Was soll nach dem Tod mit dem Körper passieren – will ich eine Feuer- oder Erdbestattung? In Washington gibt es bald noch eine dritte Möglichkeit: Dort können Leichen künftig kompostiert werden. Die Methode soll umweltfreundlicher sein, allerdings gibt es auch Kritik.
Der Tod ist ein Thema, über das wir nicht gerne sprechen oder nachdenken. Doch wer im Leben Wert darauf legt, möglichst umweltfreundlich zu handeln, möchte auch so aus dem Leben scheiden. In Washington wurde am Dienstag ein Gesetz verabschiedet, das eine umweltfreundliche Bestattung möglich macht: Künftig dürfen dort Leichen kompostiert werden.
Washington wird damit der erste Staat in den USA, der das Kompostieren von menschlichen Körpern erlaubt, berichtet CNN. Das Gesetz tritt aber erst im Mai 2020 in Kraft. „Wir denken, dass Menschen die Wahl haben sollten, für sich selbst zu entscheiden, wie ihr Körper bestattet werden soll“, sagte Senator Jamie Pedersen, der den Gesetzesentwurf eingebracht hatte.
So funktioniert das Kompostieren
Das erste Unternehmen, das menschliches Kompostieren möglich machen soll, gibt es schon: ein Start-up namens „Recompose“. Die Gründerin erklärt CNN, wie das Prinzip funktioniert: Anstatt in einen Sarg kommt die Leiche in ein Stahlbehältnis. Der Körper wird mit Naturmaterialien wie Stroh oder Holzspänen bedeckt. Innerhalb von drei bis sechs Wochen bauen Mikroben die Überreste ab – und der Mensch wird zu Erde.
Während des Prozesses können die Angehörigen den Verstorbenen besuchen. Am Ende können sie die Erde mitnehmen – etwa einen Kubikmeter. Was sie damit machen, ist ihnen überlassen. Das Ganze soll etwa 5.500 Dollar kosten.
Kritik an der Bestattungsmethode
Dass die Methode funktioniert und unbedenklich ist, hat die Washington State Universität bereits getestet. Sechs Personen hatten ihre Körper der Wissenschaft zur Verfügung gestellt und sich nach ihrem Tod kompostieren lassen, berichtet CNN.
Der Vorteil des Kompostierens: Es ist umweltfreundlicher als traditionelle Feuer- und Erdbestattungen. „Indem wir menschliche Überreste zu Erde machen, reduzieren wir Müll, vermeiden, das Grundwasser mit Balsamierflüssigkeit zu verschmutzen und verhindern CO2-Emissionen von Krematorien“, heißt es auf der Webseite von Recompose.
Die Bischofskonferenz von Washington hat das neue Verfahren laut Spiegel online jedoch kritisiert. Die Methode des Kompostierens bringe dem Toten nicht den nötigen Respekt entgegen.
Ökologische Bestattung in Deutschland?
Über die ökologischen Folgen von Bestattungen sind schon seit einiger Zeit Diskussionen im Gange – auch in Deutschland. Dabei geht es auch um den hohen Ressourcenverbrauch bei Bestattungen, allen voran für Särge oder Grabsteine.
Aus den Debatten haben sich einige neue Ansätze entwickelt: Bei „Ökobestattungen“ beispielsweise kommen nur Särge aus schnell abbaubaren Materialien wie Korb oder Pappe zum Einsatz. „Capsula Mundi“ sind eiförmige Kapseln aus biologisch abbaubaren Materialen, die sowohl als Urnen- als auch Sarg-Alternative vorgesehen sind.
In Deutschland sind solche alternativen Bestattungen teilweise nicht möglich, da selbst für Einäscherungen eine Sargpflicht gilt. In Bayern wird zurzeit über ein Ende der Sargpflicht diskutiert.
Wie findet ihr die Idee, den Körper nach dem Tod zu kompostieren? Eine umweltfreundliche Alternative, die für euch in Frage kommen würde – oder pietätlos? Schreibt uns in den Kommentaren.
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