Den Öko-Tex Standard 100 – seit 2016 heißt er „Standard 100 by Oeko-Tex“ – kennt fast jeder: Das Label zeichnet Kleidung, Bettwäsche oder Handtücher aus. Doch was bedeutet es eigentlich?
Der Öko-Tex Standard 100 zertifiziert Textilien wie Kleidung, Bettwäsche oder Handtücher, aber auch textile Roh- und Zwischenprodukte und Zubehör wie Garn, Gewebe, Gestricke, Knöpfe, Reißverschlüsse, Nähfäden und Etiketten.
Alle Produkte, die das Siegel tragen, wurden von der Internationalen Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textil- und Lederökologie (Oeko-Tex) auf Schadstoff-Rückstände geprüft.
- Vergeben in: weltweit
- Vergeben von: OEKO-TEX
- Kategorie: Textilien
- Produkte: schadstofffreie Kleidung, Textilien, Garne, Stoffe, Zubehör
- Gelabelte Produkte: sehr viele
- Utopia-Bewertung: bedingt empfehlenswert
Kriterien des Standard 100 by Oeko-Tex
Der Standard 100 by Oeko-Tex prüft Textilien auf Schadstoffe und unterscheidet dabei vier verschiedene Produktklassen – abhängig vom Verwendungszweck.
- Produktklasse I umfasst Artikel für Babys und Kleinkinder bis zu drei Jahren, dazu zählen Unterwäsche, Strampler, Bekleidung, Bettwäsche und Frottierwaren.
- Produktklasse II sind hautnah verwendete Artikel wie Unterwäsche, Bettwäsche, T-Shirts oder Strümpfe.
- Produktklasse III sind hautfern verwendete Artikel wie beispielsweise Jacken oder Mäntel.
- Produktklasse IV umfasst Ausstattungsmaterialien wie Vorhänge, Tischdecken oder Polsterbezüge.
Damit die Produkte das Siegel tragen dürfen, müssen sämtliche Bestandteile den Kriterien entsprechen, also auch Knöpfe oder Reißverschlüsse.
Die Produkte müssen frei sein von Schadstoffen, die gesetzlich verboten und reglementiert sind wie Azo-Farbstoffe, Formaldehyd, Pentachlorphenol, Cadmium und Nickel. Auch gesundheitsschädliche Chemikalien, für die es keine explizite gesetzliche Regelung gibt, beispielsweise Pestizide, dürfen nicht in den Textilien gefunden werden. Zudem wird auf einen hautfreundlichen pH-Wert und auf Farbechtheit getestet.
Dabei werden die denkbaren Wege, wie der Schadstoff vom Körper aufgenommen werden könnte, berücksichtigt und entsprechend geprüft: über die Haut, den Mund oder die Atmung.
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Kontrollen bei Oeko-Tex
Durchgeführt werden die Prüfungen von einem der 16 Mitgliedsinstitute der Oeko-Tex-Gemeinschaft. Die Labortests umfassen etwa 100 Prüfparameter, der Hersteller sendet Musterproben ein. Er muss eine Konformitätserklärung abgeben, dass das Muster mit der Qualität der hergestellten und vertriebenen Produkte übereinstimmt. Zusätzlich gibt es Firmen-Audits, um Einblick in die betriebliche Situation des Herstellers zu bekommen. Es wird kurz vor oder kurz nach der Zertifikatsausstellung durchgeführt und alle drei Jahre wiederholt.
Bei Produktkontrollen im Handel werden Produkte mit Oeko-Tex-Siegel auf Übereinstimmung mit dem Prüfmuster geprüft, dies gilt jedoch nur für etwa 20 Prozent der gelabelten Produkte. Werden Kriterien nicht eingehalten, müssen die Mängel schnellstmöglich beseitigt werden, bei wiederholten Auffälligkeiten kann das Zertifikat entzogen werden. Zudem gibt es unangemeldete Betriebsbesichtigungen.
Kritik am Standard 100 by Oeko-Tex
Greenpeace kritisiert am Standard 100 by Oeko-Tex, dass lediglich die Schadstoffrückstände geprüft werden, nicht jedoch die Herstellungsbedingungen. Die Anforderungen werden zwar von Jahr zu Jahr strenger, der Nutzen für die Umwelt sei allerdings gering. Zudem gibt es andere Siegel mit weitaus strengeren Kriterien.
Das Wort „Oeko“ kann irreführend sein und suggerieren, dass es sich bei zertifizierten Produkten um ökologisch produzierte Textilen aus Naturfasern handelt. Dies jedoch ist nicht der Fall, das Siegel sagt nur aus, dass es sich um ein auf Schadstoff-Rückstände geprüftes Produkt handelt.
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Verfügbarkeit: sehr hoch
Das Siegel ist sehr weit verbreitet, Produkte mit dem „Standard 100 by Oeko-Tex“ sind überall im Einzelhandel zu finden. Sowohl Unterwäsche, Kleidung oder Schuhe als auch Bettwäsche, Handtücher oder Yogamatten tragen das Siegel.
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Oeko-Tex Standard 100plus
Das Produktlabel Oeko-Tex Standard 100plus kennzeichnet Textilien, die erfolgreich auf mögliche Schadstoffe überprüft und ausschließlich in umweltfreundlichen und sozialverträglichen Produktionsbetrieben hergestellt wurden.
Es kombiniert die beiden Zertifizierungen Oeko-Tex Standard 100 und Oeko-Tex STeP (Sustainable Textile Production) und bietet Textil- und Bekleidungsherstellern die Möglichkeit, den Verbraucher beim Textilkauf mit Hilfe nur eines Labels sowohl auf die gesundheitliche Unbedenklichkeit des ausgelobten Artikels als auch auf das betriebliche Engagement in Sachen Umweltschutz und sozialen Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen.
Voraussetzung für die Produktzertifizierung nach Oeko-Tex Standard 100plus ist der Nachweis, dass die gesamte Produktionskette, das heißt sämtliche an der Herstellung eines bestimmten Endprodukts beteiligten Betriebe, den Anforderungen der Oeko-Tex STeP Zertifizierung entsprechen.
Alternativen zum Standard 100 by Oeko-Tex
Zum Standard 100 gibt es einige Alternativen, viele haben strengere Kriterien und achten zudem auf Umweltverträglichkeit, häufig sind sie jedoch nicht so weit verbreitet. Zu den Alternativen zählen beispielsweise:
- Das IVN Best-Label ist das strengste Siegel in der Textilbranche. Es berücksichtigt die gesamte Lieferkette, ist nur für Naturfasern aus Bio-Anbau gültig, verbietet sehr viele Chemikalien und definiert Sozialstandards.
- Das GOTS-Label gilt für Natur- und Recyclingfasern, es berücksichtigt die gesamte Produktionskette, verbietet viele Chemikalen und legt soziale Mindeststandards fest.
- Der Bluesign-Standard prüft die gesamte Herstellungskette und verbietet viele Chemikalien.
- Das Made in Green-Label wird ebenfalls von Oeko-Tex vergeben und bezieht die Lieferkette mit ein.
Utopia-Fazit
Der Standard 100 by Oeko-Tex garantiert die Prüfung auf Schadstoffe – somit ist das Siegel eine gute Orientierungshilfe auf der Suche nach schadstofffreier Kleidung, insbesondere bei Babykleidung und Unterwäsche.
Viel mehr sagt das Siegel jedoch nicht aus. Wer beim Kauf von Kleidung und Textilien Wert auf Umweltverträglichkeit und eine faire Produktion legt, sollte lieber auf das IVN- oder das GOTS-Label achten.
Mehr Infos zum Thema Gütesiegel findest du hier.
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