Pilzesammeln ist eine beliebte Herbstbeschäftigung, doch vor allem Einsteiger:innen können dabei einige Fehler unterlaufen. In diesem Artikel bekommst du Tipps zum Sammeln von Pilzen und erfährst, welche häufigen Missgriffe du vermeiden solltest.
Die Vorteile daran, selbst Pilze zu sammeln, liegen auf der Hand: Neben den Waldspaziergängen an der frischen Herbstluft ist das Sammeln vor allem eine prima Möglichkeit, deine Nahrung durch schmackhafte und lokale Pilze zu bereichern.
Vor allem aber für Anfänger:innen kann es etwas einschüchternd sein, essbare Pilze zu sammeln, denn gerade zu Beginn ist es schwierig, die essbaren von den giftigen Pilzen zu unterscheiden. Auch auf die richtige Ausstattung und Ernteweise kommt es an, damit du weder deiner Ernte noch der Natur schadest. Denn Pilze spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, weswegen du beim Sammeln mit Bedacht vorgehen solltest.
Die folgenden Absätze geben dir deshalb einen praktischen Überblick, wie du fünf häufige Fehler beim Pilze sammeln vermeiden kannst:
- Ohne Erfahrung oder Vorwissen über Pilzarten sammeln gehen
- Den falschen Zeitpunkt, das falsche Gebiet oder das falsche Wetter zum Sammeln wählen
- Nicht die richtige Ausstattung mitnehmen
- Speisepilze umweltschädlich ernten, falsch transportieren oder lagern
- Nach der Ernte: Waldpilze falsch zubereiten (Unverträglichkeit und Vergiftungsgefahr)
1. Ohne Erfahrung oder Vorwissen über Pilzarten sammeln gehen
Allein schon wegen der Gefahr einer Pilzvergiftung solltest du nicht Pilze sammeln gehen, ohne dich vorher gut über essbare Pilzarten (und ihre eventuellen giftigen Doppelgänger) in deiner Umgebung zu informieren.
Das kannst du je nach Budget und Ressourcen auf viele Arten tun: unter anderem anhand eines Pilzbestimmungsbuches, mithilfe von Websites wie der des NABU oder durch den Besuch eines Sammelkurses. Solche Kurse bieten zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V. oder manche Volkshochschulen an. Auch ist es ratsam, bei deinen ersten Sammelgängen eine erfahrene Begleitung mitzunehmen, die dir Tipps direkt vor Ort gibt.
Grundsätzlich gilt:
- Fang klein an und fokussiere dich auf ein, zwei lokale Pilzsarten. Starte am besten mit den sogenannten Röhrlingen, da es unter den in Deutschland heimischen Röhrlingspilzen keine tödlich giftigen gibt. Außerdem haben die meisten Röhrlinge laut NABU eindeutige Merkmale, sodass du sie kaum mit anderen Pilzarten verwechseln kannst. Sie sind somit sehr anfängertauglich – und schmackhaft!
- Sammle ausschließlich Pilze, die du selbstbewusst zuordnen kannst. Es ist immer gut, auf Nummer sicher zu sehen und Pilze, bei denen du zögerst, lieber stehenzulassen. Mach dann vielleicht ein Foto von ihnen, das du Pilzsachverständigen mit der Bitte um Identifizierung vorlegen kannst.
- Überprüfe noch einmal, ob du wirklich Speisepilze geerntet hast, bevor du deine Pilzernte zu Hause zubereitest. Manchmal sehen Pilze in der gut beleuchteten Küche anders aus als im Wald. Tipps zur richtigen Zubereitung von Wildpilzen findest du am Ende dieses Artikels.
- Informiere dich über Pilzarten in deiner Umgebung, die unter Umweltschutz stehen und die du somit nicht ernten darfst.
2. Den falschen Zeitpunkt, das falsche Gebiet oder das falsche Wetter wählen
Wenn du erfolgreich Speisepilze sammeln möchtest, sind der richtige Standort, der richtige Zeitpunkt und das richtige Wetter entscheidend. Hier findest du eine kleine Checkliste, die dir dabei helfen kann, einen guten Tag für deinen Erntespaziergang zu wählen:
- Die richtige Jahreszeit: Als Hauptsaison für Pilze gilt die Zeitspanne zwischen Spätsommer und Frühherbst, also Ende August bis Ende September. In dieser Zeit findest du die meisten unterschiedlichen Pilzarten auf einmal. Tatsächlich kannst du aber Pilze das ganze Jahr über ernten, es kommt ganz auf die Pilzart an. Deswegen lohnt es sich, spezifisch die Saison deiner Lieblingspilze zu recherchieren.
- Der Standort: Auch hier kommt es auf die Pilzart an, denn jede Art bevorzugt etwas andere Standorte. Im Allgemeinen aber lieben Pilze feuchte und warme Orte, zum Beispiel moosige Waldböden oder Baumstämme. Achtung: In Naturschutzgebieten ist das Sammeln von Pilzen nicht erlaubt.
- Das perfekte Wetter: Optimal Pilze sammeln kannst du nach ein paar Tagen Feuchtigkeit, auf die ein oder mehre sonniger Tage folgen. Denn unter diesen Bedingungen – erst Nässe, dann Wärme – wachsen Pilze am besten. Tipp: Gehe am besten im Tageslicht ernten, da die Pilzbestimmung im Dämmerlicht oder in der Dunkelheit sehr schwerfallen kann.
3. Nicht die richtige Ausstattung mitnehmen
Mit dem falschen Equipment kann die Pilzernte nicht nur zu einer frustrierenden Angelegenheit werden, du kannst eventuell auch dem Pilzbiotop selber schaden (wie du dies bei der Ernte verhindern kannst, erfährst du im nächsten Absatz). Dabei brauchst du gar nicht viel, um gut für die Ernte ausgerüstet zu sein. Hier findest du eine kleine Packliste für deinen Sammelgang:
- Wasserfeste Schuhe und Handschuhe. Da Pilze tendenziell feuchte Umgebung lieben, lohnt es sich, dich dementsprechend geschützt einzukleiden. Vor allem Handschuhe sind hilfreich, da deine Finger bei der Pilzernte im Wald schnell auskühlen können.
- Ein scharfes Messer, mit dem du die Pilze sauber abschneiden kannst. Optimal ist ein zum Beispiel ein kleines Schneidemesser, mit dem du gut den Stiel der Pilze erreichst.
- Einen Korb oder ein ähnlich offenes, luftdurchlässiges Gefäß, in dem du deine Pilzernte transportieren kannst. Eine Pappschachtel ist auch eine gute Option. Dies hat vor allem folgenden Grund: In luftdichten Behältnissen, zum Beispiel in Plastiktüten, verderben Pilze schneller. Deshalb solltest du übrigens auch im Supermarkt gekaufte Zuchtpilze zu Hause zügig aus der Plastikverpackung nehmen, sofern eine vorhanden ist.
4. Speisepilze umweltschädlich oder falsch ernten, transportieren oder lagern
Hast du einen Pilz zuverlässig als essbar identifiziert, kommt es nun auf die richtige Ernte an – sowohl für deinen eigenen Genuss als auch für die Natur. Dazu befolgst du am besten folgende Tipps:
- Pilze richtig abschneiden: Grundsätzlich solltest du Pilze nicht herausreißen, sondern sie so nah am Boden wie möglich mit deinem scharfen Messer abschneiden. Das hat vor allem einen Grund: So schützt du laut NABU das unterirdische Myzel des Pilzes, sozusagen sein eigentliches „Hauptorgan“, vor Zerstörung. Denn das, was wir oberirdisch vom Pilz sehen – der Fruchtkörper – ist nur ein kleiner Teil des gesamten Pilzorganismus.
- Deswegen gilt auch: Vermeide es, den Boden um den Pilz herum zu beschädigen, zum Beispiel durch Graben in der Erde, um den unterirdischen Pilzorganismus nicht zu sehr zu stören.
- Sammle nicht mehr als deinen Eigenbedarf! Ein guter Richtwert ist dabei: Nur so viele Pilze, wie pro Person für ein bis zwei Mahlzeiten ausreichen – oder nicht mehr als insgesamt zwei Kilo.
- Transportiere deine Pilze, wie im dritten Absatz beschrieben, in einem luftdurchlässigen Gefäß. Wenn du Quetschungen vermeiden möchtest, staple nicht zu viele Schichten Pilze übereinander.
- Wieder zu Hause: Lagere deine Pilze im Kühlschrank.
Ist das Sammeln von Pilzen schädlich für die Umwelt? Laut der Expertin Dr. Rita Lüder stellt das Pilzesammeln für den privaten Verzehr – bei Einhaltung der oben genannten Vorsichtsmaßnahmen – keinen großen Eingriff in das Ökosystem Pilz dar, denn die Auswirkungen auf das Myzel sind nicht groß. Allerdings solltest du besonders auf einen achtsamen Umgang mit dem Waldboden achten, da der Humus eine große Rolle für ein gesundes Ökosystem spielt.
5. Nach der Ernte: Wildpilze falsch zubereiten (Unverträglichkeit und Vergiftungsgefahr)
Nachdem du deine Pilze geerntet und noch einmal kontrolliert hast, kommt es nun auf die richtige Zubereitung an. Denn: Speisepilze aus dem Wald sind roh unverträglich und können ungekocht Magenbeschwerden auslösen.
- Am besten verarbeitest du deine Pilze noch am Tag der Ernte, da sie so den meisten Geschmack haben. Alternativ kannst du sie auch bis zu drei Tage im Kühlschrank lagern.
- Putze deine Pilze sorgfältig mit einem Stoff– oder Papiertuch.
- Wichtig: Erhitze Wildpilze immer mindestens 15 bis 20 Minuten in einer Pfanne oder einem Topf, ehe du sie zu einem leckeren Pilzrezept weiterverarbeitest – zum Beispiel zu Pilzrisotto, zu Pilz-Stroganoff oder einem herzhaften Pilzgulasch.
Was tun bei Verdacht auf Pilzvergiftung?
Laut Nabu besteht Verdacht auf eine Pilzvergiftung, wenn nach dem Essen „Symptome wie etwa Schweißausbrüche, Durchfall und Benommenheit“ auftreten. In diesem Fall solltest du umgehend eine Klinik aufsuchen und eine Giftnotrufzentrale kontaktieren. Wenn sich die Symptome erst nach acht oder mehr Stunden bemerkbar machen, besteht akute Lebensgefahr und du musst dich umgehend in notärztliche Behandlung begeben.
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