Am 27. August 2020 stellte Fairphone im Rahmen eines virtuellen Events ein neues Produkt vor: das Fairphone 3+. Oh je, schon wieder ein neues Smartphone kaufen? Natürlich nicht, denn das Fairphone 3 ist ja modular – jeder kann sich auf „3 plus“ updaten!
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Am 27. August um 11 Uhr stellte Fairphone-CEO Eva Gouwens gemeinsam mit Wayne Huang, VP of Product Operations, und Monique Lempers, Impact Innovation Director und anderen ein neues Produkt vor.
Gerüchte wollten im Vorfeld von einem neuen Smartphone-Modell namens Fairphone 3+ wissen – und so falsch war das auch nicht. Aber das bringt nicht auf den Punkt, um was es beim Fairphone eigentlich geht.
Was ist dran am Fairphone 3+?
Wahr ist: Das Fairphone 3+ ist das Nachfolgemodell des Fairphone 3 und ist für 469 Euro ab 14.9. zu haben (etwa bei Vireo). Es basiert weitgehend auf dem Vorgänger Fairphone 3, enthält aber einen höheren Anteil recycelter Kunststoffe. Das „alte Modell“ soll weiterhin zu haben sein, für nun ca. 420 Euro und sozusagen als Einstiegsmodell für Menschen, die keine perfekte Kamera brauchen.
Wichtiger aber: Fairphone bietet als derzeit einziger Smartphone-Anbieter die Möglichkeit, neue technische Features in vorhandene Geräte zu integrieren. Die wirklichen Neuerungen gehen also weiter:
Upgrade: Kamera mit 48 MPixel
So verwendet das neue Fairphone 3+ ein neues Kameramodul:
- Der Foto-Sensor auf der Rückseite arbeitet jetzt mit intern 48 Megapixeln Auflösung.
- Beim Sensor der Selfie-Frontkamera steigt die Auflösung auf 16 Megapixel.
Fairphone verspricht bei gleicher nutzbarer Auflösung (!) eine erheblich verbesserte Foto- und Videoqualität, mehr Kontraste und Details, sowie eine verbesserte Objektverfolgung, einen schnelleren Autofokus und eine Bildstabilisierung für scharfe Aufnahmen trotz Bewegung. Erfahrungsgemäß dürfte der höher auflösende Kamerasensor gerade in Low-Light-Situationen deutlich bessere Resultate liefern.
- Die Kamera-Module sind rückwärtskompatibel und stehen auch für das Fairphone 3 zur Verfügung. Sie können also nachträglich und ohne Fachkenntnisse eingebaut werden, wie üblich mit dem beiliegenden Schraubenzieher.
- Haupt-Kamera und Selfie-Kamera gibt es sowohl getrennt (60 Euro / 35 Euro), als auch als Bundle (Angebot anfangs ca. 80 Euro, später ca. 95 Euro).
Das Kamera-Upgrade erscheint prinzipiell sinnvoll, denn Fotos zu machen gehört zu den wichtigeren Funktionen von Smartphones und die Kamera des Fairphone 3 war zwar schon ziemlich gut, aber Luft nach oben gab es durchaus und für so manche potentielle Nutzer*innen entscheidet die Kamera über die Anschaffung. Sie ist aber kein Muss, die Selfie-Cam zum Beispiel braucht man eher nicht, indes enthält das „Top-Modul“ auch den Kopfhöreranschluss, ist also ein sinnvolles Ersatzteil.
Als besondere Herausforderung bei der Kamera nannte Wayne Huang, VP of Product Operations, den Umstand, dass der neue Kamera-Sensor 13%, der neue Selfie-Sensor 17% größer ist. Zugleich durften aber die Maße des Moduls sich aus Gründen der Rückwärtskompatibilität sich nicht ändern.
Hinweis: Um die neuen Kamera-Module nutzen zu können ist ein Update auf Android 10 zwingend notwendig.
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Aktualisierung auf Android 10
Das Fairphone 3+ wird ab Werk mit Android-Version 10 ausgeliefert. Android 10, das 2019 erschien, bietet einen neuen Look, verbesserte Gestensteuerung und überarbeitete Privatsphäre-Einstellungen. So müssen Apps nun beispielsweise sichtbar machen, wenn sie etwa Standortdaten abrufen.
Natürlich wird die Android-Version 10 auch für das aktuelle Fairphone 3 zur Verfügung stehen, ab der ersten Septemberhälfte soll die Aktualisierung zur Verfügung stehen.
Mit der Verwendung der neuesten Android-Version (Android 11 kommt erst 2020) zeigt Fairphone einmal mehr, dass man langfristig aktuelle Versionen des Smartphone-Betriebssystems liefern kann, wenn man will. Beim Vorgänger Fairphone 2 schaffte man sogar noch Android 9.
Fairphone 3+: Kleine Schritte, aber die richtigen
Weitere Änderungen:
- Das Fairphone 3+ enthält viermal mehr recycelte Kunststoffe als noch der Vorgänger. Der Anteil stieg von 9% im Fairphone 3 auf 40% im Fairphone 3+.
- Das ist auch der Grund, warum das transparente Case nicht mehr weitergeführt wird: Dieses konnte nicht im gleichen Ausmaß aus recyclten Kunststoffen hergestellt werden wie das neue, opake.
Die neue Kamera und Android 10 sind auch für bestehende Fairphone-3-Nutzer*innen zu haben. Das ist gut und zahlt auf die Langlebigkeit des Fairphone 3 ein.
Denn es ist ja das erklärte Ziel von Fairphone, ein möglichst langlebiges Smartphone zu schaffen und Benutzer*innen anzuregen, dem aktuellen Gerät ein Hardware-Update zu verpassen, statt ein neues Gerät zu kaufen.
Übrigens: Niemand muss diese neuen Kamera-Module haben; wer mit seiner oder ihrer Kamera zufrieden ist, kann ja dabei bleiben. Das Fairphone 3+ zeigt aber erneut: Wir müssen nicht ganze Smartphones neu kaufen, nur um ein Feature nachzurüsten.
Technische Daten Fairphone 3+
Die Spezifikationen des Fairphone 3+ zum 27.8.2020:
- Modulanzahl: 7
- Kamera: 48 MP Kamera, 16 MP Frontkamera, optimiert durch Arcsoft
- Display: 5,65 Zoll Full-HD, 18:9, Corning Gorilla® Glass 5
- Chipset: Qualcomm® SnapdragonTM 632 Betriebssystem: Android TM 10, eOS
- Speicher: 4GB RAM, 64GB ROM, microSD
- Netzwerk: 2G, 3G, 4G, VoLTE Dual NanoSIM-Karten-Fach
- Lokale Verbindung: 5Ghz WiFi kompatibel, Bluetooth®5.0 LE, GPS, NFC
- Akku: 3040 mAh Wechselakku, Quick ChargeTM 3.0 kompatibel
- Anschlüsse und Sensoren: USB-C, Fingerabdruckscanner
- Farbe: Schwarz
- UVP: 469 Euro ab 14.9. bei fairphone.com
Wie wirkt das Fairphone 3+?
Details zum positiven Impakt des Fairphone gehen beim Blick auf neue Module und Features leicht unter, etwa der Umstand, das Fairphone durch vermehrte Nutzung des Transportwegs Zug statt Flugzeug den CO2-Fußabdruck der Produktion reduzieren konnte.
Nach eigenen Angaben hat man über das Rücknahmeprogramm außerdem bereits 9000 Fairphones zurückgenommen. Auch ist Fairphone das einzige Smartphone-Unternehmen, das Fairtrade-Gold in der Lieferkette hat und das der Fair Cobalt Alliance angehört (der unlängst auch Sono Motors betrat). Es ist das erste, das Akkus aus Westafrika nach Europa bringt, um sie dort sachgerechter zu entsorgen als dies dort derzeit möglich ist.
Es lohnt sich, sich hierzu den Event, besonders den Teil mit Monique Lempers (ab ca. 28:10) anzusehen:
Fairphone arbeitet weiterhin mit verschiedenen Programmen an seinem Impact und will folgende Dinge ausbauen:
- Das Sammeln von Elektroschrott in Europa und im Ausland sowie die Beschaffung von Fairtrade-Gold, fairem Kobalt und konfliktfreiem Zinn und Wolfram aus Hochrisikogebieten sowie von recyceltem Kupfer.
- Verbesserung der Bedingungen in kleinen Kobaltminen in der Demokratischen Republik Kongo sowie in Goldminen in Uganda.
- Einführung des zirkulären Modulprogramms für Fairphone 3 und Fairphone 3+. Es soll Kunden motivieren, nicht nur die ganzen Handys, sondern auch ihre alten oder kaputten Module kostenlos zurückzuschicken, um ihnen ein zweites Leben zu ermöglichen. In Deutschland arbeitet das Programm mit iFixit zusammen.
Wir brauchen langlebige Smartphones
Zur Langlebigkeit ein Wort: Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) wurden kürzlich erst die Umweltauswirkungen des Fairphone 3 über seinen gesamten Lebenszyklus untersucht.
Dabei zeigte sich, dass die Nutzung eines Smartphones über einen längeren Zeitraum die CO2-Emissionen um etwa 28 Prozent (bei 5 Jahren Nutzung) bis 42 Prozent (bei 7 Jahren Nutzung) reduzieren kann.7 Jahre klingen lang, sind aber möglich – das Fairphone 2 von 2015 tut bei vielen immer noch seinen Dienst, wenn auch sicher nicht mehr perfekt.
Eine wichtige Schlüsselkomponente für die Verlängerung der Lebensdauer, die aktuell durch die Industrie erschwert wird, ist die fortlaufende Unterstützung von Software- und Sicherheitsupdates sowie die Sicherstellung der Verfügbarkeit von Hardware. In beiden Aspekten zeigt Fairphone erneut der gesamten Smartphone-Industrie, was möglich ist.
Kaufen: Das Fairphone 3+ erhältst du in Deutschland ohne Vertrag u.a. bei Vireo
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