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Die ersten Frauen an deutschen Unis: Pionierinnen der Geschichte

Die ersten Frauen an der Universität
Foto: CC0 Public Domain / Unsplash - MD Duran

Vor etwas mehr als hundert Jahren hielten es viele für vollkommen abwegig, dass Frauen gleichberechtigt neben Männern im Hörsaal sitzen dürfen. Wann haben es Studentinnen an deutsche Universitäten geschafft? Und wer war eigentlich die erste Studentin in Deutschland?

Heute liegt der Frauenanteil unter den Studierenden bei circa 50 Prozent. Doch noch vor etwas mehr als hundert Jahren wurden Frauen in Deutschland nicht zum Studium zugelassen. Lange Zeit mussten sie um das Recht kämpfen, sich an einer Universität für ein Studium einzuschreiben.

1754 – 1909: Frauen kämpfen für Zugang zu Universitäten

1754 setzte Friedrich der Zweite per Erlass durch, dass Dorothea Erxleben zur Promotion im Fach Medizin an der Universität Halle zugelassen wurde. Erxleben war somit die erste promovierte deutsche Ärztin und gilt als Pionierin des Frauenstudiums im deutschen Sprachraum. Sie blieb lange Zeit eine Ausnahme.

Bis sich die erste ordentlich immatrikulierte Studentin an einer deutschsprachigen Universität einschreiben durfte, sollten fast 150 Jahre vergehen. Die Universität Zürich ließ 1864 Studentinnen zu. Ein Jahr später gründete sich in Deutschland der Allgemeine Deutsche Frauenverein, welcher bessere Bildungschancen für Mädchen forderte.

1886, also einundzwanzig Jahre später, fanden die ersten Abiturprüfungen für Frauen in Berlin statt. Mittels einer Petition forderte der Allgemeine Deutsche Frauenverein bald darauf die Zulassung von Frauen für das Studium der Medizin und für die Ausbildung zur Lehrerin – und schließlich die Zulassung zu allen Studienfächern.

Der Reichstag entschied 1891, dass das Thema Frauenstudium Ländersache ist. 1896 ließ dann Preußen erstmals Frauen als Gasthörerinnen an Universitäten zu. Richtig studieren durften Frauen zuerst im Großherzogtum Baden – dort wurden sie 1900 zum Studium zugelassen.

Nach und nach öffneten sich weitere Universitäten für Frauen, 1903 folgte Bayern, Württemberg 1904; in Sachsen war die Zulassung ab 1906 möglich. Thüringen kam 1907 hinzu, gefolgt von Preußen, Hessen und Elsaß-Lothringen 1908. Zuletzt erlaubte Mecklenburg 1909 Frauen sich einzuschreiben.

Johanna Kappes: Die erste Studentin in Deutschland

Johanna Kappes gilt als erste echte Studentin in Deutschland. Sie studierte Medizin und arbeitete nach ihrem Studium noch viele Jahre als Ärztin in Nürnberg.

Kappes hatte vor ihrer Immatrikulation schon als Gasthörerin an Vorlesungen teilgenommen und mit einer Petition eine gleichwertige Zulassung zum Studium gefordert. Universitätsprofessor Gustav Steinmann leitete ihre Petition an das zuständige Ministerium in Karlsruhe weiter. Durch die Petition erwirkte sie 1900 einen ministerialen Erlass, der es ihr und vier anderen Hörerinnen ermöglichte, sich zu immatrikulieren – und zwar rückwirkend für das Wintersemester 1899/1900.

Auf der zweiten Slide des folgenden Instagramposts ist ein Porträt von Johanna Kappes zu sehen.

Von Kant bis Nietzsche: Männer sprechen Frauen Eignung zu Studium ab

Frauen, die sich bilden wollten, stießen lange Zeit auf Widerstand. Viele Menschen vertraten damals die Ansicht, dass sich Frauen nicht zum Studieren eignen – auch berühmte Persönlichkeiten. Schon Kant erklärte, dass mühsames Lernen oder peinliches Grübeln alle „Vorzüge“ des schönen Geschlechts zerstört. Hegel war fest davon überzeugt, dass Frauen zwar gebildet sein können, aber für die „höheren Wissenschaften“ einfach nicht „gemacht“ sind.

Friedrich Nietzsche schrieb: „Oberfläche ist des Weibes Gemüt, eine bewegliche stürmische Haut auf einem seichten Gewässer. Des Mannes Gemüt aber ist tief, sein Strom rauscht in unterirdischen Höhlen: das Weib ahnt seine Kraft, aber begreift sie nicht.“

Und heute? Mehr Frauen als Männer in bestimmten Studiengängen

Bis Frauen an deutschen Universitäten ähnlich stark vertreten waren wie Männer, vergingen Jahrzehnte. Bis 1967 lag der Anteil an Studentinnen gerade mal bei 24 Prozent. Heute liegt der Anteil bei knapp 50 Prozent, in manchen Studienfächern überholen die Studentinnen sogar ihre männlichen Kollegen.

Wie die Zeit berichtet, waren 2018 mehr Studentinnen als Studenten in den Fächern Umweltschutz, katholische Theologie und Religionslehre sowie Raumplanung eingeschrieben. Ausgeglichen zeigt sich die Situation in Feldern wie Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaften. Mittlerweile beginnen außerdem mehr Frauen als Männer ein Medizinstudium an Universitäten.

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