Ab September werden in einer abgelegenen japanischen Bucht wieder Delfine gefangen und abgeschlachtet. Der schockierende Film The Cove dokumentierte 2010 als erster die grausame Tradition und gehört zu den sehenswertesten Dokumentarfilmen unserer Zeit.
Delfinarien, Delfin-Shows und Delfinschwimmen sind ein riesiges globales Geschäft – wie die Tiere dabei in den Pool kommen, wollten die Betreiber eigentlich lieber geheim halten. Dann kam Ric O’Barry und veröffentlichte einen Film, der alles veränderte: The Cove.
Der Aktivist und ehemalige Tierdompteur, der einst „Flipper“ trainierte, filmte in einer versteckten japanischen Bucht heimlich, wie tausende Delfine eingefangen und viele der Tiere abgeschlachtet wurden. Seitdem ist Taiji, so der Name des japanischen Küstenorts, ein Synonym für die Grausamkeit des Menschen gegenüber Wildtieren.
The Cove: Schöne Delfine werden verkauft, der Rest getötet
Das Ziel der jährlichen Aktion in Taiji ist es, Delfine einzufangen, die attraktivsten – und mithin profitabelsten – auszusortieren und an Delfinarien auf der ganzen Welt zu verkaufen. Die anderen, weniger „schönen“ Delfine werden in der Bucht (englisch: Cove) getötet.
Die Bucht liegt versteckt, ist kaum einsehbar und während der jährlichen Jagd-Saison, die von Anfang September bis Ende Februar dauert, zudem abgesperrt und bewacht. Den Filmemachern gelang es, in einer aufwendigen „verdeckten Mission“ über mehrere Jahre hinweg Aufnahmen von den Vorgängen in der Bucht zu machen. Mit „The Cove“ machten sie das Delfin-Schlachten erstmals einem breiten Publikum bekannt. Der Film gewann 2009 den Oscar für den besten Dokumentarfilm.
Vorwürfe: Grausamkeit und Gesundheitsrisiken
„The Cove“ hat weltweit Empörung ausgelöst; seit Erscheinen des Films gibt es laute internationale Kritik an den japanischen Delfinfang-Praktiken. Inzwischen sind jedes Jahr Aktivisten, unter anderem von Sea Shepherd, in Taiji vor Ort, um die Delfinjagd zu beobachten und davon zu berichten.
Doch in der Kritik stehen nicht nur die grausamen Fang- und Tötungsmethoden, sondern auch die mit dem Delfinfleisch verbundenen Gesundheitsrisiken: Einige Studien fanden extrem hohe und potenziell gesundheitsschädliche Quecksilberwerte in dem Fleisch.
Japans Regierung rechtfertigt die Treibjagd und die Tötungen damit, dass es sich um eine kulturelle Tradition handle und zudem die Nachfrage nach Fleisch bediene.
Fazit: unbedingt ansehen – und weiter denken
Auch wenn die Bilder teils schwer auszuhalten sind: „The Cove“ gehört zu den Dokumentationen, die man unbedingt gesehen haben sollte. Allerdings beobachten wir immer wieder, dass die Doku bei einigen Zuschauern bedenkliche rassistische und gewaltverherrlichende Kommentar-Reflexe auszulösen scheint. Daher empfehlen wir: anschauen, wirken lassen und weiter denken.
Die Empörung, die der Film auslöst, ist natürlich gerechtfertigt: Was den Delfinen in Taiji angetan wird, ist nicht hinnehmbar. Doch sollten wir dabei nicht vergessen, dass erstens ein paar Männer in einer japanischen Bucht nicht die Schuld am ganzen System tragen und dass es zweitens Milliarden sogenannter Nutztiere kein Stück besser geht als den Delfinen – und die verspeisen die meisten von uns immer noch ohne Bedenken.
„Die Bucht“ (The Cove) gibt es auf DVD und Blu-Ray (kaufen**: z.B. bei buch7, Amazon, Thalia) und zum Streamen z.B. bei** iTunes, Amazon Prime.
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