Schon ab dem Jahr 2035 könnte der Verkehr in Deutschland ohne Erdöl auskommen. Denn die Bundesregierung könnte bis dahin klimafreundliche Alternativen wie Bahn- und Radverkehr sowie das Angebot gemeinsam genutzter E-Autos ausreichend ausbauen. Das zeigt ein neues Mobilitätsszenario des Wuppertal Instituts im Auftrag von Greenpeace.
Die Studie „Verkehrswende für Deutschland“ macht deutlich: Schon in 18 Jahren könnten wir theoretisch alle Wege in Deutschland ohne klimaschädliche Verbrennungsmotoren zurücklegen – wenn die Bundesregierung sich für den Ausbau alternativer Verkehrsmittel einsetzt.
„Seit Jahrzehnten versagt die Verkehrspolitik dabei, den Ausstoß von Schadstoffen zu senken“, sagt Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan. „Die Folge sind alarmierend schlechte Luft in Städten und eine verheerende Klimabilanz. Nur wenn die Bundesregierung heute ein Datum für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor beschließt, wird der Verkehrssektor morgen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“
Verkehr reduzieren, auf Fahrrad, Bus und Bahn umsteigen
Das nun veröffentlichte Szenario basiert auf der Erreichung des 1,5-Grad-Ziels und einem Enddatum für Autozulassungen mit Verbrennungsmotoren ab 2025. Doch der Umstieg auf alternative Antriebssysteme allein wird nicht ausreichen:
„Wir müssen dort, wo es möglich ist, Personen- und Güterverkehr reduzieren und auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel wie Fahrrad, Bus und Bahn umsteigen,“
heißt es in der neuen Studie (PDF).
Sie beschreibt, wie der Ausstieg aus Benzin- und Dieselmotoren funktionieren und der gesamte Verkehr in Deutschland bis 2035 CO2-neutral werden kann. Dazu muss sich laut Studie der Anteil von Rad- und öffentlichem Verkehr bis zum Jahr 2035 verdoppeln, wozu ein beschleunigter Ausbau der entsprechenden Infrastruktur nötig ist. Zudem geht dieses Zukunftsszenario davon aus, dass sich die Raumstrukturen in den Städten stärker verdichten und die Wege kürzer sind.
Es geht außerdem davon aus, dass sich die Zahl der Privatautos bis zum Jahr 2035 gegenüber 2015 mehr als halbiert (von 548 auf 200 Pkw pro 1.000 Einwohner). Die verbleibenden Autos sind in diesem Modell fast ausschließlich Elektroautos, die mit Ökostrom aus Erneuerbaren Energien betrieben werden. Gleichzeitig zur veränderten Nutzung der Verkehrsmittel ist „Sharing Mobility“ in den Städten allgegenwärtig und wird auch auf dem Land zunehmend genutzt.
Zudem verlagert sich in dieser Berechnung der Transport von Gütern bis 2035 größtenteils von der Straße auf die Schienen. Der Güterfernverkehr auf der Straße wird zu 80 Prozent über Oberleitungen elektrisch angetrieben. Für die restlichen Wege kommen LKW zum Einsatz, die klimaverträgliche synthetische Kraftstoffe nutzen.
Verkehrswende für mehr Lebensqualität
Eine Verkehrswende, wie im neuen Greenpeace-Szenario beschrieben, entspräche den Wünschen der Menschen in deutschen Städten: Laut einer vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen Studie glauben 91 Prozent der Befragten, dass weniger Autos in Städten die Lebensqualität verbessern.
„Der Schlüssel zu Klima- und Gesundheitsschutz sowie insgesamt einer Erhöhung der Lebensqualität liegt in einer neuen Ausrichtung der Mobilität: Deutschland braucht eine grundlegende Verkehrswende und das so schnell wie möglich“,
heißt es in der Greenpeace-Studie. Greenpeace fordert von der Bundesregierung, ab 2025 keine weiteren Autos mit Verbrennungsmotor mehr zuzulassen.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Elektroautos mit der größten Reichweite: die Top-Modelle
- „Wir brauchen null Emissionen als politisches Ziel“ (Interview)
- Bambus-Fahrräder: 5 spannende Modelle
War dieser Artikel interessant?