Für die meisten Menschen ist der Weihnachtsbaum ein fester Bestandteil der Weihnachtstradition. Aber welcher Baum ist umweltfreundlicher? Die Fichte oder Tanne aus dem Wald – oder vielleicht doch die Kunsttanne, die jedes Jahr aufs Neue besungen werden kann?
Weihnachtsbaumliebhaber:innen, die möglichst nachhaltig leben möchten, kaufen nicht einfach den nächstbesten Baum beim Baumarkt. Sie überlegen sich jedes Jahr aufs Neue, wie der nadelige Baum, der ein so kurzes Leben hat, möglichst wenig Umweltschäden mit sich bringt. Bio-Baum kaufen oder den Baum lieber selber schlagen? Oder vielleicht ein Baum im Topf? Den gibt es zum Kaufen oder Mieten. Und seit ein paar Jahren ist auch die Frage nach dem Sinn, Unsinn und der Ökobilanz von Tannenbäumen aus Kunststoff aktuell.
Für den Plastikbaum spricht, dass er nicht nadelt, nicht gegossen werden will und dass er eine lange Lebensdauer hat, weil er jedes Jahr aufs Neue zum Fest aus dem Keller geholt wird. Aber macht das den Plastikbaum unterm Strich auch zur ökologischeren und nachhaltigeren Alternative?
Umweltbelastungen echter Weihnachtsbäume: Pestizide und Monokulturen

So schön der geschmückte Baum im Wohnzimmer auch ist, sonderlich umweltfreundlich sind Weihnachtsbäume leider per se nicht. Die Tannen, Fichten und Kiefern werden meist in Monokulturen gezüchtet – unter erheblichem Einsatz von Dünger und Pestiziden. Eine Stichprobe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt, dass zwei Drittel der Bäume gespritzt werden. In dem Test von 2023 wurden sogar Pestizide nachgewiesen, die in der EU generell oder für den Weihnachtsbaum-Anbau gar keine Zulassung haben. Solche Bäume dürfen also eigentlich gar nicht verkauft werden. Die Mittel schädigen unter anderem Nervenzellen und das Hormonsystem und sind hoch giftig für Bienen und Wasserlebewesen.
Umweltbelastungen künstlicher Weihnachtsbäume: Plastik und Giftstoffe
Dem gegenüber steht der Plastikbaum, der auf der einen Seite viele Baum-Leben rettet, der aber aufgrund seiner Materialien (Plastik), Produktion und Import (häufig aus China) mit einer schlechten Umweltbilanz startet. Mit jedem Jahr der Nutzung wird die Bilanz gegenüber dem konventionellen Weihnachtsbaum jedoch besser, denn er kann quasi ewig leben und jedes Jahr aufs Neue besungen werden.
Auch wenn der Baum für viele Jahre geschmückt im Wohnzimmer steht, das Plastikproblem, das er mit sich bringt, ist gewaltig. Künstliche Weihnachtsbäume bestehen aus Kunststoff (PE, PVC oder PP), die Grundlage sind fossile Brennstoffe wie Erdöl, oder -gas. Wenn Plastik in Form von mikroskopisch kleinen Partikeln (Mikroplastik) in die Umwelt gelangt, wird es zu Gefahr für die Umwelt, Tiere und für den Menschen. Da die Bäume häufig aus China kommen, ist oft nicht nachvollziehbar, unter welchen Bedingungen sie dort produziert werden.
Nicht nur der echte Baum (mit Ausnahme von Bio-Bäumen) enthält Giftstoffe, auch der künstliche: Die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 hat im Jahr 2019 stichprobenartig künstliche Weihnachtsbäume von deutschen und österreichischen Händlern untersucht. In der Hälfte der Bäume wurden „besonders besorgniserregende Stoffe“ nachgewiesen. Diese Giftstoffe sind potentiell gefährlich und können krebserregend, fortpflanzungsgefährdend oder hormonell wirksam sein. Die Stoffe können durch Ausdünsten oder Abrieb aus dem Material entweichen. In Innenräumen binden sie sich an Hausstaub und können so eingeatmet werden.
Wir haben bei Experten nachgefragt, wie sie den Plastikbaum in Sachen Nachhaltigkeit bewerten. Sowohl Robin Wood, der NABU als auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) raten von Plastikbäumen ab.
„Hände weg von Plastikbäumen. Diese werden aus fossilen Rohstoffen (Erdöl) gewonnen. Zusätzlich enthalten sie bedenkliche Chemikalien wie Weichmacher, die aus den Bäumen ausdünsten können und auch für den Recycling-Prozess ein Problem sind“, so das Fazit von Corinna Hölzel vom BUND.
Das Fazit von Silvia Teich vom NABU lautet: „Der Plastikbaum ist in der Umweltbilanz nur dann besser als ein Naturbaum, wenn man ihn mindestens 17 Jahre nutzt. So lange halten viele Plastiktannen aber gar nicht durch. Wir raten daher zum Naturbaum.“
Echter vs. künstlicher Weihnachtsbaum: Die Ökobilanz
Auch die Wissenschaft hat sich mit der Frage beschäftigt, welcher Baum die bessere Umweltbilanz hat:
Laut der Untersuchung „Real vs Fake: The sustainable Christmas tree debate“ der University of Sheffield zeigen echte Weihnachtsbäume — sofern sie fachgerecht entsorgt oder kompostiert werden — meist eine bessere Umweltbilanz als Plastik‑Bäume. Kunststoffbäume lohnen sich laut den Wissenschaftler:innen ökologisch nur, wenn sie sehr viele Jahre hintereinander genutzt werden – und zwar mehr als fünf.
Auch die Lebenszyklusanalyse der American Christmas Tree Association (durchgeführt von WAP Sustainability Consulting) zeigt: Ein echter Weihnachtsbaum ist pro Jahr zunächst umweltfreundlicher als ein künstlicher. Wird ein künstlicher Baum jedoch mehrere Jahre genutzt – mindestens etwa fünf Jahre –, kann er ökologisch die bessere Wahl sein. Ausschlaggebend dafür sind vor allem die tatsächliche Nutzungsdauer des Plastikbaums und die Art der Entsorgung des echten Baums.
Untersucht wurde bei der Studie ein rund zwei Meter hoher Kunstbaum aus PVC und Metall, hergestellt in China und am Ende seines Lebens deponiert. Ihm gegenübergestellt wurde ein echter Tannenbaum aus den USA, jeweils. In der Ein-Jahres-Betrachtung verursacht der echte Baum geringere Umweltbelastungen, unter anderem beim Treibhauspotenzial. Die Analyse berechnet jedoch einen ökologischen „Break-even-Punkt“ nach etwa 4,7 Jahren: Wird der künstliche Baum mindestens fünf Jahre lang wiederverwendet, fällt seine Gesamtumweltbilanz besser aus als die fortlaufende Nutzung echter Bäume.
Laut einer bei Statista publizierten Statistik verursacht ein ungefähr 2 Meter hoher künstlicher Weihnachtsbaum etwa 40 kg CO₂-Äquivalente — deutlich mehr als ein gleich großer echter Baum.
Ein echter Baum derselben Größe verursacht demnach je nach Entsorgung im Vergleich:
- Wenn er auf einer Mülldeponie landet und dort verrottet: ca. 16 kg CO₂-Äquivalente.
- Wird er verbrannt: weniger als 4 kg CO₂-Äquivalente.
Das heißt: Bei einmaligem Gebrauch liegt der echte Baum klar im Vorteil. Damit ein künstlicher Baum klimatisch “aufholt”, müsste er über viele Jahre genutzt werden – andernfalls bleibt der echte Baum die umweltfreundlichere Wahl.
Fazit: Nachhaltigkeit beim Weihnachtsfest ist mehr als nur die Wahl des Baums
Die Frage, ob ein echter oder künstlicher Weihnachtsbaum umweltfreundlicher ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Zu viele Faktoren wie Herkunft, Transport, Nutzungsdauer und Entsorgung spielen eine Rolle. Klar ist: Plastikbäume sind erst ökologisch sinnvoll, wenn sie über viele Jahre hinweg genutzt werden. Und sie können nie den authentischen Duft und Zauber eines echten Baumes ersetzen – der meist individuell ist und mit Liebe ausgewählt wird.
Utopia rät:
- Wichtiger als die Wahl des Baumes sind die Geschenke und das Weihnachtsessen – denn hier entsteht der größte ökologische Fußabdruck. Auch die Reisen in der Weihnachtszeit – sei es zum Familienbesuch oder in den Urlaub – hinterlassen oft einen weitaus größeren CO2-Ausstoß, als viele denken.
- Wer nicht auf einen Baum verzichten möchte, sollte am besten zu regional gewachsenen Bio- oder FSC-zertifizierten Bäumen greifen oder auf Mietbäume setzen.
- Eine schöne Alternative zum traditionellen Baum: Ein Weihnachtsstrauß mit Tannenzweigen oder ein kreativer selbstgebauter „Baum“ aus Naturmaterialien.
- Künstliche Bäume aus europäischer Produktion, etwa von Fairytrees, verbessern die Klimabilanz deutlich. Wer etwas anderes als grüne Nadeln bevorzugt, findet mit Weihnachtsbäumen aus Holz oder Pappe nachhaltige und kreative Alternativen.
Wenn du dir einen künstlichen Weihnachtsbaum zulegen möchtest: Immer mehr Hersteller produzieren inzwischen in Europa (z.B. Fairytrees) – mit solch einem Baum lässt sich die Klimabilanz leichter und schneller verbessern. Die Bäume von Fairytrees bekommst du beispielsweise bei Otto oder Amazon. Und wenn dein Baum nicht unbedingt grün und „echt“ aussehen muss, kommt vielleicht eine der folgenden Alternativen aus Pappe und Holz für dich in Frage.
Weihnachtsbaum-Alternative aus Holz von Habitree
Der Habitree besteht aus FSC-zertifiziertem Kebonyholz. Dabei handelt es sich um ein modifiziertes Kiefernholz. Es wird laut Hersteller mit einer biobasierten Flüssigkeit (landwirtschaftliches Nebenprodukt) imprägniert und soll somit besonders langlebig und stabil sein.

Die Baumalternativen von Habitree werden in drei Größen zwischen 95-180 cm sowie in dunklerer oder hellerer Ausführung angeboten. Sie wurden vom dänischen Designer Jonas Stvring entworfen und werden auch in Dänemark hergestellt. Die Bäume werden „zusammengeklappt“ geliefert und können nach der Nutzung wieder flach verstaut werden.
- Größen: 95-180 cm
- Material: Kebonyholz (FSC-zertifiziert)
- Produktion: Dänemark
Kaufen: ab ca. 280 Euro bei Avocadostore
Weihnachtsbaum-Alternativen aus Pappe
Wesentlich günstiger sind dagegen Weihnachtsbäume aus Pappe. Sie sind sicherlich nicht ganz so langlebig wie eine Baumalternative aus Holz. Dafür können sie an ihrem Lebensende ganz einfach im Altpapier entsorgt und wieder recycelt werden.
Mit dem „Zero Waste Weihnachtsbaum“ hat Pappmöbelhersteller Room In A Box ein Wellpappemodell im Sortiment. Dieser Weihnachtsbaum besteht zu mehr als 50% aus Recycling-Papier, der Rest an Frischfasern stammt laut Hersteller aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Hergestellt wird er in zwei verschiedenen Größen in Deutschland.

Aufgebaut wird das Ganze über ein Stecksystem. Dann soll sich der Pappbaum wie ein herkömmlicher Weihnachtsbaum mit Kugeln, Lichterketten und weiterem schmücken lassen. Im Unterschied zum echten Baum kann man ihn natürlich auch leicht bemalen.
- Größen: 100-177 cm
- Material: über 50% Recycling-Papier, restliches Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft
- Produktion: Deutschland
Kaufen: ab ca. 36 Euro bei Avocadostore
Neben bekannteren Anbietern wie Room In A Box gibt es auch bei Etsy einige Weihnachtsbaum-Alternativen aus Pappe. Schöne Pappweihnachtsbäume bietet zum Beispiel der Etsy-Shop Cardboardchristmas aus Estland. Die meisten Baumalternativen bestehen dort aus 100% Recyclingkarton. Einige große Modelle nutzen stattdessen FSC-zertifizierten Wabenkarton.

Der Zusammenbau erfolgt auch hier durch zusammenstecken ohne Werkzeuge. Cardboardchristmas bietet mit Größen von 30 Zentimetern bis 2 Metern besonders viele Varianten an.
- Größen: 30-200 cm
- Material: Recycling-Papier oder FSC-zertifizierter Wabenkarton
- Produktion: Estland
Kaufen: ab ca. 20 Euro bei Etsy
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