Hat das Bundesinstitut für Risikobewertung in seinem Gutachten zu Glyphosat tatsächlich von Monsanto und anderen Glyphosat-Herstellern abgeschrieben? Ein Gutachten bestätigt den Vorwurf.
Vor etwa drei Wochen berichteten Medien, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in seiner Bewertung des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat abgeschrieben hat – und zwar ausgerechnet von Glyphosat-Herstellern wie Monsanto. Das BfR wies die Vorwürfe zurück und erklärte, lediglich über Studien der Hersteller „berichtet“ zu haben.
Am Donnerstag bestätigte jedoch ein offizieller Plagiatsprüfer: „Über zahlreiche Seiten hinweg wurden Textpassagen praktisch wörtlich übernommen. Die systematische Unterlassung von Quellenangaben und das gezielte Entfernen von Hinweisen auf die tatsächlichen Verfasser der Texte lässt sich nur als bewusste Verschleierung ihrer Herkunft deuten.“
Glyphosat-Bewertung Wort für Wort übernommen
Es handelt sich dabei um besonders heikle Textpassagen, etwa im Kapitel über das krebserzeugende Potenzial von Glyphosat. Das BfR hatte teilweise ganze Abschnitte wortwörtlich kopiert – ohne Monsanto und Co. als Quelle anzugeben.
Für sein Gutachten verglich der Plagiatsprüfer Stefan Weber drei Kapitel des BfR-Berichts mit Passagen aus dem Zulassungsantrag der Glyphosat-Hersteller. Beauftragt wurde der Gutachter von der österreichischen Umweltschutzorganisation Global 2000.
Glyphosat-Zulassung wird neu verhandelt
Weber kam zu dem Schluss, dass der Glyphosat-Bewertungsbericht des BfR in „wesentlichen Teilen die Kriterien eines Textplagiats“ erfülle. Die Bewertung des BfR spielt im Zulassungsprozess von Glyphosat eine wichtige Rolle.
Ende diesen Jahres läuft die aktuelle EU-Zulassung von Glyphosat aus. Die EU-Kommission wird dann entscheiden, ob sie die Zulassung um weitere zehn Jahre verlängert. Greenpeace zufolge haben sich bislang Frankreich, Österreich und Italien gegen eine Verlängerung ausgesprochen Deutschland hingegen hat sich noch nicht festgelegt.
Glyphosat-Verbot: Über eine Million Unterschriften
Der Widerstand gegen eine Neuzulassung ist groß: Am Freitag bestätigte die Europäische Kommission den Erhalt von mehr als einer Million zertifizierten Unterschriften für ein Verbot von Glyphosat. Ein Bündnis aus Umweltorganisationen und Netzwerken in 28 Ländern hatte seit Februar Unterschriften gesammelt – 1.072.426 Personen haben die Petition unterzeichnet.
In Anbetracht des nun bestätigten Plagiats des BfR fordert unter anderem der Naturschutzbund Deutschland (NABU) eine Neubewertung des Mittels im EU-Zulassungsverfahren: „Einen weiteren Freifahrtschein für Glyphosat darf es nicht geben, solange der Verdacht besteht, dass bei der Risiko-Analyse die Industrie die Richtung vorgegeben hat.“, so der Geschäftsführer des NABU.
Stellungnahme des BfR
Inzwischen hat sich das Bundesinstitut für Risikobewertung zu dem Plagiat-Gutachten geäußert. Der Behörde zufolge zeugen die Plagiatsvorwürfe von „Unkenntnis der gesetzlichen und international üblichen Verfahren“. Das BfR habe seine Bewertung von Glyphosat entsprechend der gesetzlichen Vorgaben durchgeführt.
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