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Augsburger Öko-Label könnte 60.000 Atemmasken liefern – darf aber nicht

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Foto: CC0 Public Domain / Pixabay und Screenshot Sina Trinkwalder

Das Modelabel Manomama stellt normalerweise faire Kleidung her – seit einigen Wochen produziert es jedoch vor allem Atemmasken. Der Bedarf an den Masken ist wegen der Corona-Krise hoch, allerdings gestaltet sich die Auslieferung schwierig.

Kleidungsläden haben wegen der Ausgangsbeschränkungen aktuell deutschlandweit geschlossen. Für das Modelabel Manomama gibt es trotzdem genug zu tun: Seit mehreren Wochen näht das Team Mundschutz-Masken, die Manomama laut ntv an „systemrelevante Einrichtungen“ liefert. Rund  10.000 Masken stellt das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits her.

Allerdings könnten es mehr sein – zwischen 50.000 und 60.000 Masken wären möglich, sagt Gründerin Sina Trinkwalder im Interview mit ntv. Aber behördliche Auflagen und Abmahn-Anwälte würden sie und andere Textilbetriebe sowie Näher*innen davon abhalten, mehr Schutzmasken zu verteilen.

Keine Masken für private Pflegedienste oder Hospize

Manomama dürfe die Masken nur im Auftrag von Behörden abgeben – zurzeit etwa habe die Stadt Augsburg einen solchen Auftrag erteilt. Auch an Edeka kann Manomama liefern. Anfragen von privaten Pflegediensten oder Kinderhospizen müsse das Unternehmen hingegen ablehnen.

Der Grund: Die Masken sind noch nicht als Medizinprodukte zertifiziert. Sie dürfen daher auch nicht „Mundschutz“ oder „Schutzmasken“ heißen, sonst drohen Abmahnungen und im schlimmsten Fall Bußgelder. Das gilt auch, wenn die Masken nur verschenkt werden.

Es fehlt an Schutzkleidung

Natürlich könnte Manomama die selbstgenähten Masken als Medizinprodukt zertifizieren lassen, sagt Trinkwalder. Aber das dauere – erst im Juli oder August könne das Unternehmen diese liefern. Die Masken werden aber jetzt dringend gebraucht, immer wieder hört man von Engpässen in medizinischen Einrichtungen. „Wir bekommen täglich Hunderte E-Mails von flehenden Pflegeleitern, Ärzten und anderen, die teils überhaupt keine Schutzkleidung mehr haben.“

„Ich habe versucht, auch öffentlich auf die Situation, in der die vielen privaten Näher*innen sind, aufmerksam zu machen, es interessiert nur nicht“, schrieb Trinkwalder außerdem auf Facebook. Auch bei Behörden und auf politischer Ebene sei sie bislang erfolglos gewesen.  

Wie sinnvoll ist ein Mundschutz?

Mundschutz selber nähen: Es bedeutet keinen Schutz vor dem Coronavirus.
Selbst genähter Stoff-Mundschutz (Foto: Maria Hohenthal/Utopia)

Aber was bringt ein Mundschutz überhaupt – das wird schon seit einiger Zeit diskutiert. Lange hieß es, die Masken könnten das Ansteckungsrisiko nicht reduzieren. Inzwischen weisen Virologen, das Robert-Koch-Institut und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) darauf hin, dass Masken zwar nicht den Träger selbst, aber andere Menschen schützen können. Im medizinischen Bereich sind Schutzmasken unverzichtbar.

Damit eine Stoffmaske in medizinischen Einrichtungen einsetzbar ist, muss sie strengere Kriterien erfüllen. Daher ist eine Zertifizierung notwendig und sinnvoll, sonst könnten in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie massenweise ineffiziente Schutzmasken auf den Markt kommen. Zugleich sind die Zertifizierungsprozesse aktuell ein Problem: Sie erschweren die Versorgung der Einrichtungen mit dringend benötigter Schutzkleidung. In manchen Stationen gibt es für das Pflegepersonal nur noch eine Schutzmaske pro Schicht. Angesichts der Engpässe sollten Politik und Behörden ihre Zertifizierungen beschleunigen.

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