Ecosia, die Suchmaschine die Bäume pflanzt und Daten schützt ist ein Kunde der Triodos Bank und nimmt gerade rasant an Fahrt auf. Das Geld, das Ecosia verdient, nutzt das Unternehmen, um Bäume zu pflanzen. Fast 50 Millionen sind es bereits.
Wer im Internet etwas sucht, der „googelt“ es. Die Suchmaschine des Internetriesen Alphabet hat in Deutschland einen Marktanteil von über 90 Prozent. Doch es gibt Alternativen – sogar eine nachhaltige. Wer die Suchmaschine Ecosia nutzt, trägt dazu bei, dass Bäume gepflanzt werden. Bald unglaubliche 50.000.000 Bäume konnten dank Ecosia bereits gepflanzt werden. Wie das funktioniert und warum Ecosia darüber hinaus viel mehr Wert auf Datenschutz legt als Google, erklärt Génica Schäfgen.
Génica, Ecosia ist eine Suchmaschine die Bäume pflanzt. Wie funktioniert das?
Ecosia ist wie Google – mit dem Unterschied, dass wir das Geld, das wir verdienen, nutzen, um Bäume zu pflanzen. Wie alle anderen Suchmaschinen auch generieren wir unsere Einnahmen über Werbeanzeigen. Wenn man zum Beispiel nach „Hotel Berlin“ sucht, dann sind die ersten paar Ergebnisse oft Werbung für passende Seiten – natürlich immer gekennzeichnet. Mit unseren Einnahmen decken wir unsere laufenden Kosten – also Gehälter, Ausgaben für Büro und Marketing – und das, was übrig bleibt, der Gewinn des Unternehmens, geht in Baumpflanzprojekte.
Wo sind diese Projekte?
Ecosia unterstützt gerade 22 Baumpflanzprojekte, die weltweit verstreut sind. Ein großer Teil findet sich jedoch im globalen Süden, in afrikanischen Ländern, in Süd- und Mittelamerika und in Indonesien. Seit dem vergangenen Jahr gibt es auch ein europäisches Projekt in Spanien.
Wie stellt ihr sicher, dass die Bäume auch tatsächlich gepflanzt werden?
Dafür haben wir unseren Tree Planting Officer Pieter, der die Projekte koordiniert. Er ist schon seit mehreren Jahrzehnten in dieser Branche unterwegs und ein ausgewiesener Experte. Pieter besucht die Projektpartner, baut Beziehungen zu ihnen auf und erarbeitet gemeinsam mit ihnen, wie das Projekt so aufgebaut werden kann, dass es den größten Nutzen für die Gemeinden hat. Zum Beispiel kann das Baumpflanzprojekt so aufgebaut werden, dass der Grundwasserspiegel erhöht und auf einen Brunnen umgeleitet wird. Natürlich haben wir auch Verträge mit den Partnern, die sicherstellen, dass die Bäume gepflanzt werden. Außerdem haben wir die Möglichkeit, die Entwicklungen über Satellitenbilder zu verfolgen. Manche Projektpartner haben auch eine App, mit der sie genau dokumentieren können was sich verändert hat. So hat es bisher sehr gut funktioniert, dass die ganzen Bäume auch tatsächlich gepflanzt wurden und vor allem auch noch stehen.
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Wie funktioniert der Umstieg von Google oder einer anderen Suchmaschine auf Ecosia?
Es ist sehr einfach Ecosia als Suchmaschine einzustellen. Man kann natürlich auf unsere Webseite ecosia.org gehen und darüber suchen – viel einfacher ist es aber, wenn man gar nicht mehr darüber nachdenken muss, Ecosia zu nutzen. Für Laptops oder Computer gibt es eine Browser-Erweiterung, die man über www.ecosia.org hinzuzufügen kann. Dann ist Ecosia die Standardsuchmaschine. Fürs Handy, sowohl für Android als auch für iOS, gibt es eine Browser-App, die man sich herunterladen kann. Das ist natürlich alles komplett kostenlos.
Ecosia ist Datenschutz neben dem Umweltschutz besonders wichtig. Was unterscheidet euch in diesem Punkt von anderen Suchmaschinen?
Wir haben die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im vergangen Jahr zum Anlass genommen, uns grundsätzlich damit auseinanderzusetzen, wie unsere Werte hinsichtlich Daten und Datensammeln aussehen. Wir haben für uns entschieden, wirklich nur die Daten zu sammeln, die wir brauchen, um Ecosia am Laufen zu halten. Das bedeutet auch, dass wir auf viele Daten verzichten. Wir erstellen zum Beispiel keine Nutzerprofile. Der Nutzer als Person kann nicht wiedererkannt werden. Wir sammeln keine individuellen Fingerprints. Das war uns wichtig. Uns ist Privatsphäre als Wert insgesamt wichtig. Und wir sind überzeugt, dass es auch unseren Nutzern sehr wichtig ist. Im Vergleich zu Google sind wir auf jeden Fall die datenschutzfreundlichere Suchmaschine.
Ihr arbeitet im Hintergrund zwar nicht mit Google, dafür aber mit einem anderen Riesen zusammen – und zwar mit Bing, der Suchmaschine von Microsoft. Könnt ihr Daten auch vor Microsoft schützen?
Wir beziehen unsere Suchergebnisse von Bing. Wir haben einen Vertrag mit Bing bzw. Microsoft, so wie viele andere Suchmaschinen auch. Natürlich könnte man theoretisch auch eine eigene Suchmaschine programmieren, was aber praktisch viele Milliarden Euro kosten würde – das wären Milliarden von Bäumen. Bing ist im Gegensatz zu Google für Kooperationen ziemlich offen. Wir hatten die Möglichkeit unsere Datenschutzbestimmungen zu verschärfen. Dennoch, um Ecosia am Laufen zu halten, müssen wir einige Daten an Bing weitergeben. Wir verhandeln an diesem Punkt aber um noch datenschutzfreundlicher zu werden. Aber auch hier gilt: Es werden keine Nutzerprofile erstellt.
Nichtsdestotrotz entwickelt ihr eigene Algorithmen, um die von Bing zu ergänzen…
…ja, wir sind ungefähr 40 Leute in unserem Büro in Berlin, rund die Hälfte von uns sind Programmierer, die sich um die Suchmaschine kümmern. Wir haben einige Widgets, die uns abgrenzen von der Erfahrung die man auf Bing machen würde. Das wollen wir in Zukunft weiter ausbauen.
Im vergangenen Jahr habt ihr viel Aufmerksamkeit erregt, weil ihr RWE den Hambacher Forst abkaufen wolltet, um die uralten Bäume dort ein für alle Mal zu schützen. RWE hat das Angebot damals nicht angenommen. Bereitet Ecosia ein neues vor?
Wir werden sehen. Wir hatten damals ja auch dazu aufgerufen, dass mehr Unternehmen sich beteiligen. Deshalb warten wir gerade noch ab, ob und welche Unternehmen auf uns zukommen und in welcher Höhe sie sich beteiligen möchten. Aber darüber hinaus darf RWE gerade ja nicht reden. Der Prozess darüber läuft ja noch. Wir hoffen, dass es bei dem Rodungsverbot bleibt und wir nicht einschreiten müssen.
Interview: Michael Rebmann
Der Beitrag erschien ursprünglich im Triodos-Bank-Blog diefarbedesgeldes.de
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