Über zehn Milliarden Euro haben zehn deutsche Finanzinstitute seit Januar 2014 in Unternehmen gesteckt, die Atomwaffen herstellen oder warten. Ganz vorne mit dabei: die Deutsche Bank und die Commerzbank.
Auch deutsche Banken beteiligen sich am weltweiten nuklearen Wettrüsten. Die neue Studie „Don’t Bank on the Bomb“ der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) und der niederländischen Friedensorganisation PAX zeigt: Deutsche Banken unterstützen weiterhin kräftig Unternehmen, die Atombomben, Atomsprengköpfe und Atomraketen bauen bzw. mit der Wartung dieser Systeme beauftragt sind.
Zu diesen Unternehmen gehören auch solche, die man ohne Einblicke in die Waffenindustrie kennt – zum Beispiel Boeing und die Airbus-Gruppe. Airbus entwickelt, produziert und wartet verschiedene nukleare Raketen für die französische Marine und Luftwaffe. Boeing ist in die Wartung und Produktion nuklearer Interkontinental-Raketen der US-Armee und des Vereinigten Königreichs sowie in die Produktion einer US-amerikanischen Atombombe involviert.
Insgesamt stellten Finanzinstitute weltweit der Atomwaffenindustrie zwischen Januar 2014 und Oktober 2017 rund 525 Milliarden Dollar zur Verfügung.
Diese deutschen Banken finanzieren Atomwaffen
Spitzenreiter ist mit rund 6,6 Milliarden Dollar die Deutsche Bank (beim letzten Report Ende 2016 waren es noch rund 4,8 Milliarden Euro), gefolgt von der Commerzbank mit rund 1,3 Milliarden und der Allianz mit rund einer Milliarde Dollar.
Die Auflistung der Banken zeigt: Nicht nur die großen Privatbanken wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank investieren in Nuklearwaffen.
Auch Finanzinstitute, die zumindest teilweise in Länderbesitz sind, sind beteiligt: Die BayernLB, die zu 75 Prozent dem Freistaat Bayern gehört, hat seit Januar 2014 über 450 Millionen Dollar investiert. Die BayernLB ist außerdem das Spitzeninstitut für die bayerischen Sparkassen.
Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), an der mit rund 25 Prozent das Land Baden-Württemberg beteiligt ist, steckte 66 Millionen Dollar in Atomwaffen-Unternehmen. Die LBBW ist zudem die Zentralbank der Sparkassen in Baden-Württemberg und Sachsen.
Auch an der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) ist der Sparkassenverband beteiligt.
Die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), für deren Verbindlichkeiten und Kredite die Bundesrepublik Deutschland haftet, finanziert der Studie zufolge ebenfalls Atomwaffen.
Auffällig ist die Beteiligung der DZ Bank, die ihr Investment in Atomwaffenhersteller von 66 auf 470 Millionen US-Dollar massiv erhöht hat. Die DZ Bank ist das Zentralinstitut von rund 1.000 Genossenschaftsbanken in Deutschland – dazu gehören auch Volks- und Raiffeisenbanken.
Die DZ Bank unterstützt die US-amerikanische Rüstungsfirma Northrop Grumman mit mehr als 400 Millionen US-Dollar. Das Unternehmen produziert Atomraketen für das US-Arsenal und ist am britischen Atomwaffenprogramm beteiligt. Brisant: Die DZ Bank hat Northrop Grumman in den Fonds „UniGlobal“ aufgenommen – den „Vorzeige-Fonds der Volksbanken“ (FAZ), der sich vor allem an Privatpersonen richtet, zum Beispiel für die Riester-Rente.
Mehr lesen: Den Teil der Studie, der Deutschland betrifft, findest du hier (englisch). Die gesamte Studie: „Don’t Bank on the Bomb“ (englisch)
„Banken müssen Investitionen in Atomwaffen ausschließen“
„Wenn Banken ethische Werte ernst nehmen, müssen sie Investitionen in Atomwaffen komplett ausschließen. Ansonsten nutzen sie das Geld ihrer Kunden, um deren potentiellen Tod zu finanzieren. Jede Unterstützung des atomaren Wettrüstens ist unverantwortlich“,
sagt Aino-Ritva Weyers, Vorstandsmitglied von ICAN Deutschland. „Immer mehr Staaten erteilen Atomwaffen eine klare Absage. Wenn Banken weiter investieren, stehen sie auf der falschen Seite der Geschichte.“
Die Erkenntnis, dass Branchen, Industrien und Projekte von der Finanzierung von Banken abhängig sind, ist nicht neu. Doch der Umkehrschluss – nämlich, dass man zerstörerischen Unternehmen durch den Entzug der Finanzierung gleichzeitig die Existenzgrundlage entziehen kann – setzt sich erst in den vergangenen Jahren durch.
Darauf gründet die weltweite Divestment-Kampagne, die Geld von klimaschädlichen Energieunternehmen abziehen will. Und das betrifft auch die Finanzierung der Atom(waffen)branche.
In der Einleitung zur Studie „Don’t Bank on the Bomb“ heißt es:„Finanzinstitute haben die Wahl, entweder zum Ende der Nuklearwaffen beizutragen oder die Finanzierung zur Verfügung zu stellen, die es Nuklearwaffen ermöglicht, uns zu beenden.“
Banken leben aber auch von unserem Geld. Das heißt: Wir Verbraucher können einen bedeutenden Einfluss darauf ausüben, was und wen Banken finanzieren, indem wir bewusst entscheiden, wo wir unser Geld anlegen – und wo nicht.
Zeit für den Wechsel: die besseren Banken
Es gibt in Deutschland vier etablierte ethische Banken, die verantwortungsvoll mit dem Geld ihrer Kunden umgehen. Diese Banken schließen Investitionen in Atomwaffen ebenso aus wie die Finanzierung von Kernkraft, Kohlekraft, Rüstungsgeschäften, Nahrungsmittelspekulation, Gentechnik oder Menschenrechtsverletzungen.
Stattdessen investieren sie ihr Geld sinnvoll: Die empfehlenswerten alternativen Banken machen nur Geschäfte mit ethisch und ökologisch vertretbaren Unternehmen und fördern mit ihren Investitionen eine nachhaltige Entwicklung und soziale Projekte.
Drei der vier ethischen Banken bieten ihren Kunden auch ein Girokonto an. Seit September 2016 ist der Bankwechsel beim Girokonto so einfach wie noch nie: Niemand muss mehr Daueraufträge selbst ändern, sie werden einfach aufs neue Konto übertragen. (Siehe auch: So einfach ist der Bankwechsel)
Nutze also jetzt die Chance zum einfachen Bankwechsel und zieh dein Girokonto um zu einer Bank, die in nachhaltige Projekte anstatt in Atomwaffen investiert.
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