Wegen des Coronavirus bleiben in Deutschland die Schulen geschlossen – außerdem Kinos, Schwimmbäder, Theater und andere Freizeiteinrichtungen. Das ist jedoch nicht genug, sagen Forscher in Italien. Deutschland und andere Länder seien dabei, die Fehler Italiens zu wiederholen.
Mehr als 6.900 Menschen sind in Deutschland aktuell mit dem Coronavirus infiziert (Stand 17.3.) – in den nächsten Tagen werden es aller Wahrscheinlichkeit nach noch mehr werden. Die Bundesregierung hat mehrere Maßnahmen beschlossen, um die Infektionsrate zumindest zu verlangsamen. Viele Einrichtungen bleiben geschlossen, Bürger*innen sollen so weit wie möglich zu Hause bleiben.
Doch noch immer treffen sich Menschen in Restaurants oder besuchen sich gegenseitig. Der italienische Virologe Roberto Burioni warnte davor, das Coronavirus nicht ernst zu nehmen: „Unterschätzen Sie nicht die Gefahr. Italien hat das eine Woche lang getan“, sagte Burioni der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Coronavirus: „Deutschland braucht eine Vollbremsung“
Einige hätten Covid-19 zu lange mit der normalen Grippe auf eine Stufe gestellt. Europäische Länder sollten vermeiden, Italiens Fehler zu wiederholen.
Stephan Ortner, Direktor des Forschungsinstituts Eurac Research in Bozen in Südtirol forderte für Deutschland härtere Maßnahmen als bisher: „Deutschland braucht eine Vollbremsung, einen Lockdown, mindestens so, wie ihn Italien jetzt hat“, sagte der Wissenschaftler ebenfalls der dpa.
In Italien herrscht aktuell eine Ausgangssperre. Die Einwohner dürfen ihre Häuser nur noch verlassen, um zur Arbeit und zum Arzt zu gehen oder Lebensmittel und Medikamente einzukaufen. Auch Frankreich und Spanien haben entsprechende Ausgangssperren erlassen. In Deutschland sollen die Bürger*innen zwar ebenfalls zu Hause bleiben, sie sind aber nicht dazu verpflichtet.
Ausgangssperre für Deutschland?
„Halbherzige Maßnahmen schaden jetzt mehr, als sie nützen“, sagte Stephan Ortner von Eurac. „Je länger man mit der Ausgangssperre wartet, je mehr Leute werden dann, wenn sie kommt, schon infiziert sein und in Wohnungen weitere anstecken.“
Ob in Deutschland demnächst auch eine Ausgangssperre kommt, ist nicht klar. Bayern hat als bislang einziges Bundesland den Katastrophenfall ausgerufen. „Es gibt keine Ausgangssperre, jedenfalls derzeit nicht“, sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Jeder solle sich aber überlegen, ob er nach draußen gehe und welche Kontakte er habe.
Utopia meint: Ein Blick nach Italien zeigt, dass man die Warnungen der Wissenschaftler*innen aus Italien ernst nehmen sollte. In den letzten Wochen sind mehr als 2.100 Menschen an den Folgen der Coronavirus-Infektion gestorben. Jede*r Einzelne ist gefragt, die Ansteckungsgefahr für sich und andere zu reduzieren – auch ohne Ausgangssperre.
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