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Viskose: Eigenschaften und Nachhaltigkeit der Kunstseide

viskose
Foto: CC0 / Pixabay / kliopa

Viskose gehört zu den beliebtesten Stoffen weltweit. Mehr zu Eigenschaften und Nachhaltigkeit erfährst du hier. Außerdem stellen wir dir die besten Alternativen zum Stoff vor.

Was ist Viskose?

in vielen Kleidungsstücken steckt Viskose.
in vielen Kleidungsstücken steckt Viskose.
(Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos)

Viskose ist ein weit verbreiteter Stoff, der in zahlreichen Bereichen der Textilindustrie zum Einsatz kommt. Sie lässt sich vielfältig verarbeiten und ist günstig – deshalb wird Viskose weltweit eingesetzt und häufig gemeinsam mit anderen Stoffen wie Baumwolle verarbeitet.

Die Basis von Viskose ist Cellulose. Der natürliche Stoff wird aus dem Holz von Buchen, Fichten, Bambus oder Eukalyptus gewonnen. Danach werden der Cellulose verschiedene chemische Stoffe hinzugefügt, die aus dem Endprodukt wiederum einen synthetischen Stoff machen. Die Cellulose-Fasern werden mit Wasser, Schwefelkohlenstoff und Natronlauge unter hohem Druck durch Düsen gepresst. Dieser Prozess nennt sich Viskoseverfahren.

Viskose ist somit halbsynthetisch. Sie lässt sich weder klar zu Naturfasern (wie etwa Wolle, Baumwolle oder Seide), noch zu den komplett synthetischen Stoffen (wie Polyester oder Nylon) zählen. Deshalb wird der Stoff oft unter verschiedenen Namen gehandelt, darunter „Rayon“, „Reyon“ oder „Kunstseide“. 

Eigenschaften der Viskose

Durch das chemische Viskoseverfahren wird aus Cellulose eine halbsynthetische Faser hergestellt. Sie ähnelt optisch natürlicher Baumwolle und besitzt auch ähnliche Eigenschaften. Anders als bei Naturfasern können die Chemikalien die Viskosefasern bei Bedarf verändern: So kann der Stoff nach Belieben länger, feiner, stärker oder anders geformt werden – mit Naturfasern ist das nur bedingt möglich. 

Neben ihrer Anpassungsfähigkeit verfügt die Viskose noch über weitere Vorteile: 

  • Sie ist pflegeleicht und im Vergleich zu Baumwolle leichter waschbar.
  • Meist ist der Stoff so glatt, dass man ihn nicht bügeln muss.
  • Viskose ist angenehm auf der Haut, weich und kratzt nicht.
  • Der Stoff ist sehr saugfähig und deshalb leicht einzufärben. Viskose-Stoffe sind mit Drucken aller Art erhältlich.
  • Viskose absorbiert Feuchtigkeit und ist daher auch gut für Sport- und Arbeitskleidung geeignet.

Viskose – wie nachhaltig ist der Stoff?

"Modal"-Viskose wird fast immer aus Buchenholz hergestellt.
"Modal"-Viskose wird fast immer aus Buchenholz hergestellt.
(Foto: CC0 / Pixabay / jarekgrafik)

Viskose ist ein vielseitiger und unkomplizierter Stoff, dessen Vorteile nicht von der Hand zu weisen sind:

  • Er basiert auf dem nachwachsenden Rohstoff Cellulose.
  • Im Gegensatz zu rein synthetischen Stoffen wie Polyester wird bei der Herstellung außerdem kein Erdöl verwendet.
  • Auch auf Pestizide wird beim Cellulose-Anbau weitestgehend verzichtet.

Für die Umwelt bringt er allerdings Probleme mit sich: 

  • Auch wenn ihre Cellulose-Fasern natürlichen Ursprungs sind, ist das Viskoseverfahren ein aufwändiger Prozess – er benötigt viel Energie.
  • Außerdem werden große Mengen an Chemikalien freigesetzt, die in flüssiger Form oder als giftige Dämpfe Wasser und Luft verschmutzen. Eine Studie der „Changing Markets Stiftung“ kam zu dem Ergebnis, dass durch die Produktion von Viskose gravierende Umweltschäden entstehen: So führe eine stundenlange Arbeit, umgeben von Chemikalien und Dämpfen nicht nur bei den Arbeitern vor Ort zu erheblichen gesundheitlichen Schäden. Auch die Bewohner der den Fabriken angrenzenden Regionen sind in den oftmals armen Herstellerregionen betroffen. Rund 83 Prozent der Viskoseproduktion findet heute in China, Indien und Indonesien statt. Die dort vorherrschenden Zustände sind nicht mit europäischen Standards vergleichbar. Arbeits- und Umweltschutz ist vielerorts noch ein Fremdwort. Das Problem ist ein globales: Denn H&M, Zara und vergleichbare Modeketten beziehen ihre Kleidung aus diesen Fabriken, wie die Zeitschrift The Guardian berichtet.

Alternativen zur herkömmlichen Viskose: Modal, Tencel, Lyocell und Lenpur-Viskose

Auch wenn Viskose im Vergleich zu vollsynthetischen Stoffen besser abschneidet, solltest du dir ihrer negativen Seiten bewusst sein. Mittlerweile gibt es gute Alternativen für umweltbewusstere Mode.

So kannst du beim nächsten Einkauf etwa auf die Bezeichnungen „Modal“, „Tencel“, „Lyocell“ und „Lenpur“ achten. Diese Stoffe werden ebenfalls zu Viskose gezählt – allerdings werden sie nachhaltiger erzeugt und daher auch als Regeneratcellulosefasern bezeichnet. 

  • Modal wird vorwiegend aus Buchenholz erzeugt. Achte beim Einkauf auch auf Stoffe aus besonders nachhaltiger Forstwirtschaft – sie wurden umweltbewusst angebaut. Mode aus Modal findest du zum Beispiel online, bei **Avocadostore.  
  • Lyocell-Fasern (auch unter dem Markennamen Tencel zu finden, vom Unternehmen Lenzing) werden aus FSC-zertifiziertem südafrikanischem Eukalyptus gewonnen. Das Besondere: Um die Cellulose-Fasern aus dem Eukalyptus zu gewinnen, wird kein giftiges Lösemittel benötigt. Das Abwasser, das durch den Prozess entsteht, kann wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt werden. Außerdem entstehen keine giftigen Dämpfe.  
  • Die vielleicht nachhaltigste Viskose-Form ist die Lenpur-Viskose. Als Basis dient hier ausschließlich die Cellulose aus dem Rückschnitt von Bäumen. Für diesen, auch als „Peace-Viskose“ bezeichneten Stoff wird also kein einziger Baum gefällt. Das Viskoseverfahren der Lenpur-Viskose findet ähnlich der Lyocell-/Tencel-Herstellung rein organisch und ohne chemische Zusätze statt. 

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