Black Friday, Black Week, Black November – der Handel erzielt Milliardenumsätze und viele Konsument:innen freuen sich auf vermeintliche Schnäppchen. Doch es gibt gute Gründe, sich nicht von den Rabattaktionen locken zu lassen.
1. Schein-Schnäppchen
„Das beste Angebot des Jahres“, „Top-Deal“, „70 Prozent Rabatt“ – am Black Friday locken die Händler mit Preisnachlässen, Schnäppchen und Rabatten. Allerdings ist nicht jedes Sonderangebot auch wirklich günstiger.
Eine Analyse der ZDF-Sendung WISO hat 3.068 Produkte beobachtet und deren Preise dokumentiert. Der Beobachtungszeitraum: Zwei Monate vor dem Black Friday 2017 und vier Monate danach. Das Ergebnis: Bei den meisten Produkten blieb der Preis gleich. „Ein Tag, der günstige Preise verspricht, sie aber nicht bietet“, lautete das Fazit der Sendung.
Trotzdem hat man den Eindruck, am Black Friday Geld zu sparen. Das liegt an einem Trick der Händler: Sie versprechen beispielsweise 50 Prozent Rabatt auf den „Originalpreis“ – und nennen dabei die „unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers“ (UVP). Die UVP ist allerdings sehr hoch angesetzt, kaum ein Händler kassiert diese Preise wirklich. Indem die Händler einen übertrieben hohen Preis angeben, wirkt der Black-Friday-Rabatt deutlich größer, als er eigentlich ist.
Tipp: Um echte Schnäppchen zu machen, empfiehlt es sich, ein Produkt über einen längeren Zeitraum auf einer Preisvergleichs-Plattform zu beobachten, anstatt am Black Friday inmitten einer Vielzahl von Scheinangeboten danach zu suchen.
2. Dinge, die wir nicht brauchen
Der Black Friday hat ein Ziel: den Konsum anzukurbeln und die Lagerhallen der Händler zu leeren. An dem Shopping-Tag kaufen Millionen von Menschen weltweit Dinge, die sie oftmals gar nicht brauchen – nur weil sie gerade so „günstig“ sind. Hinter dem Black Friday steckt vor allem eine profitable Marketing-Strategie: „Wir haben gesättigte Märkte in Deutschland. Da braucht man solche Anlässe, damit die Leute mehr kaufen“, so der Marketing-Experte Martin Fassnacht gegenüber n-tv.
Brauchen ist relativ – was braucht man schon wirklich? Black-Friday-Angebote allerdings sind häufig auch darum nicht zu gebrauchen, weil die Qualität nicht stimmt: „Oft gibt es die hohen Nachlässe nur für die Ladenhüter. Top-Produkte sind in der Regel nicht viel günstiger als während des restlichen Jahres“, sagte Rechtsexpertin Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern.
Aber gäbe es ausschließlich Ramsch, würden Tage wie der Black Friday ihre Anziehungskraft verlieren. Konsumforscher Christian Germelmann sieht dahinter eine Stratgie: „Die wenigen richtigen Schnäppchen ziehen die Aufmerksamkeit der Kunden auf sich. Außerdem legitimieren sie die Verkaufstage“, erklärte er Stiftung Warentest
3. Die Rabatt-Falle
Viele Konument:innen wollen den Black Friday nutzen, um sich etwas (vermemeintlich) „vergünstigt“ zu kaufen, was sie ohnehin schon länger haben wollten. Tatsächlich ist es aber gar nicht so leicht, bei den Rabattversprechen nicht schwach zu werden und doch viel mehr zu kaufen.
„Neurowissenschaftler konnten in Versuchen nachweisen, dass bereits der Anblick von Prozentzeichen auf einem Preisschild das Belohnungssystem im Hirn aktiviert. Wer also während des Black Fridays einkaufen geht – egal ob online oder in Geschäften – wird wahrscheinlich auch noch etwas Ungeplantes dazu kaufen„, erklärt Brigitte Gritsch von Weltladen.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: „Solche Rabatttage sind ein zweischneidiges Schwert. Sie sorgen für mehr Verkäufe. Aber solche Aktionen stärken auch den Trend zur Discount-Gesellschaft. Rabatte sind eine starke Droge. Es wird dadurch immer schwieriger, Produkte noch zu normalen Preisen zu verkaufen“, sagte Martin Fassnacht n-tv.
4. Konsum hat Folgen
So sehr wir uns über neue Dinge freuen, so selten denken wir daran, dass unser Konsum Auswirkungen auf die Umwelt, das Klima und andere Menschen hat. Bevor etwa ein Smartphone hergestellt werden kann, müssen Rohstoffe wie Metalle abgebaut werden. Dies geschieht oft unter erschreckenden Arbeitsbedingungen für die Arbeiter und mit verheerenden Folgen für die Umwelt. Das Smartphone wird in der Regel ebenfalls unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen zusammengebaut. Die Produktion ist energieintensiv und verursacht daher eine hohe Menge an klimaschädlichem CO2.
Auch der lange Transportweg, der fürs Erste bei uns zu Hause endet, ist klimaschädlich – genauso wie die mögliche Retour. Im schlimmsten Fall wird das Smartphone nach nur ein oder zwei Jahren nutzlos und wird zu Elektroschrott, was ein neues Problem darstellt. Insgesamt macht dies den Black Friday zu einem schwarzen Tag für unseren Planeten
5. Kurzlebige Glücksgefühle
Auch wenn ein (vermeintliches) Black-Friday-Schnäppchen erst einmal ein Hochgefühl bescheren kann – Shopping und Konsum machen nicht glücklich. Einer Greenpeace-Studie zufolge löst Einkaufen nach der anfänglichen Euphorie sogar eher negative Emotionen aus. Nach dem Einkauf folgen oftmals Schuldgefühle oder eine innere Leere, die viele mit neuem Konsum bekämpfen.
Also, bevor du dich in die Flut der Angebote stürzt, überlege gut: Brauche ich das wirklich?
Aus dem Black Friday ist längst eine Black Week geworden, und manche Anbieter feiern sogar einen ganzen Black November. Während der Schnäppchenwochen besonders gefragt sind Elektronikprodukte. Deshalb schauen wir jetzt genauer hin: Was ist so problematisch an Smartphones, Notebooks und Co.? Und wie geht es besser? Im Utopia Themen-Spezial „Grüne Elektronik“ beleuchten wir nachhaltigere Hersteller, widmen uns ausführlich dem Gebrauchtkauf und zeigen weitere nachhaltige Lösungsansätze.
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- Alternativen zum Black Friday
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