Der „McB.“ sorgt in Deutschland für die größte Nachfrage von Bio-Fleisch, die es je gegeben hat. Mit dem Burger will McDonald’s verlorene Kundschaft zurückgewinnen – komplett Bio ist der Burger aber nicht. Update: Inzwischen hat Utopia ihn auch testweise verköstigt.
Bio-Burger bei McDonald’s – ein PR-Gag? Das hat sich auch „DIE WELT“ gedacht und McDonald’s Deutschlandchef Holger Beeck gefragt, warum der Burger denn nicht dauerhaft, sondern nur für acht Wochen zum Herbstbeginn angeboten werden soll. Seine Antwort ist verblüffend: „Wir bekommen schlichtweg nicht genug Fleisch und wollen da auch keine Kompromisse machen“.
McDonald’s brauche nicht nur ein paar Kilo Rindfleisch wie der kleine Burger-Brater um die Ecke. Hier gehe es um einige Hundert Tonnen. Daher werde schon die achtwöchige Testphase des „McB“ und des „Long McB“ zu einer großen Herausforderung an die Zulieferer – und außerdem für eine Nachfrage von Bio-Fleisch sorgen, wie es sie in dieser Größenordnung in Deutschland noch nie gegeben habe.
Schade: bloß das Fleisch ist Bio
Überhaupt sei der Verkauf von Burgern mit Bio-Fleisch keine Sache, die ein Unternehmen wie McDonald’s mal eben so machen könne, meint Beeck. „Die Vorbereitung hat viele Monate gedauert. Wir mussten sämtliche Restaurants zertifizieren“. Aus diesem Grund ist der „McB.“ auch kein reiner Bio-Burger, nur das Fleisch ist Bio-zertifiziert und kommt von Landwirten aus Deutschland und Österreich.
Zutaten wie Gemüse, Käse und Brötchen werden weiterhin konventionell produziert: „Die Bio-Zutaten dürfen schließlich nicht vermischt werden mit dem konventionellen Essen. Beim Fleisch alleine kriegen wir das gut hin. Die Verantwortlichen für die Restaurants wurden bereits speziell geschult und trainiert, zudem gibt es Anleitungen, die in der Küche aushängen“, erklärte Beeck. Der McDonald’s Deutschlandchef schließt nicht aus, dass es in seinen Restaurants irgendwann einen reinen Bio-Burger geben könnte.
McB. ist die Antwort auf Better-Burger
Mit dem Bio-Burger will McDonald’s auf veränderte Kundenwünsche im Fast-Food-Markt reagieren. Die neuen, kleinen Burgerläden wie „Hans im Glück“ sind mit ihrem „Better-Burger-Angebot“ eine ernstzunehmende Konkurrenz – laut Beeck vor allem „symbolisch“, weil durch sie die „Burger-Kompetenz“ von McDonald’s angezweifelt werde.
Ob symbolisch oder nicht: In den letzten zwei Jahren lief es für die bekannte Burger-Imbisskette schlecht und es wurde Zeit, dass man auf Marktentwicklungen wie den Wunsch nach „besseren Burgern“ reagierte. Ob aber der „McB.“ wirklich die Kunden zurück in die McDonald’s-Restaurants locken wird? Für einen echten „Bio-Burger“ – ohne konventionelles Gemüse und ohne Lebensmittelzusatzstoffe wären vermutlich mehr Leute bereit, einen Aufpreis zu zahlen.
[Update] Test: so schmeckt der „McB.“
Seit 1.10. ist der McB. zu haben, Redaktionskollege Andreas Winterer hat ihn testweise verspeist und beschreibt im folgenden seinen Eindruck:
Was am McB. positiv auffällt:
- Solider Preis: Der McB. kostet 5,29 Euro – das ist insofern ein Statement, als McDonald’s hier kenntlich macht, dass höhere Qualität eben ihren Preis hat. Darüber werden Menschen mit knappem Geldbeutel klagen, aber „Bio“ würde schnell korrumpiert, wenn es ebenso billig sein müsste wie konventionelle Ware.
- Guter Geschmack: Es ist dank der meist frisch wirkenden Zutaten einer der besten Burger, den McDonald’s je geboten hat. Ordentliche Tomatenscheiben, dicke Zwiebeln, ein besserer Edamer-Käse (Zusatzstoffe-frei) – all das hebt den McB. geschmacklich und auch optisch deutlich von bisheriger McDonald’s-Ware ab.
- Ausgewogene Mischung: Dieser Burger ist so gebaut, dass einer reicht und satt macht – weil in achtbarem Umfang eben auch Gemüse dabei ist.
Was am McB. nicht so gefällt:
- Unhandlich: Beim McB. ist es wie bei vielen anderen Burgern – er ist so groß, dass man ihn kaum in den Händen halten kann. Das Weizenmehl-Bun im Vollkorn-Look ist aber leider das übliche Papp-Brötchen und zerfällt schneller, als man den Burger essen kann. Klugerweise liegt der Burger in einer Art Dönertüte.
- Zu wenig Bio: Gerade, wenn man den Burger vor sich hat, fällt eben auf, dass der Bio-Burger-Bratling nur einen kleinen Teil des ganzen Burgers ausmacht. Man würde den McB. mit weitaus mehr Genuss verspeisen, wenn man wüsste, dass auch das Gemüse und das Brötchen Bio-Produkte sind. Bleibt zu hoffen, dass McDonald’s hier weiterhin experimentierfreudig bleibt und in Sachen Bio noch einige Schritte mehr wagt.
- Nicht dauerhaft: Der McB. ist ein Aktionsprodukt, keine Neuausrichtung des Unternehmens in Richtung nachhaltigen Fast Foods. Dabei wäre die viel sinnvoller und auch möglich.
- Viele Inhaltsstoffe: Der McB. ist eben ein Industrie-Burger. Er kommt mit Nelkenaroma, Raucharoma, E202, E300, E471, E472e, E415 (Liste als PDF). Das ist allerdings bei anderen Burgern nicht immer anders, weil nicht alle „Besser-Burger“-Konkurrenten Dinge wie Senf und Ketchup selbst machen.
- Die Werbekampagne: „Sensation: Eröffnet McDonald’s 1275 Bio-Läden?“, fragt das – zweifellos witzige – Werbeplakat. „Lügt McDonald’s uns mit solchen Aussagen ins Gesicht?“, möchte man witzig zurückfragen, und in beiden Fällen lautet die Antwort „Nein“. Es ist eben jeweils nur etwas arg dick aufgetragen. Wenn es aber Schule macht, dass, wie hier, im Kleingedruckten erklärt werden muss, welcher Teil eines Produktes nun wirklich mit dem abgebildeten Bio-Siegel gemeint ist, dann fänden wir das weniger schön.
Der „McB.“ ist eben, da braucht man sich keinen Illusionen hingeben, vor allem ein Marketingprodukt.
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Externer Lesetipp:
- Die Kollegen vom Magazin Enorm führten zum McB. ein Interview mit Sarah Wiener.
- Wer den McB. nicht vorbehaltlos gut findet, ist ein „Bio-Miesepeter„, fand das Handelsblatt und verkündete unter einem Werbe-Bild des McDonalds-Chefs: „McDonald’s-Deutschland-Chef Holger Beeck schmeckt der McB mit Biofleisch“ – ui, wer hätte das gedacht!?
- Etwas differenzierter sieht es dieses Bioland-Interview
Nachtrag: McDonalds hat den Ein-bisschen-Bio-Burger im Februar 2016 wieder aus dem Sortiment genommen. Nachhaltiger Einsatz für Bio sieht anders aus …
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