Kindersaft im Tetra Pack ist bei den Kleinen beliebt. Öko-Test hat 19 Kindersäfte genauer untersucht: auf Frucht-, Zucker- und Aromenzusätze. Erfreulich: Die Bio-Produkte schnitten am besten ab.
Kinder lieben Fruchtsaft aus kleinen Tetra-Packungen – vor allem wegen des süßen Inhalts. Die bunte Verpackung und der Strohhalm tun den Rest. Dass langes Nuckeln an Plastik-Strohhälmen nicht besonders gut für die Zähne ist, sollte nichts Neues für Eltern sein: Der Fruchtsaft umspült langsamer als beim normalen Trinken die Zähne, Zucker und Säure greifen diese an.
Die Untersuchungen von Öko-Test zum Thema Kindersaft bringen aber neue, beunruhigende Ergebnisse. Hierfür hat das Verbrauchermagazin 19 Kindersäfte in Tüten getestet, um sich Frucht-, Zucker- und Aromengehalt einmal genauer anzusehen. Die Fruchtsäfte kamen dabei sowohl aus Super-, Bio- und Drogeriemärkten, darunter sieben Bio-Produkte. Überwiegend handelte es sich um Orangen-, Apfel- und Mehrfruchtsaftgetränke aus Konzentraten oder Direktsaft, oder es waren Mischungen mit Früchtetees – darunter auch bekannte Produkte von Hipp, Alete oder Capri Sonne.
Kindersaft: nur 12 Prozent Frucht, viel zu viel Zucker
Fruchtsaft-Hersteller geben sich nicht nur bei Kinder-Marken reichlich Mühe, den Eindruck eines möglichst natürlichen Produktes zu erwecken. In Wirklichkeit machen sich natürliche Früchte in Kindersaft eher rar: Öko-Test fand heraus, dass einige Kindersäfte im Test gerade einmal zwölf Prozent Fruchtsaft enthielten, einer überhaupt keinen. Das ist vor allem deshalb ungesund, weil fehlender Geschmack häufig mit Zucker und anderen Süßungsmitteln oder mit Zitronensäure und Aromen ausgeglichen wird.
Es gilt also die Regel: Je weniger Frucht, desto mehr Zusätze. Positiv fiel zumindest auf, dass die Deklarationen immer stimmten. In allen Testprodukten steckte also so wenig Saft, wie auch auf der Verpackung angegeben.
An Zucker wird indes nicht gespart: Bis zu 20,3 Gramm steckten in einem 200-Milliliter-Trinkpäckchen. Das entspricht fast sieben Zuckerwürfeln (siehe auch: Versteckter Zucker). Öko-Test hat allerdings nicht per se für Zucker Minuspunkte verteilt, sondern sich angeschaut, woher der Zucker im Kindersaft stammt. Denn: Obst ist ja von Natur aus süß. Ein Produkt, das also tatsächlich nur aus dem Saft der Früchte und Wasser besteht, sollte nicht abgewertet werden.
Das Ergebnis zeigt aber: Bei zwölf der untersuchten Kinderdrinks wurden zusätzlicher Zucker oder ein anderes Süßungsmittel wie Fruktose-Glukose-Sirup oder Steviolglycoside zugesetzt.
Synthetische Aromen statt „natürliche Orange“
Acht Säfte, die Öko-Test untersuchte, deklarierten Aromen auf ihrer Verpackung, fünf davon „natürliches Orangenaroma“. Ein eher schlechtes Gegenbeispiel war der „Happy Zoo Multifruits Drink“. Wo das Päckchen mit „Aroma: Multifrucht (Maracuja, Orangen, Mango Frucht, Zitrone, Grapefruit, Mandarine)“ wirbt, konnte das Labor neben Spuren eines Geschmacks aus Orange und Zitrone hauptsächlich ein synthetisches Aroma nachweisen – von Maracuja, Mango und Co. keine Spur.
Die Produkte „Sonniger Orange“ und „Die Maus Vitaldrink“ deklarieren auch „natürliches Aroma“ – aus welchen Früchten dieses gewonnen wurde, bleibt allerdings offen. Auch auf Nachfrage von Öko-Test haben die Hersteller dies nicht mitgeteilt. In diesem Zusammenhang wichtig zu wissen: Stoffe, die als „natürliches Aroma“ ausgegeben werden, enthalten nicht unbedingt echte Früchte; sie können auch unter Einsatz von Bakterien, Pilzen oder Hefen aus anderen natürlichen Grundstoffen gewonnen werden.
Karies im Kindersaft, bedenkliche Vitaminzusätze
Bei zwölf der 19 untersuchten Produkte wurde außerdem Zitronensäure, -saft oder -konzentrat zugesetzt. Vor allem für Kinder ist das problematisch. Diese Säure greift stärker als die von anderen Früchten den Zahnschmelz an – vor allem den von Milchzähnen. Studien belegen, dass Zitronensäure den Zahnschmelz aufweicht und Karies begünstigt. Ein qualitativ hochwertiger Saft mit hohem Fruchtanteil benötigt diese Zusätze eigentlich nicht.
Vier der Orangen- und Mehrfruchtsäfte sind außerdem mit künstlichem Vitamin C angereichert, das natürlich nicht den gleichen, positiven Effekt wie natürliches Vitamin C hat. Dem „Maus Vitaldrink“ sind noch weitere Vitamine, sowie Mineralstoffe und Betacarotin (Provitamin A) beigemischt. Letzteres wird von Öko-Test als besonders kritisch gesehen, da die Aufnahme von isoliertem Betacarotin sich als gesundheitlich bedenklich erwiesen hat. Im „Maus Vitaldrink“ analysierten die Chemiker ganze 60 Prozent Vitamin C weniger als angegeben, im „Happy Zoo Multifruit Drink“ fanden sie gar keines.
Konservierungsstoffe und sogar Nickel
Konservierungsstoffe sind laut Verordnung in Fruchtsäften verboten. In weniger fruchthaltigen Produkten, die in die Kategorie „Erfrischungsgetränke“ fallen, erlaubt die EU jedoch noch bestimmte Konservierer. Öko-Test fand lediglich in einem Getränk Haltbarmacher: dem „Happy Zoo Multifruits“; dort handelte es sich um Kaliumsorbat und das umstrittene Natriumbenzoat (E 211), das in Verdacht steht, relativ häufig Allergien auszulösen.
Eine weitere negative Überraschung: Im „Maus Vitaldrink“ lag der Nickelgehalt mit 100 Mikrogramm pro Liter deutlich über dem von der Trink- und Mineralwasserverordnung vorgegebenen Grenzwert.
Öko-Test: Gewinner und Verlierer
Insgesamt lagen die Bio-Safte immer vorne: Sieben der getesteten 19 Trinkpäckchen waren in Bio-Qualität – sie alle schnitten mit „sehr gut“ oder „gut“ ab. Darunter waren auch bekannte Kindersäfte wie „Capri Sonne Bio-Schorly“, der „Hipp Bio-Apfel“ und „Drachtenfrüchte“ von Voelkl. Doch auch unter den konventionellen Erzeugnissen gibt es zwei „sehr gute“ Produkte: das Alete „Frucht & Mineral Birne-Apfel Fruchtsaftgetränk“ und „Kinderschorle Birne & Apfel, Erfrischungsgetränk“ von Bebivita.
Laut Öko-Test haben fast alle „sehr guten“ und „guten“ Produkte einen Fruchtgehalt von 50 Prozent oder mehr. Nur der „Hipp Bio- Apfel“ enthält lediglich 33 Prozent Fruchtkonzentrat. Da er aber ohne den Zusatz von Aromen und Zucker auskommt, bekommt er trotzdem ein „sehr gut“.
Fazit Kindersaft-Test:
Mit richtigem Obst kann ein Kindersaft natürlich nicht mithalten, trotzdem kann er mal als schnelle Alternative für Unterwegs dienen. Zumindest steckt in den untersuchten Kinderdrinks einiges an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Selbst die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) findet es in Ordnung, wenn eine der von ihr empfohlenen fünf Portionen Obst oder Gemüse am Tag „durch 200 Milliliter Fruchtsaft ersetzt werden“. Frisches, unbearbeitetes Obst ist allerdings trotzdem vorzuziehen: Frische ganze Früchte trügen stärker zur Sättigung bei, auch weil durch das Kauen der Vorgang des Essens länger dauere als beim raschen Herunterschlucken.
Den Test der Kindersäfte findest du in Öko-Test Ausgabe 6/2016, die seit heute zu haben ist. Weitere Themen im Heft: Fleischersatzprodukte, Kesselchips, Elektrotacker, Kompakt-Deos, Mittel gegen Reisekrankheiten.
Apropos Zucker in Lebensmitteln: Folgende Fotostrecke zeigt, wie viel Zucker in verschiedenen Lebensmitteln steckt:
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