die Bio-Version (Hersteller: Bayernland eG) kostet 0,89 Cent. Geht eigentlich.
Utopia rät: Unbedingt die Bio-Version nehmen. Nur mit ihr haben Sie die Gewissheit, dass die Milchbetriebe nach Bio-Richtlinien arbeiten, auch kommt sie garantiert aus EU-Landwirtschaft. Und während die Cucina-Variante bei Codecheck wegen der Citronensäure ein Stirnrunzeln erntet, kommt die Bio-Version offenbar ohne aus.
Paprika: selbst Bio lieber nicht!
Ja, gut, schön: März ist nicht gerade Paprika-Saison. Wir haben für diesen Beitrag dennoch Paprika gekauft. Die California Wonder Paprika Rot kommt dabei in der 500-Gramm-Packung auf 1,09 Euro, die Bio Paprika Rot bei nur 400 Gramm auf 2,15 Euro.
Vergleicht man den Kilopreis, liegt Bio also bei 5,38 Euro, Nicht-Bio bei 2,18 Euro. Bei einem Aufpreis von über 100 Prozent fällt es auch uns schwer, zu Bio zu raten: hier ist Bio tatsächlich „doppelt so teuer“ ist. Doch nachhaltig ist ohnehin beides nicht: Die Bio-Paprika kommen aus Israel, die Nicht-Bio-Paprika aus Spanien.
Utopia rät: Egal ob Bio oder nicht: Vorsicht bei Obst und Gemüse vom Discounter. Diese nehmen, anders als lokale Marktstände, wenig Rücksicht auf die Saison: Wenn die Kunden Paprika wollen, kriegen sie sie – auch wenn sie aus dem fernen Ausland unter hohem Spritverbrauch herbeigekarrt werden müssen. Zudem wird Obst und Gemüse im Disocunter in der Regel in viel Plastik verpackt. Klüger und nachhaltiger ist es, saisonal und regional einzukaufen.
Nützliche Planungshilfe: unser Saisonkalender
Studentenfutter: der kleine Aufpreis lohnt
Zwischendurch ein Snack? Besser als Schokoriegel ist „Studentenfutter“, eine leckere Mischung aus Nüssen und Rosinen. Die einfache Version Farmer Studentenfutter schlägt hier bei Aldi Süd mit 1,59 Euro zu Buche, das Bio-Studentenfutter kostet hingegen 1,99 Euro. Das sind akzeptable 25 Prozent mehr für Bio-Qualität – und die sollte einem das Naschwerk für den Nachwuchs wirklich wert sein.
Utopia rät: In den meisten Fällen kommen Nüsse ohnehin von weit her und können daher schwerlich nachhaltig sein. Wer sie sich gönnt, sollte dann wenigstens auf Bio achten – der Preisaufschlag ist hier verschmerzbar.
Wurst: darf’s auch etwas weniger, dafür besser sein?
Die Fleischtheke ist eigentlich einen eigenen Artikel wert. Einstweilen haben wir zwei Versionen einer vergleichbaren Wurst in Scheiben aus dem Regal gezogen: Der Meine Metzgerei Lyoner kostet dabei 0,95 Euro, die Böklunder Bio Schinken-Lyoner 1,39 Euro (jeweils 125 Gramm). Ganz ehrlich: Für ein bisschen bessere Verhältnisse bei der Fleischproduktion sind gut 40 Cent mehr nicht zu viel verlangt.
Utopia rät: Immer die Bio-Wurst nehmen! Es ist in diesem Fall ein Aufpreis, den man gut ausgleichen kann, indem man einfach täglich etwas weniger davon isst – was wiederum der Nachhaltigkeit zugutekommt.
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Honig: besser lokal kaufen
Honig aufs Brot oder in den Tee: ein leckerer Luxus, den man sich gerne gönnt. Bei Aldi kostet er als Goldland Bienenhonig flüssig nur 2,59 Euro im 500-Gramm-Glas. Eigentlich so billig, dass man sich fragt, wie das noch produzierbar ist. Doch für nur 54 Prozent mehr Geld erhalten Naschkatzen schon Bio-Honig, nämlich für 3,99 Euro pro Pfund.
Utopia rät: Bei Aldi auf jeden Fall besser Bio kaufen als Nicht-Bio. Aber: Beide Angebote enthalten Mischungen von Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern – zu welchen Anteilen ist unbekannt. Sie sind zum Teil wahrscheinlich weit gereist. Da könnte man dann gleich zu einem fairen Gepa-Honig greifen (ab 4,79 Euro). Noch besser: Honig bei deutschen Imkern kaufen, auf lokalen Märkten oder über Seiten wie heimathonig.de oder stadtbienen.org.
Fazit: Bio beim Discounter ist ein Angebot
Nicht jeder findet Aldi gut, und nicht jeder kann Bio bei Aldi gutheißen. Denn man kann bekanntlich schwer zwei Herren dienen: Entweder man bietet kompromisslose Bio-Qualität oder man macht kompromisslose Preise. Doch vielleicht urteilt man auf diese Weise zu streng. Was Aldi macht, ist ein Angebot: Du, der Du hier möglichst billig einkaufen willst, kannst auch was Besseres haben. Bio nämlich. Kostet mehr. Ist aber besser.
Dieses Angebot ist fair. Und angesichts seiner Marktmacht bewegt Aldi hier einen großen Hebel: Dass sich auch der Discounter ein Bio-Angebot verschrieben hat, dürfte eine breite Wirkung haben, die zu begrüßen ist. Als Utopia sagen wir daher ausdrücklich nicht: Kaufen Sie Ihre Bio-Produkte am besten bei Aldi. Aber wir sagen: Wenn Sie zu Aldi gehen, dann kaufen Sie dort am besten Bio.
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