Müllvermeidung der besonderen Art: Ein Startup aus Berlin will ein Restaurant eröffnen, das mit geretteten Lebensmitteln kocht – und so auf das Problem der Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen. Nach dem erfolgreichem Crowdfunding geht „Restlos glücklich“ nun als Pop-Up in die Testphase.
Über elf Millionen Tonnen Nahrungsmittel landen in Deutschland jedes Jahr im Müll, vieles davon wäre noch essbar. Das Team von Restlos glücklich will etwas dagegen tun und den Lebensmitteln eine zweite Chance geben: in Berlins erstem Restaurant gegen Lebensmittelverschwendung. Wenn alles klappt soll es dort täglich wechselnde „Reste-à-la-Carte“-Menüs geben: eine Auswahl an Vor-, Haupt- und Nachspeisen aus Lebensmitteln, die sonst weggeworfen würden.
Dabei handelt es sich um Lebensmittel, die aus unterschiedlichen Gründen aussortiert werden – zum Beispiel krummes Gemüse, das nicht der Norm entspricht, falsch etikettierte Ware oder Produkte, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen, aber noch einwandfrei sind. Die Waren bekommt die Initiative überwiegend von Bio-Händlern, aber nicht ausschließlich: „Wir retten alle Lebensmittel“, sagt Mitgründerin Leoni Beckmann im Interview.
Pop-Up-Restaurant in Berlin-Neukölln
Da das Start-up vorher nie weiß, welche Lebensmittel an einem Tag zur Verfügung stehen, entsteht eine neuartige, originelle Küche. Die können Gäste nun in einem „Pop-Up-Restaurant“ in Berlin-Neukölln kennen lernen: an vier Wochenende im April nutzt das Restlos glücklich-Team die Räumlichkeiten des Restaurants und serviert dort wechselnde Speisen, die einzen oder als Menü bestellt werden können. „Das ist jetzt der Vorlauf. Wir testen den regulären Restaurantbetrieb an ausgewählten Terminen, bevor wir richtig eröffnen wollen“, erklärt Anette Keuchel, die die Idee zum Restaurant hatte. Die Eröffnung des eigenen Restlos glücklich-Restaurants ist für den Sommer geplant. Noch ist aber offen, wie und wo genau es nach dem April weitergeht.
„Wir müssen Lebensmittel mehr wertschätzen“
„Mit unserem Projekt möchten wir die Menschen zum Umdenken bringen“, sagt Keuchel. „Wir müssen endlich Lebensmittel wieder mehr wertschätzen und verantwortungsvoller mit ihnen umgehen.“ Deshalb will das ehrenamtlich arbeitende Team die Gewinne aus dem geplanten Restaurant in Bildungsprojekte stecken, die in Workshops und Kochkursen das Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln stärken und Tipps für kreative Verwertung geben sollen.
Im Herbst wurde eine Crowdfunding-Kampagne erfolgreich abgeschlossen, seitdem hat die Initiative bereits in verschiedenen Lokalen gekocht und spezielle Events organisiert. Auch Catering und gemeinsames Kochen mit sozialen Projekten wie zum Beispiel mit Flüchtlingsinitiativen gehören zu den Aktivitäten von Restlos glücklich. Für die Zukunft sind auch Kochkurse für Kinder und Erwachsene sowie Workshops rund um Lebensmittel geplant.
Die kreative Küche von Restlos glücklich kann man nun vorerst am 01. und 02., 08. und 09., 22. und 23. sowie 29. und 30. April jeweils von 18-22 Uhr im Restaurant „Untertitel“ (Kienitzer Str. 22, 12053 Berlin) probieren.
Utopia meint: Solange Industrie, Handel und Verbraucher sorglos mit Lebensmitteln umgehen und massenweise essbare Waren im Müll landen, brauchen wir Menschen und Initiativen, die dieses Problem sichtbar machen und dagegen kämpfen. Das „Restaurant gegen Lebensmittelverschwendung“ hat das Potenzial, viel Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen, deshalb hat Restlos glücklich unsere Unterstützung verdient.
Hier könnt ihr unser Interview mit Mitgründerin Leoni Beckmann lesen.
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