Kampf dem Plastikmüll: Bald sollen Verbraucher auch in Modegeschäften, Drogeriemärkten und anderen Läden für Plastiktüten bezahlen. Ein Gesetz wird es zunächst nicht geben, der Handel setzt auf freiwillige Vereinbarungen.
Weil die EU eine Richtlinie zum Plastiktütenverbrauch erlassen hat, müssen die EU-Mitgliedsstaaten nun die Anzahl der Tüten pro Kopf und Jahr reduzieren: Auf höchstens 90 im Jahr 2019 und dann auf höchstens 40 bis zum Jahr 2025. Deshalb muss auch der deutsche Handel reagieren – und hat dies nun in Form eines Entwurfs getan, den der deutsche Handelsverband (HDE) beim Bundesumweltministerium eingereicht hat. Umweltministerin Barbara Hendricks hatte angekündigt, ein Gesetz auf den Weg zu bringen, sollte die Industrie nicht selbst eine Lösung finden. Mit seinem Entwurf will der HDE das verhindern.
Medienberichten zufolge diskutieren HDE und Umweltministerium derzeit, wie viel die Plastiktüten in Zukunft kosten sollen. Der Entwurf sehe einen „angemessenen Beitrag“ vor, sagte der HDE-Geschäftsführer Kai Falk der Wirtschaftswoche. Eine Einigung auf eine einheitliche Gebühr gibt es bisher nicht. Und: Die neue Regelung soll für Einweg-Plastiktüten an der Kasse gelten, nicht aber für die dünnen Tüten, die die meisten Supermärkte in der Gemüseabteilung anbieten.
Die Deutschen verbrauchen immer noch 71 Plastiktüten pro Kopf und Jahr – weniger als die EU für das Jahr 2019 verlangt, aber immer noch deutlich zu viel. Schon heute erheben zwar viele Supermärkte eine Gebühr auf Plastiktüten, in vielen anderen Geschäften wie Baumärkten, Elektrofachmärkten, Drogeriemärkten und Modegeschäften aber sind die Tüten nach wie vor kostenlos. Sie sollen nach dem Entwurf des HDE in Zukunft ebenfalls Geld für ihre Einkaufstüten verlangen. Allerdings: Andere Verkaufsstellen wie etwa Apotheken, Tankstellen und Bäckereien düften weiterhin kostenlose Tüten abgeben.
Plastiktüten stellen zwar nur einen Teil des Plastikmülls dar, der weltweit die Umwelt und insbesondere die Meere verschmutzt. Doch sie gehören zu den Kunststoffprodukten, die man heute am einfachsten reduzieren und ersetzen kann – die Erhebung einer Gebühr stellt dafür einen Anreiz dar. Umweltverbände schlagen schon seit längerem eine Abgabe auf Plastiktüten vor; die Deutsche Umwelthilfe etwa fordert eine Abgabe von 22 Cent pro Tüte. Das Vorbild ist Irland: Seit dort im Jahr 2007 eine Umweltsteuer von 22 Cent pro Plastikttüte eingeführt wurde, ging der Verbrauch um über 90 Prozent zurück.
Utopia meint: Die Initiative des HDE ist sehr begrüßenswert – das Beispiel Irland zeigt, dass die Gebühr auf Plastikttüten ein wirksames Mittel zur Eindämmung der Tütenflut ist. Allerdings gibt der Natuschutzbund (Nabu) zu bedenken, dass wir zusätzlich eine Abgabe auf Papiertüten bräuchten, damit Händler nun nicht einfach auf Papiertüten umsteigen. Die einzige ökologisch vertretbare Alternative zur Plastiktüte sind jahrelang wiederverwendbare (Stoff-)Taschen. Sinnvoller als eine Gebühr, die den Handelsunternehmen Profit verschafft, wäre außerdem eine Steuer (wie in Irland und England), die der Allgemeinheit zugute kommt.
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