Die Modemarke H&M hat ein Problem: Offenbar wird sie unverkaufte Kleidung im Wert von mehreren Milliarden Euro nicht los. Selbst für H&M sei das nicht normal, heißt es in einem internen Bericht. Demzufolge vernichtet H&M außerdem massenweise Kleidungsstücke.
Das ZDF-Fernsehmagazin Frontal 21 und die „Wirtschaftswoche“ haben gemeinsam Finanzdaten von H&M analysiert und einen vertraulichen Bericht eines Logistik-Wirtschaftsausschusses vom Juni 2018 ausgewertet. Die Erkenntnisse aus den Untersuchungen sind erschreckend: Demnach lagerte H&M im ersten Halbjahr Mode im Wert von 3,5 Milliarden Euro – Kleidung die aufwendig produziert wurde, aber nicht verkauft werden konnte.
Zurzeit „haben wir 5 Saisons im Haus“, zitieren die Redaktionen den internen Bericht. Das sei nicht normal für H&M. Aber es kommt noch schlimmer: Dem Bericht zufolge wurden in Deutschland 100.000 Kleidungsstücke vernichtet.
Das sagt H&M
Frontal 21 berichtet von E-Mails, in denen Lager-Mitarbeiter angewiesen wurden, Kleidung zu entsorgen. Allerdings sei nicht klar, ob es sich dabei um neuwertige Ware handelte.
H&M hat sich bereits zu den Anschuldigungen geäußert. In einer Stellungnahme heißt es laut Frontal 21: „Für H&M gibt es keinen Grund, intakte Kleidung in die Verbrennung zu geben oder anderweitig zu vernichten.“ Nur bei Qualitätsmängeln, etwa durch chemische Rückstände, werde Kleidung verbrannt.
Die gleiche Erklärung lieferte H&M bereits im vergangenen Jahr, als ein dänischer Fernsehsender aufdeckte, dass H&M tonnenweise ungetragene Kleidung verbrennen ließ. Die Enthüllung hatte damals für einen Skandal gesorgt.
Nicht nur H&M vernichtet Kleidung
Dass Modemarken Kleidung vernichten, ist gar nicht so ungewöhnlich: So wurde beispielsweise im Juni bekannt, dass das Luxuslabel Burberry im Jahr 2018 Mode im Wert von 32,5 Millionen Euro geschreddert hat.
Auch der Konzern „Bestseller“ habe 2016 etwa 49 Tonnen Kleider verbrannt, berichtete die dänische Fernsehreportage. Dem Unternehmen gehören unter anderem die Marken Vero Moda, Jack & Jones, Selected und Only.
Überproduktion für Billig-Mode
Dass H&M, Burberry und andere Marken so viel Kleidung zerstören, zeigt, was in der Modebranche schiefläuft: Sie produziert so große Überschüsse, dass massenhaft Klamotten nicht verkauft werden. Offenbar ist es in vielen Fällen günstiger, die Ware zu entsorgen und dann einfach wieder neu zu produzieren, als sie anders weiter zu verarbeiten.
Mehr Informationen und alle Hintergründe zu den Recherchen von Frontal 21 und der Wirtschaftswoche gab es am Dienstag im Fernsehen bei Frontal 21 im ZDF und aktuell in der Mediathek.
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