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Wie geht es mit dem Deutschlandticket weiter? Das planen die Parteien

Deutschlandticket: Was planen die Parteien?
© Deutsche Bahn AG / Dominic Dupont

Das Deutschlandticket ermöglicht Millionen Bürger:innen einen günstigeren ÖPNV. Doch wie geht es mit dem Ticket nach der Bundestagswahl im Februar weiter? Utopia hat sich die Wahlprogramme der einzelnen Parteien im Hinblick auf das Deutschlandticket angesehen.

Zuerst waren es 49 Euro, seit Anfang Januar kostet das Deutschlandticket 58 Euro – und die Finanzierung ist zumindest bis Ende des Jahres sichergestellt. Doch was danach mit dem beliebten deutschlandweiten Ticket für den ÖPNV passiert, ist derzeit noch offen. Wichtige Hinweise darauf geben die Wahlprogramme der Parteien. Denn die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 und damit eine neue Bundesregierung wird darüber entscheiden, ob das Deutschlandticket weitergeführt wird – und zu welchem Preis.

Deutschlandticket: Das steht in den Wahlprogrammen 2025

Utopia hat sich durch die Wahlprogramme der einzelnen Parteien gewälzt, die zur Bundestagswahl 2025 antreten. Dabei fällt auf: Einige Parteien widmen dem Verkehrssektor deutlich mehr Aufmerksamkeit als andere und machen konkrete Vorschläge, wie eine klimafreundliche und zukunftsfähige Verkehrspolitik in Deutschland aussehen kann. Das Deutschlandticket ist dabei ein wichtiger Baustein.

CDU/CSU: Attraktiver ÖPNV, aber Autoindustrie im Fokus

Für die Union ist die Verkehrspolitik kein Fokusthema im Wahlkampf, stattdessen setzen CDU und CSU vor allem auf Asylpolitik und Sicherheitspolitik. Zur Mobilität und dem Deutschlandticket steht im Wahlprogramm: „Menschen sollen ihre Mobilität frei wählen können – sie ist Ausdruck von Freiheit. Es hängt von den persönlichen Lebensumständen und dem Wohnort ab, welches Verkehrsmittel sinnvoll ist.“

Weiter formuliert die Union folgendes Ziel: „ÖPNV attraktiver und zuverlässiger machen. Wichtig ist ein bedarfsgerechter und zukunftsfester öffentlicher Personennahverkehr. Dazu gehören auch eine zuverlässige und robuste Infrastruktur sowie ein attraktives Angebot in Stadt und Land. Bei der Finanzierung des ÖPNV wollen wir eine neue Transparenz schaffen und eine auskömmliche Finanzierung sichern.“

Fazit: Wie genau das ÖPNV-Angebot aussehen soll, bleibt im Wahlprogramm offen, das Deutschlandticket wird nicht explizit erwähnt. Stattdessen möchte die Partei: „Auf freie Mobilität setzen. Individualverkehr und ÖPNV gehören zusammen und müssen barrierefrei gedacht werden. Bus, Bahn, Schiff, Flugzeug und Auto, Rad- und Fußverkehr ergänzen sich sinnvoll.“

Und weiter: „Wir stehen zum Auto und zur Automobilindustrie. Das Verbrenner-Verbot muss rückgängig gemacht werden.“

SPD: Deutschlandticket soll bestehen und günstig bleiben

Die SPD schreibt in ihrem Wahlprogramm für die anstehende Bundestagswahl „Wir kämpfen für eine pünktliche Bahn und gute Mobilität für alle.“ Unter diesem Punkt formuliert die Partei folgende Ziele:

  • „Unser Anspruch ist und bleibt, dass alle Menschen auf dem Land und in der Stadt schnell, zuverlässig und komfortabel unterwegs sind.“
  • „Wir werden Verkehr von der Straße vor allem auf die Schiene und auch auf die Wasserstraße lenken. Unser Ziel ist eine nutzerorientierte und klimaneutrale Mobilität. Den Weg dahin gestalten wir sozial gerecht: Mobilität muss für alle barrierefrei und bezahlbar sein. Eine Mobilitätswende, die alle Menschen mitnimmt, schafft und sichert Jobs und erweitert die Freiheit der Menschen, so mobil zu sein, wie sie es wollen.“

Das Deutschlandticket nimmt Raum im Wahlprogramm der SPD ein: „Das Deutschlandticket ist ein großer Erfolg. Wir haben es auch gegen Widerstand erhalten. Priorität hat jetzt Verlässlichkeit: Wir wollen das Deutschlandticket dauerhaft anbieten. Dafür werden wir es gemeinsam mit den Ländern finanziell absichern und weiterentwickeln, um es für weitere Millionen Menschen bezahlbar und attraktiv zu machen. Einen günstigen Preis wollen wir mit einem transparenten Preismechanismus erhalten: Das schafft Verlässlichkeit für alle.“

Fazit: Zwar nennt die SPD keinen genauen Preis für das Deutschlandticket, betont aber, dass das Ticket weiterhin günstig bleiben soll.

Grüne: Bahnland Deutschland und 49-Euro-Ticket als Ziele

Bündnis 90/ Die Grünen räumen dem Thema Mobilität in ihrem Wahlprogramm – ähnlich wie die SPD – viel Platz ein. Die Grünen möchten „eine mobile Gesellschaft – Stadt und Land zusammen“.

Hierfür schreibt die Partei: „Wir wollen die Mobilität für alle verbessern. […] Wir wollen, dass alle in Stadt und Land günstig, sicher und klimafreundlich unterwegs sein können, egal mit welchem Verkehrsmittel. Mobil auf dem Land setzt vielerorts ein eigenes Auto voraus. Wir wollen den öffentlichen Verkehr so entwickeln, dass er auch auf dem Land eine alltagstaugliche Alternative zum Auto wird. Rufbusse und andere Konzepte wie digital vernetzte Kleinbusse können den Taktverkehr in der Fläche ergänzen. Bis zur nächsten Bundestagswahl wollen wir, dass dies exemplarisch in mindestens zehn Landkreisen Wirklichkeit wird.“

Konkret zum Deutschlandticket heißt es: „Mit dem Deutschlandticket haben wir den Tarifdschungel im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gelichtet, Millionen von Kund*innen entlastet und ein attraktives Angebot entwickelt: Bus und Bahn im Nahverkehr sind heute so günstig wie nie zuvor. Diese Erfolgsgeschichte wollen wir fortschreiben und das Deutschlandticket weiter zu einem günstigen Preis für alle anbieten. Unser Ziel ist, gemeinsam mit den Ländern einen Ticketpreis von 49 Euro sicherzustellen. Wir begrüßen es, wenn Länder und Tarifverbünde Regelungen treffen, um junge Menschen kostenlos oder stark vergünstigt den ÖPNV nutzen zu lassen. Solche Angebote wollen wir bundesweit ausbauen.“

Fazit: Die Grünen benennen als Ziel ein Deutschlandticket für 49 Euro. Auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie des Schienennetzes sind samt konkreter Ausbauziele festgehalten.

AfD: Deutschlandticket ja, aber Autos haben Vorrang

Der Fokus der Alternative für Deutschland (AfD) liegt nicht auf Mobilität. Im Wahlprogramm spricht sich die AfD für „Verkehrspolitik – ideologiefrei und bedarfsgerecht“ aus.

Die Partei spricht sich nach eigenen Worten „für eine an den Bedürfnissen der Bürger orientierte Verkehrspolitik aus.“ Weiter heißt es: „Eine ideologisch geleitete Verbotspolitik, die bestimmte Verkehrsmittel bevorzugt oder diskriminiert, lehnt die AfD ab. Im Vordergrund steht für uns die Freiheit der Bürger in der Wahl des Verkehrsmittels. Individuelle Mobilität muss bezahlbar bleiben.“

Die AfD möchte: „Den Motorisierten Individualverkehr schützen“. Erreichen will sie dieses Ziel folgendermaßen: „Die AfD unterstützt und fördert den motorisierten Individualverkehr als beliebteste Möglichkeit der Fortbewegung. Intelligente Technik und stauvermeidende Verkehrsführung schützen die Umwelt. Wissenschaftlich mangelhaft belegte Maßnahmen, wie z.B. Dieselfahrverbote oder Tempo-30-Regelungen auf Hauptstraßen erreichen das nicht. Gleichzeitig fordert die AfD den Erhalt und Ausbau von innerstädtischen Fahrspuren und Parkraum zur Vermeidung von wachsendem Verkehrschaos sowie zum Schutz der Attraktivität des Einzelhandels.“

Neben dem Individualverkehr thematisiert die AfD auch die Bahn und das Deutschlandticket: „Die AfD unterstützt den Ausbau des zu lange vernachlässigten Schienennetzes – insbesondere die Beseitigung von Engpässen und die Erweiterung des Hochgeschwindigkeitsnetzes. Das Deutschlandticket muss zu einem ehrlichen Preis angeboten werden; die vorhandenen Mittel sollen für die Verbesserung des Angebots und des Schienennetzes ausgegeben werden und nicht für Subventionen.“

Fazit: Das Deutschlandticket soll nach den Plänen der AfD weiterbestehen, wie hoch der „ehrliche Preis“ des Tickets ausfallen soll, bleibt offen.

BSW: Mobilität und Deutschlandticket bislang kein Thema

Das Wahlprogramm des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) liegt derzeit noch nicht vor, es soll beim Bundesparteitag am 12. Januar beschlossen werden. Im bislang veröffentlichten Kurzwahlprogramm wird die Verkehrspolitik nicht groß erwähnt. Lediglich in den Plänen des BSW zur Wirtschaftspolitik ist ein einzelner Absatz zu finden:

Rücknahme des Verbrenner-Verbots! Zur Sicherstellung der Mobilität und zur Unterstützung unserer Autoindustrie wollen wir das klimapolitisch unsinnige Verbrenner-Verbot aufheben und nach französischem Vorbild ein Volksleasing für E-Autos und verbrauchsarme Verbrenner (unter 5 l) ab 58 Euro im Monat einführen.“

Fazit: Das Deutschlandticket oder der ÖPNV werden in der Kurzfassung des Wahlprogramms nicht erwähnt.

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Einfacher ÖPNV: Das Deutschlandticket gilt bundesweit und ist monatlich kündbar. (Foto: CC0 / Pixabay / Didgeman)

FDP: ÖPNV ergänzt den Individualverkehr

Die FDP beschäftigt sich in ihrem Wahlprogramm für 2025 ebenfalls mit der Mobilität in Deutschland. Die Freien Demokraten betonen dabei: „Eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur ist der Schlüssel für Wachstum und Wohlstand. […] Wir wollen, dass die Menschen in unserem Land individuell und bezahlbar mobil bleiben.“

Weiter schreibt die FDP: „Ein funktionierender Öffentlicher Personennahverkehr ist eine notwendige Ergänzung zum Individualverkehr. Das Zusammenspiel von Bus, Bahn und anderen Verkehrsmitteln ist der Schlüssel zu einer modernen und flexiblen Mobilität. Mit dem Deutschlandticket haben wir den Tarifdschungel gelichtet und den Zugang radikal vereinfacht. Jetzt müssen die Verkehrsverbünde und Länder ihre verkrusteten Strukturen aufbrechen und notwendige Reformen umsetzen. Starre Linienverkehre werden wir durch flexible, bedarfsgerechte Angebote ergänzen. Die Grundlage dafür sind verfügbare Daten und digitale Plattformen. Durch die digitale Vernetzung verschiedener Verkehrsträger schaffen wir nahtlose Mobilitätsketten vom ersten bis zum letzten Kilometer, „Mobility Hubs“ bilden effiziente Umstiegsmöglichkeiten.“

Fazit: Das Deutschlandticket wertet die FDP grundsätzlich als Erfolg, fordert Bundesländer und Verkehrsverbände nun aber zu Reformen auf. Über die weitere Finanzierung oder den Preis des Deutschlandtickets sagt die Partei nichts.

Die Linke: 9-Euro-Ticket wieder einführen

Die Linke betont in ihrem Wahlprogramm für 2025 die „Mobilität für alle“. Dazu scheibt die Partei: „Die Autolobby ruft nach E-Fuels und dem Aus für das Verbrenner-Aus. Dabei braucht es das Gegenteil: eine konsequente Mobilitätswende, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und des Schienennetzes sowie günstige Ticketpreise. Gute Verbindungen auch in der Nacht und im ländlichen Raum. Städte mit kurzen Wegen.“

Zum Deutschlandticket hat Die Linke konkrete Pläne: „Das 9-Euro Ticket hat gezeigt: Ein sehr viel günstigerer Nahverkehr ist möglich und wird auch nachgefragt. Die Menschen wollen und brauchen ein sehr viel besseres öffentliches Verkehrsangebot. […] Die Erhöhung des Abopreises auf 58 Euro ist fatal und die unterschiedlichen Lösungen in den Ländern müssen bundesweit einheitlich gestaltet werden. Mit einer Mehrwertsteuerbefreiung für den öffentlichen Nahverkehr wird kurzfristig Geld für den Nahverkehr frei. Wir wollen das 9-Euro-Ticket sofort wieder einführen. Für Schüler*innen, Azubis, Studierende und Senior*innen wollen wir ein sofortiges 0-Euro-Ticket. Die Mitnahme von Kindern und von Fahrrädern und Hunden muss inklusive sein. Für alle Abonnent*innen fordern wir sechs Freifahrten pro Jahr im Fernverkehr. Perspektivisch fordern wir einen kostenfreien ÖPNV in ganz Deutschland.“

Fazit: Die Linke fordert beim Deutschlandticket eine Rückkehr zum 9-Euro-Ticket von 2022 sowie freien ÖPNV für Schüler:innen, Auszubildende, Student:innen sowie Senior:innen.

Utopia-Fazit: Das Deutschlandticket schafft günstigeren ÖPNV

Die Zukunft des Deutschlandtickets hängt maßgeblich von der neuen Bundesregierung nach der Bundestagswahl im Februar 2025 ab. Die Wahlprogramme der Parteien zeigen deutliche Unterschiede in der Priorisierung und Ausgestaltung des ÖPNV: Während SPD und Grüne das Deutschlandticket als wichtigen Baustein der Verkehrswende betrachten und es weiterhin günstig halten möchten, bleibt die Union vage und fokussiert sich stärker auf den Individualverkehr und die Autoindustrie. Die FDP sieht Reformbedarf bei den Verkehrsverbünden, äußert sich aber nicht klar zur Preisgestaltung des Tickets. Die AfD betont den Ausbau des Schienennetzes, bleibt beim Preis des Deutschlandtickets jedoch unkonkret. Die Linke plädiert für eine Rückkehr zum 9-Euro-Ticket und langfristig sogar für einen kostenfreien ÖPNV. Das Bündnis Sahra Wagenknecht hat bislang keine konkreten Pläne vorgelegt.

Zwar löst das Deutschlandticket nicht alle Mobilitätsprobleme, wie etwa mangelnde Infrastruktur oder fehlende ÖPNV-Angebote im ländlichen Raum, doch es stellt einen wichtigen Baustein dar, um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver und zugänglicher zu machen. Die zukünftige Gestaltung dieses Tickets kann einen entscheidenden Beitrag zu einer nachhaltigen und sozial gerechten Mobilitätswende leisten. Eine Förderung des Autoverkehrs kann das nicht.

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