Spektakuläre Vulkanausbrüche, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte und zwei Menschen, die sich dort am wohlsten fühlen, wo jeder Fehltritt den Tod bedeuten könnte. „Feurige Liebe“ ist mein Film des Jahres 2022 und exklusiv im Abo von Disney+ verfügbar.
Erst im Oktober 2022 kam „Feurige Liebe“ in die deutschen Kinos, fand dort zu Unrecht kaum Beachtung und landete innerhalb kürzester Zeit beim Streaming-Dienst Disney+. Der Titel klingt zwar etwas nach Telenovela. Doch hinter „Feurige Liebe“ steckt eine atemberaubende Mischung aus Naturdokumentation und Liebesgeschichte mit zwei außergewöhnlichen Protagonist:innen.
Das ist „Feurige Liebe“ auf Disney+
Die Dokumentation der Filmemacherin Sara Dosa dreht sich um Katia und Maurice Krafft, ein französisches Ehepaar, das sein Leben der Erforschung von Vulkanen widmete. Mit ihrer unerschrockenen Art, sich gefährlich nahe an aktive Vulkane zu begeben, entfachten die beiden ein großes mediales Interesse. Die Kraffts landeten in zahlreichen Fernsehsendungen und waren in den 70er- und 80er-Jahren so etwas wie die Popstars der Geowissenschaften.
Bei ihren Ausflügen zu den brodelnden Lavagiganten entstand außerdem jede Menge Foto- und Filmmaterial, das für die Dokumentation auf poetische Weise zusammengefügt wurde.
Wer hätte gedacht, dass die Hölle so schön ist?
Wenn es einen Ort auf der Erde gibt, der der traditionellen Vorstellung der Hölle am nächsten kommt, dann ist es wohl der Schlund eines Vulkans. Die glühenden Lavamassen beherbergen eine immense Zerstörungskraft, die sich immer wieder in mächtigen Explosionen Bahn bricht. Die wenigsten Menschen würden auf die Idee kommen, sich auch nur in die Nähe eines solchen Feuerspuckers zu begeben.
Doch Katia und Maurice Krafft sind anders. Die beiden fühlen sich zu Vulkanen hingezogen wie Motten zum Licht, wollen jede freie Minute ihres Lebens im Angesicht eines flammenden Infernos verbringen und ihm dabei so nah wie möglich kommen. Den Tod oder schwere Verletzungen fürchten sie dabei nicht. Maurice hat sogar den Traum, mit einem Kanu einen Lavastrom hinabzufahren.
Zeit ihres Lebens sind die Kraffts hohe Risiken eingegangen, von denen wir als Zuschauer:innen nun profitieren. Aus sicherer Distanz können wir uns ganz auf die Schönheit des Naturschauspiels fokussieren, ohne fürchten zu müssen, von mächtigen Lavabrocken erschlagen zu werden. „Feurige Liebe“ erinnert uns daran, welch enorme Kräfte in unserem Planeten schlummern, und demonstriert, dass selbst ein Bruchteil davon unsere Macht bei Weitem übersteigt.
Ein unbegreifliches Paar
Der grobkörnige 16-Millimeter-Film, auf dem Katia und Maurice Krafft ihre Expeditionen filmten, die hypnotisch brodelnde Lava und die sanft gehauchte Erzählstimme von Künstlerin Miranda July (im Originalton) verleihen der Dokumentation eine träumerische Qualität. Passend, denn auch inhaltlich ist die Geschichte zu verrückt, um wahr zu erscheinen.
Es ist nur schwer zu begreifen, dass ein einzelner Mensch eine solche Leidenschaft für Vulkane empfindet, dass jeglicher Fluchtreflex oder rationale Gefahrenabwägung komplett in den Hintergrund rückt. Noch unglaublicher ist es, dass sich zwei solche Menschen gefunden haben und sogar nur wenige Kilometer voneinander entfernt aufgewachsen sind.
Wenn sich Katia und Maurice dann auch noch in klobigen Schutzanzügen feuerspeienden Schluchten nähern und dabei wie Astronauten aus einem 50er-Jahre-Sci-Fi-Film aussehen, die einen fremden Planeten erkunden, wird das surreale Erleben perfekt.
Sind die beiden wahnsinnige Adrenalinjunkies oder akribische Wissenschaftler:innen? Wahrscheinlich beides. Für mich steht jedenfalls fest: Ihre Leidenschaft steckt an!
„Feurige Liebe“ hat viele Facetten
„Feurige Liebe“ ist ein Film, der mich auf so vielen Ebenen abholte, wie die Erde Gesteinsschichten hat. Er ist eine wunderschöne Naturdoku, eine poetische Liebesgeschichte, ein unterhaltsamer Abenteuerfilm und mitreißender Katastrophenthriller, aber auch ein philosophischer Essay über das Wesen des Menschseins in Anbetracht überwältigender Naturkräfte.
Außerdem ist mein Lieblingsfilm von 2022 ein faszinierendes Porträt zweier unbegreiflicher Individuen, deren Liebe zu Vulkanen sie jegliche Gefahren ignorieren lässt, sie bis an den Schlund zur Hölle führt, um dort ihre Berufung zu finden.
Wer ein Disney+-Abo hat, sollte sich dieses Doku-Highlight nicht entgehen lassen.
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