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Starke Klima-Debatte bei Lanz: Richard David Precht und Frank Thelen streiten um die Zukunft

Richard David Precht, Frank Thelen, Markus Lanz
Foto: Screenshot ZDF-Mediathek

Wie sieht die Welt von morgen aus – brauchen wir mehr technischen Fortschritt oder eher Konsumverzicht? Darüber diskutierten Philosoph Richard David Precht und der Unternehmer und Höhle-der-Löwen-Juror Frank Thelen am Mittwoch bei Markus Lanz. Sie hatten sehr unterschiedliche Visionen.

Höhere Preise für Fleisch und Benzin oder ein Verbot von Kreuzfahrten – es gäbe theoretisch viele wirksame Maßnahmen für mehr Klimaschutz. Aber in der Regel lassen sie sich nicht durchsetzen, mit der immer gleichen Begründung: Sie würden der Wirtschaft schaden. Damit die Wirtschaft wächst, muss die Bevölkerung konsumieren.

Aber es gibt eine vermeintliche Lösung, von der Unternehmer Frank Thelen überzeugt ist: Der Konsum muss umweltfreundlicher werden – und dafür braucht es „grüne Technologien“. Sein Beispiel: Elon Musks „Hyperloop“-Technologie, also ein Zug, der emissionsfrei mit mehr als 1000 Kilometern pro Stunde fahren soll. Statt SUVs zu verbieten, solle die Politik lieber dafür sorgen, dass solche Technologien weltweit nutzbar werden, so Thelens Argumentation.

Precht: Wir können nicht auf die Technologien warten

Richard David Precht stimmt Thelen in der Sendung von Markus Lanz zwar grundsätzlich zu. Er glaube aber nicht, dass die Menschheit warten könne, bis der Hyperloop einsatzbereit ist. „Ein paar kleine Verbote können wir uns durchaus leisten. Das spricht nicht gegen den technischen Fortschritt.“

Vor allem Deutschland sieht Precht in der Verantwortung. „SUVs fahren nicht so viele Länder dieser Welt. So viele Kreuzfahrttouristen, … da gehört Deutschland zu einer der führenden Nationen der Welt, sowohl in der Herstellung der Schiffe wie auch was das rege Aufkommen von Kreuzfahrttouristen anbelangt. Das sind Dinge, das fällt durchaus ins Gewicht, wenn Deutschland damit aufhören würde.“

Bewunderung und Sorge über Amazon, Google und Co.

Noch deutlicher wurden die Meinungsverschiedenheiten zwischen Thelen und Precht, als es um Großkonzerne wie Amazon, Google und Apple ging – und um deren Chefs. Thelen zeigte sich als großer Bewunderer von Jeff Bezos (Amazon) und Elon Musk (Tesla). „Natürlich haben die viel Macht. Aber ich glaube nicht, dass das wirklich so böse und geldgetrieben ist, wie das oftmals in Deutschland gezeigt wird. Sondern das sind eigentlich coole Köpfe, die was Gutes bewirken wollen.“

Amazon beispielsweise habe vor, klimaneutral zu werden. Das Unternehmen habe dafür bereits Milliarden investiert. Elon Musk riskiere „alles“ dafür, weg von fossilen Brennstoffen zu kommen. Precht amüsierte sich über die „vielen Fanboy-Worte über Elon Musk“.

Der Philosoph sieht die Konzerne extrem kritisch: „Amazon ist kein Teilnehmer des globalen Online-Handels, sondern es ist der globalisierte Online-Handel. Das heißt, das ist kein einfaches Unternehmen, das ist der Markt für den weltweiten Online-Handel. Das widerspricht meiner liberalen Seele, weil hier gibt es keine freie Marktwirtschaft mehr, sondern hier wird ein Unternehmen selbst zum Markt.“

Richard David Precht, Frank Thelen, Markus Lanz
Ein Diagramm aus der Sendung: Die Marktmacht aller DAX-Unternehmen im Vergleich zu Amazon, Google und Co. (Foto: Screenshot ZDF-Mediathek)

Precht: Die Angst vor Arbeitsplatzverlust darf den Wandel nicht aufhalten

In einem Punkt waren sich Thelen und Precht einig – nämlich, dass wir uns von veralteten Technologien verabschieden sollen. Thelen sprach hierbei aber von der Deutschen Bahn („Weil es eine Erfindung aus dem Jahre 1822 ist, die funktioniert noch genau so.“), Precht hingegen vom Automobil-Bereich und Braunkohle.

Wie immer bei solchen Diskussionen ging es auch um Arbeitsplätze. Uns stehe ein Systemwandel bevor, der auch Arbeitsplätze kosten wird, argumentierte Precht. Die Lösung dürfe aber nicht sein, an umweltschädlichen Industriezweigen wie Braunkohle festzuhalten, um die Arbeitsplätze zu schützen. Stattdessen sollen Maßnahmen wie ein bedingungsloses Grundeinkommen und ein verändertes Verhältnis zur Lohnarbeit Abhilfe schaffen.

Utopia meint: Um die Klimakrise noch abzuwenden, muss die Menschheit den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzen. Um das zu schaffen, bleibt nicht mehr viel Zeit. Wir können es uns nicht erlauben, all unsere Hoffnungen in grüne Technologien zu setzen – die in den meisten Fällen noch gar nicht existieren. Wir müssen jetzt etwas tun – im persönlichen Leben, der Wirtschaft und der Politik.

Die ganze Sendung von Mittwoch (21.10.) findest du in der ZDF-Mediathek.

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