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Medien warnen: „Avocados sind nicht vegan“

Avocado vegan
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay.com

Wer sich vegan ernährt, greift gerne zu Avocados. Denn das gesunde Superfood ist ein leckerer Ersatz für tierische Lebensmittel. Dabei ist die Avocado streng genommen gar nicht vegan – behauptet zumindest der britische Fernsehsender BBC.

„Welche dieser Lebensmittel kann man als strikter Veganer essen?“, fragt Moderatorin Sandi Toksvig ihre Kandidaten in der aktuellen Folge der BBC-Quizsendung „QI“.  Auf einer Leinwand sieht man Mandeln, Avocados, Kiwis, einen Kürbis und eine Melone. Die überraschende Antwort: „Keines.“

Zwar bestehen die Lebensmittel nicht aus tierischen Produkten, für ihren Anbau werden aber Tiere ausgebeutet, so die Begründung der Moderatorin. Genau wie bei der Honigproduktion werden für den Avocado-Anbau Bienen auf unnatürliche Weise eingesetzt. „Die Früchte sind abhängig von den Bienen, die mit dem Lastwagen über weite Strecken quer durchs Land gefahren werden,“ sagt Toksvig in der Sendung.

Für den Avocadoanbau werden Tiere ausgebeutet

Die Methode bezeichne man als „Migratory Beekeeping“ (dt.: Wanderimkerei), bei der die Bienen zur Bestäubung auf den Feldern ausschwärmen, anschließend wieder in Kisten verstaut und zum nächsten Anbaugebiet transportiert werden. Das gleiche gelte auch für Gurken, Brokkoli, Kirschen und Salat.

Tatsächlich argumentieren Tierschützer bei Honig genau wie die BBC-Sendung: Laut der Tierschutzorganisation Peta werden Bienen für die Honigindustrie „Opfer von unnatürlichen Lebensbedingungen, genetischer Manipulation und stressvollen Transporten.“

Der Unterschied ist allerdings: Honig wird direkt von den Bienen produziert. Bei der Avocadozucht (und dem Anbau vieler anderer Obst- und Gemüsesorten) sind die Bienen nur für die Bestäubung der Pflanzen verantwortlich. Lies dazu auch: 11 Dinge, die es nicht mehr gibt, wenn die Bienen verschwinden.

Die Bestäubung ist eigentlich ein natürlicher Vorgang. Auf großen Feldern und Plantagen allerdings sind nicht genügend Bienen vorhanden, die eine ganze Plantage befruchten können. Die Bienen werden deshalb künstlich auf den Feldern eingesetzt.

Sind Avocados, Mandeln & Co. also vegan?

Medien wie Bild.de, bento oder Focus online greifen die Geschichte gerade auf und warnen Veganer vor den angeblich nicht veganen Obst- und Gemüsesorten. Doch was ist dran an der Behauptung?

Ob Avocados und andere Obst- und Gemüsesorten vegan sind, hängt letztlich davon ab, wie man Veganismus definiert. Die Organisation The Vegan Society etwa widerspricht der Interpretation der Sendung „QI“. „Veganer vermeiden es, Tiere zu benutzen soweit es geht“, sagt Sprecherin Dominika Piasecka dem Online-Magazin „Plant Based News“.

Man sei sich darüber im Klaren, dass in der Landwirtschaft Tieren häufig indirekt Schaden zugefügt werde. Momentan sei es aber leider noch nicht möglich, das zu vermeiden, so die Sprecherin. „Veganer tragen einen großen Teil dazu bei, das Leiden von Tieren zu reduzieren. Wir begrüßen alle Änderungen an landwirtschaftlichen Praktiken, die das unterstützen.“

Avocados: Nicht nur für Tiere problematisch

Abgesehen davon ist die Avocado auch aus anderen Gründen ein nicht unproblematisches Lebensmittel. So wird die Frucht in Deutschland vor allem aus Peru, Chile, Mexiko und Südafrika importiert. Sie legt einen entsprechend langen Transportweg in Kühlcontainern zurück, was gleich doppelt Emissionen verursacht und sich negativ auf die Ökobilanz der Frucht auswirkt.

Speziell in Mexiko beklagen Umweltorganisationen außerdem, dass illegal Wälder gerodet werden, um Platz für Avocadofelder zu machen.

Und Avocados brauchen enorme Mengen Wasser: Ein Avocadobaum benötigt pro Tag rund 50 Liter Wasser, das in den eher heißen, trockenen Anbaugebieten ohnehin schon knapp ist. Schätzungen gehen von fast 1.000 Liter Wasser aus, die für ein Kilo Avocado verbraucht werden – das sind oft nur drei Stück.

Ob die Avocado nun also vegan ist oder nicht ist Definitionssache. Fakt ist: Die Frucht ist nicht gerade nachhaltig. Wer trotzdem nicht auf Avocados verzichten möchte, sollte sich für Früchte aus Bio-Anbau entscheiden und zudem zu Avocados aus Spanien oder Israel greifen, weil hier die Transportwege kürzer sind.

Mehr zu Avocados liest du in unserem Artikel: Avocado: wichtige Fakten zum problematischen Superfood.

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