Pflegekräfte wurden vor allem zu Beginn der Corona-Pandemie als Held*innen gefeiert. Eine Pflegekraft aus Berlin ärgerte sich über die rein symbolische Solidarität – und ging mit einem wütenden Facebook-Post viral. Jetzt hat sie ein Buch veröffentlicht.
In der Corona-Krise wurde deutlich, wie wichtig die Arbeit von Pflegekräften und anderem medizinischen Personal für die Gesellschaft ist. Während die Mehrheit der Bevölkerung zu Hause blieb, kümmerten sie sich um Kranke und Corona-Patient*innen – und brachten sich dabei selbst in Gefahr.
Vor allem zu Beginn der Pandemie war die Dankbarkeit für Pflegekäfte und Co. deswegen hoch. In zahlreichen Städten verabredeten sich Menschen an ihren Fenstern und Balkonen, um für sie zu klatschen. Auch im Bundestag wurde für medizinisches Personal geklatscht.
Das genügt aber nicht, sagte Nina Magdalena Böhmer, eine Pflegerin aus Berlin. „Euer Klatschen könnt ihr euch sonstwohin stecken ehrlich gesagt“, schrieb sie bereits Ende März in einem Facebook-Post.
„Wir sollen jetzt die Helden sein und werden so behandelt?“
In dem Post zählte sie die Gründe für ihre Wut auf – etwa fehlende Schutzkleidung und ausgesetzte Personaluntergrenzen während der Corona-Pandemie. „In einem Beruf der jahrelang unterbezahlt ist…wo alle am Limit arbeiten…wir sollen jetzt die Helden sein und werden so behandelt?“
Der Facebook-Post von Böhmer ging viral – er wurde tausendfach geliked und geteilt. Statt symbolischer Solidarität wünscht sich die Pflegerin Unterstützung beim Kampf für bessere Arbeitsbedingungen. „Wenn uns Menschen helfen wollen, sollten sie nicht klatschen und singen, sondern lieber Onlinepetitionen unterschreiben und Parteien wählen, die sich für uns einsetzen“, sagte Böhmer im Interview mit Spiegel online.
Buch über Missstände im Gesundheitswesen
Diesen Wunsch wiederholt Böhmer nun erneut: Sie hat ein Buch verfasst, in dem sie die Missstände im Gesundheitssystem anprangert. Sie schreibt darin über ihren stressigen Arbeitsalltag, Sexismus auf Station und ein Gesundheitssystem, das auf Profit ausgerichtet ist. Der Fokus liegt dabei auf der Zeit der Corona-Krise, Böhmer hatte im April angefangen, das Buch zu schreiben. Der Titel lautet „Euren Applaus könnt ihr euch sonst wohin stecken.“ – passend zu dem Facebook-Post, der sie berühmt gemacht hat. Das Buch findest** du online u.a. bei buch7.de, buecher.de oder Thalia.
Utopia meint: In einer Krise wie der Corona-Pandemie steigt der Druck auf das Gesundheitswesen: Plötzlich gibt es deutlich mehr Patient*innen, während die Zahl der Ärzt*innen und Pflegekräfte gleichbleibt. Fatal wird es, wenn das medizinische Personal ohnehin schon am Rande der Belastungsgrenze arbeitete. Schon lange klagen vor allem Pflegekräfte über Personalmangel, extremen Stress und schlechte Bezahlung. Für die Arbeit, die sie täglich leisten, verdienen sie mehr Wertschätzung – auch nach der Corona-Krise.
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