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Sharenting: Kinderfotos im Netz posten ist gefährlicher, als viele denken

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Foto: colourbox.de - Aleksandr

Ein paar Erinnerungsbilder von den Kindern auf Facebook, Instagram und Co. teilen – da ist doch nichts dabei? Falsch, sagen Expert:innen, denn die Bilder könnten in falsche Hände geraten. Und auch Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre.

Kleine Kinder haben in der Regel noch keine eigenen Accounts in sozialen Netzwerken – trotzdem sind sie dort präsent: Viele Eltern teilen regelmäßig Schnappschüsse aus dem Leben ihres Nachwuchses. Teilweise veröffentlichen sie dabei intime Einblicke, etwa wenn sie vermeintlich lustige Bilder ihrer Kinder in der Badewanne oder auf dem Töpfchen posten.

Wenn Eltern gewohnheitsmäßig Social Media nutzen, um Bilder oder Informationen ihrer Kinder zu teilen, spricht man von „Sharenting“. Der Begriff besteht aus den englischen Wörtern „share“ (teilen) und „parenting“ (erziehen). Sharenting ist allerdings aus mehreren Gründen problematisch, warnen unter anderem die Polizei und das Deutsche Kinderhilfswerk.

Keine Kontrolle über Bilder im Internet

Das Problem: Ist ein Bild erst einmal im Netz, lässt sich nicht mehr kontrollieren, was damit passiert – vor allem wenn die Instagram- oder Facebook-Accounts der Eltern öffentlich sind. Fremde Personen können die Bilder herunterladen, verändern und für ihre Zwecke nutzen.

Die Gewerkschaft der Polizei berichtet beispielsweise von einer Facebook-Seite, die Fotos von Kindern und Babys, teilweise nackt, gesammelt und veröffentlicht hatte. Die Betreiber:innen hatten hierfür Nutzerprofile nach öffentlich sichtbaren Kinderfotos durchsucht. Inzwischen ist die Seite geschlossen.

Kinderarbeit für Elektronik: Smartphones, Tablets, Laptops
Ist ein Bild erst einmal im Netz, lässt sich schwer kontrollieren, was damit passiert. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - Karolina Grabowska)

Pädophile und Stalker:innen können Bilder missbrauchen

Das Risiko besteht auch bei Instagram, sagt der Cyberkriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger gegenüber gmx.de. Es gebe Seiten, die vollautomatisch Bilder von Instagram-Accounts kopieren und im Netz anbieten. Über solche Wege können die Bilder auch missbraucht werden: Rüdiger zufolge sammeln Pädophile solche öffentlichen Bilder, kommentieren sie mit entsprechenden Texten und teilen sie in ihren Netzwerken.

Besonders kritisch kann es werden, wenn Eltern zusätzlich zu den Bildern Informationen wie Wohnort, Schule oder Kindergarten veröffentlichen. Pädophile und Stalker:innen können die Kinder so relativ unkompliziert ausfindig machen, warnt Rüdiger.

Peinliche Bilder als „Steilvorlagen für künftige Mobber“

Abgesehen von der Gefahr für die Sicherheit des Kindes gibt es noch weitere gute Gründe, Fotos von Kindern nicht unbedacht in den sozialen Medien zu teilen. Bilder, die Kinder nackt oder in peinlichen Situationen zeigen, können für sie irgendwann unangenehm werden. „Vor allem liefern Eltern möglichen künftigen Mobbern ihres eigenen Kindes geradezu Steilvorlagen“, sagt Viktoria Jerke von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes gegenüber gmx.de

Außerdem haben auch Kinder ein Recht auf Privatsphäre (Artikel 16 der UN Kinderrechtskonvention)  sowie das Recht am eigenen Bild. Wenn Eltern Bilder ihrer Kinder ungefragt – oder sogar gegen ihren Willen – ins Netz stellen, verstoßen sie außerdem gegen ihr Recht auf informationelle Selbstbestimmung.

Wenn schon Bilder posten – dann verantwortungsvoll

Das bedeutet nicht, dass Eltern überhaupt gar keine Bilder ihrer Kinder ins Netz stellen sollten – sie sollten dies nur verantwortungsvoll tun. Die Gewerkschaft der Polizei rät: „Erst nachdenken, dann posten.“ Würde ich das Foto auch teilen, wenn ich das Kind wäre, das darauf zu sehen ist? Respektiere ich die Privatsphäre und Persönlichkeitsrechte des Kindes?

Die Initiative „Schau hin“ empfiehlt, nur solche Bilder zu posten, auf denen Kinder nicht klar erkennbar sind. Das können Bilder sein, die nur einen Ausschnitt zeigen oder auf denen die Kinder Sonnenbrillen tragen.

Das Deutsche Kinderhilfswerk gibt folgende Empfehlungen:

  1. Das Kind einbeziehen – also fragen, ob es mit der Veröffentlichung eines Fotos einverstanden ist.
  2. Keine personenbezogenen Daten gemeinsam mit einem Foto preisgeben – etwa Namen, Schule oder Wohnort des Kindes.
  3. Sicherheits- und Privatsphäre-Einstellungen der sozialen Netzwerke regelmäßig überprüfen – um zu wissen, wer die Fotos sehen kann.
  4. Keine Bilder von Kindern in peinlichen oder unangemessenen Situationen posten.
  5. Vorbildfunktion wahrnehmen – und selbst verantwortungsvoll mit persönlichen Daten umgehen.
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