Wasserkocher ohne Plastik (am Korpus) enthalten in der Regel weniger Schadstoffe und schonen Umwelt und Ressourcen. Utopia stellt Produkte vor, die fast ohne Plastik auskommen.
Wenn du dir mit einer schönen Tasse Tee etwas Gutes tun willst, dann nutze bitte keinen Kunststoffwasserkocher! Damit gießt du dir nämlich gleich mehrere Millionen (!) Mikroplastikpartikel in die Tasse, wie Studien beweisen. Dazu aber unten mehr. Zunächst erfährst du wichtige Fakten zu Wasserkochern und wir geben dir Empfehlungen für plastikarme Wasserkocher, schon ab 18 Euro.
Glas und Edelstahl sind die sicherere Wahl
Obwohl das Ausmaß der gesundheitlichen Risiken von Mikroplastik noch nicht wirklich bekannt ist, empfehlen wir jedem, vorsichtshalber auf Kunststoffwasserkocher zu verzichten. Es gibt schließlich genug Alternativen aus Glas und Edelstahl.
Verbrauchertester:innen bei Stiftung Warentest oder Öko-Test monieren bei Glas- und Edelstahlwasserkochern oft, dass sich das Gehäuse gefährlich stark erhitzt. Das ist so. Man darf das Glas- oder Edelstahlgehäuse beim Kochvorgang nicht anfassen, sondern muss den Wasserkocher (wie bei einem Topf) am Griff halten.
Bei Glaskochern kommt hinzu: Der Glaskörper sitzt dort in aller Regel auf einem Metallboden auf (der die Hitze erzeugt), zwischen denen das Gerät eine Form von Dichtung benötigt. Nach unseren Beobachtungen kommt dabei Silikon (bzw. ein Silikonring) zum Einsatz, der sich im Inneren des Geräts befindet und auch mit dem Wasser in Berührung kommt. Die Silikonfuge in Glaskochern stellt damit zwangsläufig eine – wenn auch überschaubare – Mikroplastikquelle dar. Damit sind nur Wasserkocher aus Edelstahl nach unseren Erfahrungen im Inneren wirklich voll und ganz „plastikfrei“.
Was macht einen guten Wasserkocher aus?
Teure Wasserkocher sind nicht zwingend günstigen Modellen überlegen. Ein Wasserkocher ist kein kompliziertes Elektro-Produkt: Das Wasser wird durch eine Heizspirale erwärmt. Zur Sicherheit muss es einen Überhitzungsschutz und eine Abschaltautomatik geben – darüber verfügen alle Wasserkocher, sonst werden sie nicht auf dem europäischen Markt zugelassen. Die Wasserkocher-Produktion für den Weltmarkt findet fast komplett in China statt. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Premium-Marken wie WMF dort höhere Standards bezüglich Ökologie und Arbeitsbedingungen umsetzen als günstige Hersteller wie Severin.
Bezüglich der Leistung fallen die Unterschiede ebenfalls kaum ins Gewicht. Manche Wasserkocher kochen 1 Liter Wasser in 2:55 Minuten, andere in 3:08 Minuten. Hier gibt es bei Tests eigentlich keine Ausreißer.
Folgende Punkte machen einen guten Wasserkocher aus:
- Das Wasser wird in einem kunststofffreien Material gekocht. Hier überzeugen die umweltfreundlichen und lebensmittelechten Materialien Glas und Edelstahl.
- Ein tropfsicherer Ausguss
- Eine gut lesbare Wasserstandanzeige
- Ein großer Deckel, durch den sich leicht Wasser vom Wasserhahn einfüllen lässt
- Eine große Öffnung zur einfachen Reinigung
- Passende Größe (die beliebteste Größe ist 1,7 Liter)
Nicht alle Modelle sind bei nachhaltigeren Anbietern wie Avocadostore oder Memolife verfügbar, deswegen listen wir auch konventionelle Onlineshops mit auf.
Edelstahl-Wasserkocher für unter 20 Euro
Wenn du einen besonders günstigen Wasserkocher aus Glas oder Edelstahl suchst, musst du in Kauf nehmen, dass zumindest der Deckel aus Kunststoff besteht. Der Edelstahl Wasserkocher Clatronic WKS 3692 hat immerhin kein Kunststoff-Sichtfenster für den Wasserstand im Gehäuse, doch wird sich unweigerlich Wasserdampf am Deckel sammeln und einige Tropfen davon kommen wieder zurück ins Wasser.
- Leistung: 2200 Watt
- Fassungsvermögen: 1,5 Liter
- Preis: ab ca. 18 Euro
Kaufen**: Online bei Otto, MediaMarkt oder Amazon
Kleiner Wasserkocher von GRAEF
Wenn du in einem 1- oder 2-Personen-Haushalt lebst, sind große Pötte vielleicht zu überproportioniert für deine Küchenzeile. Der GREAF WK 40 hat ein kleines Fassungsvermögen von 1 Liter. Der Wasserkocher aus Edelstahl hat zudem den Vorteil, dass (im Gegensatz zu Glas) keine Kalkreste im Inneren (von außen) sichtbar sind. Die Produktion findet in China in einem BSCI auditierten Werk statt. Das heißt, dass dort regelmäßig gewisse Standards zu den Arbeitsbedingungen, der Sicherheit und Gesundheitsschutz der Arbeiter kontrolliert werden.
- Leistung: ca. 2000 Watt
- Fassungsvermögen: 1 Liter
- Preis: ab ca. 36 Euro
Kaufen**: online bei Memolife, Otto oder Amazon
Glaswasserkocher von Severin
Eine unserer Empfehlungen ist der 1,7 Liter Wasserkocher von Severin. Das Wasser wird in Glas und Edelstahl gekocht, wodurch kein Mikroplastik ins Teewasser kommt. Ein weiteres Plus ist der sehr große Deckel (leicht zu befüllen und zu reinigen) und ein herausnehmbarer Kalkfilter. Der Hersteller Severin ist zudem Mitglied bei der Business Social Compliance Initiative (BSCI), welche sich für weltweite Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der gesamten Lieferkette einsetzt.
- Leistung: 2.200 Watt
- Fassungsvermögen: 1,7 Liter
- Preis: ab ca. 40 Euro
Kaufen: online bei Mediamarkt, Memolife oder Amazon
Fast Plastikfreier Nostalgie-Wasserkocher von DeLonghi
Besonders schön anzusehen ist der 50er-Jahre-Retro-Wasserkocher DeLonghi KBOV2001. Der Wasserkocher besteht aus Edelstahl und kommt weitestgehend ohne Plastik aus. Er braucht etwa zweieinhalb Minuten, um das Wasser zum Kochen zu bringen. Der Griff ist wärmeisoliert.
- Leistung: 2000 Watt
- Fassungsvermögen: 1,7 Liter
- Preis: ab ca. 75 Euro
Kaufen**: Erhältlich ist der Kocher in verschiedenen Farben u.a. bei DeLonghi, Otto oder Amazon
Italienisches Design: LIGNUM Wasserkocher von Ottoni Fabbrica
Ottoni Fabbrica Wasserkocher bestehen aus Edelstahl europäischer Herkunft und werden in Italien gefertigt. Auch wenn Kabel und Sockel aus Kunststoff bestehen, kommt das Wasser nicht mit Plastik in Berührung. Griff und Knauf sind aus Kirschholz – oder dem leider seltenen Tropenholz Mahagoni – und werden von italienischen Handarbeiter:innen gedrechselt.
- Leistung: 2400 Watt
- Fassungsvermögen: 1,7 Liter
- Preis: ab ca. 150 Euro
Kaufen**: bei Greenpicks, Avocadostore oder Amazon
Wasserkocher mit Temperaturwahl
Falls dir 100 Grad warmes Wasser oft zu heiß ist, weil du beispielsweise Grüntee-Trinker:in bist oder das Wasser für Babybrei oder die Wärmflasche wärmst, könnte ein Wasserkocher mit Temperaturwahl praktisch für dich sein. Beim BALTER WK-08-WH-Edelstahl-Wasserkocher kannst du in sieben Stufen eine Temperatur zwischen 45 und 100 Grad wählen. Mithilfe einer Warmhaltefunktion kannst du das Wasser zwar noch bis zu 60 Minuten lang auf der Temperatur zu halten, doch empfehlen wir dir, diese Funktion nicht zu häufig zu gebrauchen, da sie zusätzlich Energie kostet. Das Innengehäuse und auch der Innen-Deckel sind komplett aus Edelstahl.
- Leistung: 2200 Watt
- Fassungsvermögen: 1,5 Liter
- Preis: ab ca. 60 Euro
Kaufen: online bei Otto oder Amazon
Studie zu Mikroplastik in Wasserkochern
Im Online Labor-Magazin Analytik News wurde 2019 eine Studie zur Entstehung von Mikroplastik in Wasserkochern veröffentlicht. Die Autoren vom Karlsruher Institut für Technologie und Engler-Bunte-Institut (Fachbereich Wasserchemie und Wassertechnologie) kochten in mehreren Durchgängen Wasser in einem Glaswasserkocher (Modell Clatronic WKS 3641) und vier Kunststoff-Wasserkochern und untersuchten im Anschluss das Wasser auf Mikroplastik.
Mikroplastik: Erwärmung begünstigt die Entstehung
Jedes Material zerfällt – allerdings unterschiedlich schnell und stark. Während organische Stoffe in den Kreislauf zurückgeführt werden, verrottet Kunststoff nicht, sondern wird einfach nur immer kleiner. Der Zerfall von Kunststoff wird durch Wärme stark beschleunigt. Sobald es erwärmt wird, lösen sich winzige Partikel Mikroplastik, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind. Diese Partikel landen dann im Fall eines Wasserkochers im Wasser. In dem Vergleich der Wissenschaftler wurden im Glaswasserkocher 1.351 Partikel pro Milliliter Wasser gefunden (somit sind es in 1 Liter 13.510 Partikel – diese Partikel sind allerdings NICHT Mikroplastik, sondern andere Partikel). Das gekochte Wasser aus den Plastik-Wasserkochern hingegen enthielt pro Milliliter zwischen 10.433 und 29.195 Teilchen. Auf den Liter gerechnet sind dies zwischen ca. 10 und 29 Millionen (!) Teilchen von Mikroplastik! Auffällig: Während die Teilchenmenge beim Glaswasserkocher bei jedem Kochvorgang etwa gleich blieb, stieg sie bei den Kunststoffwasserkochern im Laufe der Versuchsreihe immer weiter an.
Zu einem gleichen Ergebnis kam auch das NRD-Verbrauchermagazin Markt, die ebenfalls das Wasser aus Kunststoff-Wasserkochern auf Mikroplastik untersuchen ließen.
Mikroplastik kann sich im Körper absetzen – mit ernsten Folgen
Zum Großteil verlässt das aufgenommene Mikroplastik den Körper wieder – allerdings können sehr kleine Partikel (kleiner als 150 Mikrometer) über den Blutkreislauf fast alle Orte im Körper erreichen und sogar bis zum Gehirn oder durch die Plazentaschranke bis zum Fötus vordringen. Ob diese Mikroplastikteilchen im Körper schädlich sind, ist bisher noch nicht erwiesen und muss weiter erforscht werden. Zum jetzigen Zeitpunkt gilt die Aufnahme von Mikroplastik als ungefährlich, weshalb selbst führende Verbraucher-Magazine wie Ökotest, dieses Kriterium nicht in ihrem Wasserkocher-Test bewerten.
Emaille-Wasserkessel: Eine Alternative zum Wasserkocher
Wer komplett auf Plastik im Wasserkocher verzichten möchte, muss sich leider von elektrischen Wasserkochern verabschieden. Komplett kunststofffreie Wasserkocher gibt es nicht. Aufgrund der nötigen Isolierung kommt keiner ohne Plastik aus. Kunststoff befindet sich sowohl am Griff als auch im Sockel und am Kabel.
Wenn du einen plastikfreien Lebensstil pflegst, musst du das Wasser auf dem Herd erhitzen. Ein Wasserkessel aus Emaille kann hier eine Alternative sein.
Wir können dir den österreichischen Riess Flötenkessel aus Emaille von Manufactum für 82,90 Euro empfehlen. Allerdings verfügt der Kessel über einen Griff aus Duroplast.
Ansonsten gibt es schöne Flötenkessel auch oft gebraucht oder in Läden für Campingzubehör zu kaufen. Du solltest allerdings wissen, dass der Energieverbrauch beim Wasserkocher oft geringer ist als beim Herd.
Fazit: Plastikfreie Wasserkocher gibt es nicht, aber plastikarme
Gänzlich plastikfreie, elektrische Wasserkocher gibt es leider (noch) nicht. Aber es gibt Modelle, die ohne Plastik im Innenraum des Wasserkochers auskommen und plastikarm sind. Wenn du komplett plastikfrei Wasser kochen möchtest, nimmst du am besten einen Topf!
Wenn du einen Gas- oder Induktionsherd benutzt, ist der Energieaufwand vertretbar. Besitzt du einen E-Herd lohnt es sich über einen Kompromiss nachzudenken, um nicht unnötig viel Energie fürs Wasserkochen zu verbrauchen.
Dieser Text wurde ursprünglich von Rhea Moutafis erstellt und am 20.11.2022 von Laura Farag überarbeitet.
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