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Weaponized Incompetence: Auch schon mal erlebt?

Weaponized Incompetence
Foto: CC0 / Pixabay / Peggy_Marco

Weaponized Incompetence ist eine Strategie, mithilfe derer Menschen bestimmte Aufgaben auf andere abwälzen. Was sich genau hinter dem Begriff verbirgt und wie du auf die Strategie reagieren kannst, erfährst du hier.

Stell dir vor, du bist in einer Partnerschaft und bittest dein:en Partner:in, die Wäsche zu waschen, während du kochst. Dein:e Partner:in reagiert überfordert und fängt an, dir zahllose Fragen zu stellen. Welches Waschmittel soll ich verwenden? Wohin kommt das Waschmittel? Welches Programm? Wo soll ich die Wäsche aufhängen?

Am Ende machst du die Wäsche selbst, weil das deutlich schneller geht, als auf jede Frage eine Antwort zu liefern. In so einem Fall bist du Opfer von Weaponized Incompetence geworden. Die Strategie tritt jedoch nicht nur in Beziehungen, sondern auch am Arbeitsplatz, in der Familie und in Freundschaften auf.

Was ist Weaponized Incompetence?

Weaponized Incompetence, zu Deutsch auch „strategische Inkompetenz“, beschreibt ein Verhaltensmuster, bei dem jemand absichtlich Inkompetenz vortäuscht oder betont, um Verantwortung zu vermeiden und Arbeit auf andere abzuwälzen. Dies kann sich etwa darin äußern, dass eine Person übertriebene Unwissenheit vorgibt, immer wieder die gleichen Fehler macht oder passiv-aggressiv reagiert, um ihren Unwillen zu demonstrieren.

Langfristig kann Weaponized Incompetence dazu führen, dass Menschen aufhören, Aufgaben an ihre scheinbar inkompetenten Partner:innen, Freund:innen oder Kolleg:innen zu delegieren und diese lieber selbst erledigen. Dies führt zu einer ungleichen Arbeitsverteilung.

So wird Weaponized Incompetence in heterosexuellen romantischen Beziehungen häufig von cis-Männern angewendet, um bestimmte Aufgaben im Haushalt nicht erfüllen zu müssen. Dies erklärt auch die strukturell ungleiche Aufteilung der Care-Arbeit zwischen weiblich und männlich gelesenen Personen.

Aber auch am Arbeitsplatz kannst du leicht Opfer der strategischen Inkompetenz werden – etwa wenn ein:e Kolleg:in immer wieder vorgibt, eine Aufgabe oder ein bestimmtes Tool nicht zu verstehen, um die Verantwortung auf andere abzuwälzen. In jedem Fall wirkt sich Weaponized Incompetence dabei sehr negativ auf zwischenmenschliche Beziehungen aus, da die Strategie bei ihren Opfern Frustration, Misstrauen, Resignation und Wut hervorrufen kann.

Weaponized Incompetence: Nicht immer bewusst

Weaponized Incompetence tritt auch bei der Kindererziehung auf.
Weaponized Incompetence tritt auch bei der Kindererziehung auf.
(Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap)

Inkompetenz vorzuspielen kann eine bewusste Taktik sein, um Arbeit zu vermeiden. Es kann sich jedoch auch um ein unbewusstes Verhaltensmuster handeln, das Menschen ohne böse Hintergedanken anwenden, so National Geographic. In diesem Fall haben Menschen die Strategie unbewusst erlernt – häufig auch schon in der Kindheit oder Jugend.

So wachsen wir etwa mit den gesellschaftlichen Vorstellungen auf, dass weiblich gelesene Personen für Aufgaben im Haushalt und der Kindererziehung grundsätzlich kompetenter sind und diese deshalb am besten selbst erledigen.

Auch andere Glaubenssätze, die wir in Kindheit und Jugend internalisiert haben, können Weaponized Incompetence begünstigen. So kommt die Strategie laut Psychology Today etwa auch zum Einsatz, wenn Personen grundsätzlich Angst davor haben, Verantwortung zu übernehmen. In jedem Fall ist es wichtig, den Gründen für die vorgespielte Inkompetenz auf den Grund zu gehen und das eigene Verhalten kritisch zu reflektieren. Dabei kann etwa auch eine Psychotherapie helfen.

So begegnest du strategischer Inkompetenz

Um zu vermeiden, dass du selbst Opfer von Weaponized Incompetence wirst und ständig mehr Arbeit als andere übernehmen musst, können dir folgende Tipps helfen:

  • Kommuniziere deine Probleme und Gefühle der jeweiligen Person. Achte darauf, möglichst aus der Ich-Perspektive zu erzählen und im Sinne einer gewaltfreien Kommunikation zu agieren.
  • Höre dir auch die Wahrnehmung deines Gegenübers an. Vielleicht hat die andere Person auch Angst, bestimmte Aufgaben zu übernehmen, weil du ihr das Gefühl gibst, es sowieso nicht richtig machen zu können?
  • Arbeitet gemeinsam an einer Lösung. Ihr könnt etwa konkrete To-Do-Listen anfertigen und jede Aufgabe eindeutig einer Person zuteilen. Klärt zudem eure Erwartungen, wie die jeweiligen Aufgaben genau bearbeitet werden sollten.
  • Gibt es mal wieder einen Moment, in dem du merkst, dass sich dein Gegenüber gerade absichtlich inkompetent verhält, dann sprich das Verhalten sofort an – etwa mit Sätzen wie: „Ich merke, dass du gerade wieder Inkompetenz vorspielst. Ich weiß, dass du die Aufgabe eigentlich auch allein lösen kannst.“

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