Vor vier Jahren stürzte in Bangladesch eine Textilfabrik ein, über 1000 Menschen starben. Unternehmen und Behörden verpflichteten sich daraufhin zu strengeren Sicherheitsstandards. In vielen Fabriken haben sich die Zustände jedoch kaum verbessert.
Es war der größte Fabrikunfall, der jemals in Bangladesch stattgefunden hat: 2013 stürzte die Textilfabrik Rana Plaza in der Stadt Sabhar ein. 1135 Menschen starben, fast 2500 wurden verletzt.
Nach dem Unfall kündigten Behörden des Landes sowie westliche Bekleidungsfirmen an, die Sicherheit und Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu verbessern zu wollen. Zahlreiche Modeketten lassen in Bangladesch Kleidung nähen.
Sicherheitsmaßnahmen greifen zu kurz
Heute – vier Jahre nach dem Unglück – ist die Situation in vielen Textilfabriken in Bangladesch immer noch kritisch. Das zeigen Untersuchungen des Berliner Öko-Instituts.
Zwar wurden laut Öko-Institut wichtige Maßnahmen ins Leben gerufen, die die Sicherheit der Fabrikarbeiter gewährleisten sollen. Dazu gehören beispielsweise Brandschutzabkommen, verbesserte Gesundheitsstandards und strengere Sicherheitsnormen. Die Bestimmungen sind ein Schritt in die richtige Richtung, greifen allerdings noch zu kurz, meint das Öko-Institut.
Finanzierung der Sicherheitsstandards ist oft unklar
Eines der größten Probleme: Die dauerhafte Finanzierung der Arbeits- und Sicherheitsstandards ist nicht geklärt. Bestimmungen wie Verbesserungen im Brandschutz oder der Abwasserklärung oder auch höhere Löhne kosten Geld. Oftmals wälzen die Unternehmen die Kosten einfach auf ihre Zulieferer ab.
So entsteht ein Teufelskreis: Durch die erhöhte finanzielle Belastung steigt der Druck auf die Zulieferer, was sich wiederum negativ auf Arbeits- und Schutzbestimmungen für ihre Arbeiter auswirkt.
In vielen Fabriken bleiben die Arbeitsbedingungen gleich
Was das Öko-Institut außerdem kritisiert: Die strengeren Sicherheits-Richtlinien und verbesserten Arbeitsbedingungen gelten nicht für alle Fabriken. Nur Lieferanten, die einen direkten Vertrag mit einem internationalen Unternehmen haben, setzen die Standards in ihren Fabriken auch um. Ihre Zulieferer wiederum müssen sich nicht an die Regelungen halten.
Laut dem Öko-Institut wird außerdem 30 bis 50 Prozent der Produktion in nicht offiziell registrierten Fabriken erfüllt. „Damit findet mindestens ein Drittel der Textilproduktion in Bangladesch praktisch ohne Regeln zum Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz und unter äußerst prekären Bedingungen statt“, so das Öko-Institut.
Gesetze und internationale Abkommen
Das Beispiel von Bangladesch zeigt, dass freiwillige Verpflichtungen von Unternehmen nicht ausreichen. Um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Sicherheit der Textilarbeiter zu gewährleisten, braucht es verbindliche Gesetze und internationale Abkommen – so das Fazit der Studien des Öko-Instituts.
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