Wir leben in einem neuen Zeitalter, der Epoche des Menschen – das behauptet zumindest eine internationale Gruppe von Wissenschaftler*innen. Ein Filmteam hat dies zum Anlass genommen, die These in eindrucksvollen Bildern zu belegen . Ihr Dokumentarfilm „Die Epoche des Menschen“ kommt am 10. September in die Kinos.
Abholzung, Wilderei, Kohleabbau – der Mensch greift auf unzählige Weise in die Natur ein, mit oft fatalen Auswirkungen. Wissenschaftler*innen der „Anthropocene Working Group“ behaupten deshalb, dass sich die Erde in einem neuen Zeitalter befindet, dem Anthropozän. Übersetzt bedeutet dieser Fachbegriff etwa „Epoche des Menschen“. Der Begriff wurde im Jahr 2000 von den Wissenschaftlern Paul J. Crutzen und Eugene Stoermer geprägt und soll ausdrücken, dass derzeit vor allem menschliches Handeln bestimmt, wie sich die Erde verändert.
Im Jahr 2009 schlossen sich Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen zur „Anthropocene Working Group“ zusammen, um zu untersuchen, wie stark der Mensch die Geologie der Erde bereits beeinflusst hat. Noch ist das Anthropozän kein offizielles Zeitalter. Laut den bisherigen Erkenntnissen der „Anthropocene Working Group“ leben wir aber bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts im Anthropozän.
Die kanadischen Filmemacher*innen Jennifer Baichwal, Nicholas de Pencier und Edward Burtynsky haben verschiedene Orte besucht, an denen der Einfluss des Menschen auf die Erde besonders drastisch zu sehen ist – darunter das rheinische Braunkohlerevier, ein kanadischer Urwald und die größte Müllkippe Kenias. Mit Aufnahmen, die gleichzeitig faszinieren und erschrecken, zeigen sie, wie Menschen die Natur für ihre eigenen Zwecke missbrauchen und dabei auch sich selbst schaden.
Durch ihre rücksichtslosen Eingriffe in die Natur befeuern die Menschen die Klimakrise. Die Auswirkungen zeigen sich vielerorts: Das häufige Hochwasser in Venedig und die Korallenbleiche im australischen Great Barrier Reef sind zwei bekannte Beispiele. Mit aufwändigen Maßnahmen kämpfen Menschen nun gegen Naturereignisse an, die sie sich selbst eingebrockt haben. Ein Beispiel aus dem Film ist ein gigantischer Steinwall in der chinesischen Provinz Gudong. Über eine Länge von 120 Kilometern soll dieser das Shengli-Ölfeld vor Hochwasser schützen.
„Ein provokantes Kunstwerk“
„Die Epoche des Menschen“ ist bereits der dritte Film, den Jennifer Baichwal, Nicholas de Pencier und Edward Burtynsky zusammen drehten. 2006 erschien „Manufactured Landscapes“ über die industrielle Revolution in China, 2013 folgte „Watermark“, in dem sich alles um das Thema Wasser drehte.
Gesprochen wird „Die Epoche des Menschen“ in der deutschen Version von Schauspieler und Umweltaktivist Hannes Jaenicke. Auch wenn der Begriff „Anthropozän“ noch nicht weitläufig bekannt sei, so sei es doch eindeutig, dass ein Epochenwandel stattfinde, sagt Jaenicke. Der Film mache eindrucksvoll deutlich, wie die Menschen ihren Heimatplaneten zerstören. „Wir nennen sie ‚Mutter Erde‘. Würden wir aber unsere Mütter behandeln wie unseren Planeten, dann säßen die meisten von uns im Knast.“ Gleichzeitig seien die Menschen aber auch so intelligent und kreativ, dass sie die Erde retten können, so Jaenicke. „Insofern ist ‚Die Epoche des Menschen‘ ein provokantes Kunstwerk, das uns die Augen öffnet für das, was passieren muss, um unsere Erde bewohnbar zu erhalten und die Umwelt vor uns zu schützen.“
Am 10. September kommt die kanadische Doku in die deutschen Kinos. Bereits jetzt hat sie einige Preise gewonnen, darunter den Canadian Screen Award für den besten Dokumentar-Langfilm und den Rogers Award der Toronto Film Critics Association für den besten kanadischen Film.
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