Das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat darf ab 2024 in Deutschland nicht mehr eingesetzt werden. Das beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch. Das Verbot soll die Insekten schützen.
Am 31. Dezember 2023 soll Schluss sein mit Glyphosat: So sieht es das „Aktionsprogramm Insektenschutz“ vor, das die deutsche Bundesregierung heute beschlossen hat. Demnach darf das Umweltgift ab dem 01.01.2024 nicht mehr eingesetzt werden.
Das Aktionsprogramm enthält eine Reihe von Maßnahmen, um das Insektensterben einzudämmen – unter anderem strengere Regeln zum Einsatz von Pestiziden.
Umweltministerin Schulze: „Wir können das Insektensterben stoppen“
„Eine Welt ohne Insekten ist nicht lebenswert, wir Menschen sind auf die Leistungen der Insekten dringend angewiesen“, sagt Bundesumweltministerin Svenja Schulze, auf deren Initiative das Aktionsprogramm zurückgeht. Eine Trendumkehr sei jedoch noch zu schaffen: „Wir können das Insektensterben stoppen.“
Das Ende des Glyphosateinsatzes soll dabei helfen. Schulze kündigte den Glyphosat-Ausstieg bereits im November 2018 an. Nun erklärte sie:
„Die Bundesregierung verbietet den Glyphosateinsatz zum europarechtlich frühestmöglichen Zeitpunkt im Jahr 2023 und wird den Einsatz schon vorher deutlich einschränken. Mindestens genauso wichtig für die Insekten ist, dass auch der Einsatz von allen anderen Pestiziden deutlich verringert wird.“
Auf EU-Ebene läuft die derzeitige Zulassung von Glyphosat am 15. Dezember 2022 aus, der nationale Zulassungsbescheid ein Jahr später.
„Das Enddatum 31.12.2023 wird bereits jetzt umgehend rechtsverbindlich in der Pflanzenschutzanwendungsverordnung verankert, auch um von vornherein deutlich zu machen, dass jedenfalls mit Deutschland keine Erneuerung der Wirkstoffgenehmigung für Glyphosat zu machen sein wird und wir es mit dem Ausstieg absolut ernst meinen“,
schreibt uns eine Pressesprecherin des Bundesumweltministeriums auf Nachfrage. Die Nachrichtenagentur Reuters schreibt unter Berufung auf Regierungskreise, der Einsatz von Glyphosat in Deutschland solle bereits in den kommenden Jahren um drei Viertel reduziert werden. Im „Aktionsprogramm Insektenschutz“ heißt es wörtlich:
„Der Bund wird mit einer systematischen Minderungsstrategie ab 2020 den Einsatz glyphosathaltiger und wirkungsgleicher Pflanzenschutzmittel […] deutlich einschränken und den Einsatz glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel bis 2023 komplett beenden.“
Das ist das Problem mit Glyphosat
Glyphosat ist ein sogenanntes Breitbandherbizid und das weltweit am häufigsten eingesetzte Pflanzenschutzmittel. In Deutschland wird es laut BUND auf 40 Prozent der Ackerflächen eingesetzt.
Glyphosat vernichtet jede Pflanze, mit der es in Berührung kommt – es sei denn, sie wurde gentechnisch so verändert, dass sie dagegen resistent ist. So tötet das Pestizid auch viele Pflanzen ab, die Insekten als Nahrung oder Lebensraum dienen. Darüber hinaus steht Glyphosat im Verdacht, krebserregend zu sein. In den USA wird der Pestizidhersteller Bayer deshalb derzeit mit Klagen überhäuft.
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Was die Bundesregierung sonst noch für den Insektenschutz tun will
- Neben strengeren Regeln für den Pestizideinsatz wird die Finanzierung des Insektenschutzes verbessert: Der Bund wird pro Jahr 100 Millionen Euro zusätzlich für die Förderung von Insektenschutzmaßnahmen und für Insektenforschung bereitstellen.
- Zudem sollen Schutzgebiete für Insekten wie etwa Grünland und Streuobstwiesen gestärkt und wichtige Lebensräume besser geschützt werden. In einem Großteil der Schutzgebiete soll der Einsatz von Pestiziden eingeschränkt oder ganz verboten werden.
- Landwirte sollen in Zukunft verpflichtet oder dafür belohnt werden, Flächen als Lebensräume für Insekten bereit zu stellen und umweltschonende Formen der Landwirtschaft sollen gefördert werden.
- Auch Wälder sollen zunehmend nachhaltig bewirtschaftet werden, so dass sie Insekten mehr Lebensraum und Nahrung bieten.
- Der Bund will Kommunen dabei unterstützen, ihre Grünflächen möglichst insektenfreundlich zu gestalten. Auf den bundeseigenen Liegenschaften soll ab 2020 auf Pflanzenschutzmittel verzichtet werden.
- Darüber hinaus will die Bundesregierung die Lichtverschmutzung reduzieren, etwa indem künstliche Lichtquellen wie Straßen- und Gebäudebeleuchtungen so gestaltet werden, dass sie Insekten weniger stark anlocken.
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