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Eckart von Hirschhausen im Utopia-Podcast: „Klimaschutz ist immer auch Gesundheitsschutz!“

Foto: Julian Engels

Was hat der Klimawandel mit Schlaganfall, Herzinfarkt und Übergewicht zu tun? Und woran können wir ganz konkret erkennen, wie die Klimaveränderungen sich auf unsere Gesundheit auswirken? Darüber spricht Frenzy aus der Utopia-Redaktion mit Eckart von Hirschhausen, deutschlandweit bekannt als Autor, Mediziner, Moderator und Stiftungsgründer.

Hochwasser, Rekordtemperaturen, Buschfeuer, Artensterben – der Klimawandel ist nichts, was uns nicht auch direkt betrifft oder nicht vor unserer Haustür passiert. Neben Hochwasser, Hitzesommer und Waldbränden gefährden auch Feinstaub und erhöhte Ozon-Werte nicht nur die Natur, sondern auch unser Leben und damit unsere Gesundheit.

Was der Moderator und Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen zum Thema Hitzesommer, Klimawandel und Gesundheit denkt, wie er die Zukunft sieht und was wir dringend ändern müssten, darum geht es im Utopia-Interview.

Hirschhausens neuestes Buch „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“ sowie seine zahlreichen anderen Bücher findest du hier** bei Thalia.de oder Buch7.

Interview mit Eckart von Hirschhausen (Auszug)

Hier liest du einen gekürzten Auszug aus dem Podcast-Gespräch mit Eckart von Hirschhausen. Das komplette Interview hörst du in der Podcast-Folge – klick dazu einfach hier oben oder weiter unten auf „Play“.

Utopia: Hallo Eckart, wie hängen der Klimawandel und unsere Gesundheit zusammen?

Eckart von Hirschhausen: Das hängt ganz dicht, ganz eng zusammen, ganz elementar. Das ist auch die Grundidee von meinem Buch “Mensch Erde! Wir könnten es so schön haben”, dass wir die Klimadiskussion für meinen Geschmack viel zu lange sehr abstrakt geführt haben. Wir haben so getan, als wäre die Klimakrise etwas für Eisbären und für pazifische Inselstaaten und die Wissenschaftler sind sich ja alle noch nicht einig. Als Arzt und Wissenschaftlerjournalist und Gründer der Stiftung „Gesunde Erde gesunde Menschen“ ist mir ganz wichtig zu sagen: Nein, das ist wirklich die größte Gesundheitsgefahr im 21. Jahrhundert. 

Ich glaube eben auch, dass diese Erzählung, dieses Narrativ, diese Verbindung zwischen Klima und Gesundheit – also positiv formuliert, Klimaschutz ist ja auch immer Gesundheitsschutz – dass das ein echter Gamechanger ist.

Du als Mediziner und Wissenschaftsjournalist bist auch Moderator und Buchautor und letztlich auch “Aktivist”, wenn man das so formulieren darf? 

Ich mag dieses Wort Aktivist nicht, weil was war ich denn vorher? War ich ein Passivist oder ein Pazifist oder was auch immer … Aktivismus klingt ganz schnell so nach Steine werfen und nach sich an Schienen kleben. Ich war schon immer ein politisch denkender Mensch und ich war mit 17 Jahren schon in Wackersdorf am Zaun gegen die Atomenergie unterwegs. Dann ging es so ein bisschen um all die Dinge, die man sonst im Leben tut und das geriet ein wenig in Vergessenheit. Durch Fridays for Future wurde ich dann mehr oder minder sanft wieder wachgeküsst und hab mich erinnert: Ja, stimmt, da war doch noch was.

Dann ging das ganz schnell und plötzlich bin ich in einer neuen Rolle und versuche an vielen Stellen, auch im Gesundheitswesen selber, diesen Gedanken von Klimaschutz und Gesundheitsschutz voranzubringen und bin sehr aktiv.

Eckart, kannst du denn erklären, woran man ganz konkret erkennt, dass die eigene Gesundheit vom Klimawandel tatsächlich bedroht ist?

Ja, das das geht an ganz ganz vielen Stellen. Und eigentlich weiß das auch jeder, wenn man mal diese Verbindung gezogen hat. Der Killer Nummer eins weltweit ist Luftverschmutzung und das hat verschiedene Ursachen. In Ländern des globalen Südens gibt es auch viel Innenraumverschmutzung, dass Menschen zum Beispiel offene Feuerstellen haben. 

Aber bei uns ist maßgeblich die Art und Weise, wie wir Energie erzeugen, dafür verantwortlich, wie dreckig die Luft ist. Ich selber spiele gerne Tischtennis am Tisch draußen und wir wohnen an der ziemlich dicht befahrenen Straße. Immer, wenn ich die Platte mit einem Tuch abwische, wenn ich spielen will, ist dieses Tuch schwarz. Das ist jedes Mal so ein Erschrecken darüber. Weil mir klar ist: Das ist jetzt nicht nur auf dieser Platte, das ist auch in mir so. Weil wir mit jedem Atemzug, natürlich, solange wir fossile Energie erzeugen, Dreck einatmen. 

Kohleverbrennung ist die dreckigste und gesundheitsschädliche Art und Weise überhaupt, Energie zu erzeugen. Wir sind ja mit die Ersten gewesen, die damit gestartet sind und unser Wirtschaftswunder beruhte leider auch viel darauf. Deswegen müssen wir die Ersten sein, die damit aufhören. Daraus folgt aber, die Gesundheit beginnt mit jedem Atemzug und wenn man immer sagt: Äh, geh doch mal an die frische Luft! Dann muss die Luft ja auch frisch sein. 

Ich hatte kürzlich eine Moderation auf einer Fachtagung. Da ging es um die Frage, ob man durch Corona Schüler:innen durch Luftreinigungsgeräte auch vor Infektionen schützen kann. Da ist mir echt erst klar geworden, dass wir Luft als Lebensmittel, als Lebensgrundlage überhaupt nicht definieren. Also wenn die Frage war, wo ist diese Verbindung zwischen Klima und Gesundheit, dann geht es beim Atmen los. Deshalb habe ich die Kapitel in meinem Buch auch so genannt, weil ich dieses große Gebiet so einfach strukturieren wollte wie möglich. Daher ist unter anderem ein Kapitel „Einatmen, Ausatmen“ und das nächste Kapitel ist „Essen und Verdauen“ und so weiter.  

Klimakrise heißt für viele Menschen auf diesem Globus Hunger, weil Wasser fehlt. Weil Pflanzen nicht wachsen können, wenn es zu heiß ist. Weil Menschen idiotisch viel Fleisch essen und damit Futtermittel vernichten, Regenwald vernichten und, und, und. Und das heißt, auch da ist eine unmittelbare Verbindung zur Gesundheit.

Positiv formuliert, um jetzt mal beim Fleisch zu bleiben, ist eine pflanzenbasierte Ernährung mit wenig Fleisch, mit wenig Zucker, mit viel Gemüse ja sowieso das gesündeste. Das heißt, mir geht auch dieser Verzichtsdiskurs total auf den Keks, weil nach der “Planetary Health Diet”, deren Grundidee ja sehr einfach ist: Iss das, was für deinen Körper gut ist und was für die Erde gut ist.  Das ist ein Verzicht auf Herzinfarkt und Schlaganfall. Das ist in der Welt mit zwei Milliarden Übergewichtigen und einer Milliarde Hungernden das Schlaueste und das Gesündeste, was wir machen könnten, nämlich uns pflanzenbasiert zu ernähren.

Also wenn man anfängt, die großen Nachhaltigkeitsthemen durchzugehen, dann ist das natürlich auch bei der Verkehrswende so. Wenn man mit dem Fahrrad durch Berlin, meiner Heimatstadt, fahren kann, ohne von einem übermüdeten LKW-Fahrer ohne Warnsystem beim Rechtsabbiegen über den Haufen gefahren zu werden, dann ist das doch gesund für dich selber und ich atme lieber, salopp gesagt, die Abgase von zehn Radfahrenden ein, als von einem SUV.

Vielen Dank für das Gespräch, Eckart von Hirschhausen!

Das komplette Interview hörst du in der aktuellen Podcast-Folge. Du findest unsere neue Podcast-Folge zum Beispiel auf folgenden Plattformen, die Bücher von Eckart von Hirschhausen hier** bei Thalia.de oder Buch7:

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So findest du den Utopia-Podcast

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